Rheinische Post - Xanten and Moers
Media-Markt und Saturn schließen Filialen
Die Handelskette konkretisiert ihre Abbaupläne in Deutschland. Sie sind auch eine Folge des stärker werdenden Trends zum Online-Einkauf, bei dem Elektronikhändler bundesweit nun 1000 Stellen zum Opfer fallen sollen.
DÜSSELDORF Als vor drei Wochen der spanische Media-Saturn-Chef Ferran Reverter seinen Rückzug aus Ingolstadt und den Wechsel in seine Heimat zum Vorzeige-Fußballklub FC Barcelona bekannt gab, war klar: Reverter geht nicht nur aus Liebe zu Spanien, sondern auch weil die Elektronikmärkte in Bayern stärker unter das Dach des Düsseldorfer Mutterkonzerns Ceconomy gerückt werden sollten. Was das konkret zu bedeuten hat, bekommt nun auch die Belegschaft zu spüren: Ceconomy will in den Elektronikmärkten rund 1000 Stellen schließen und
13 unprofitable Häuser schließen, wie die deutsche Unternehmensführung den Beschäftigten per Brief mitgeteilt hat. Über die Abbaupläne hatte zuerst die „Lebensmittelzeitung“berichtet.
Media-Markt-Saturn Deutschland beschäftigte nach eigenen Angaben zum Ende des Geschäftsjahres 2019/20 – also Ende September
2020 – mehr als 23.000 Mitarbeiter. Wie viele davon in den Märkten von Media-Markt und Saturn arbeiten, gibt der Konzern nicht preis. Der Jobabbau ist offensichtlich eine noch nicht konkretisierte betriebswirtschaftliche Rechengröße. Die Streichpläne im Filialnetz klingen sehr präzise, sind aber wohl auch noch nicht festgezurrt. Die Argumentation dafür, dass es künftig weniger und mehr kleinere Niederlassungen geben soll, ist die, die viele Händler seit Jahresfrist bemühen, um den Abbau von Arbeitsplätzen zu erklären: Die Pandemie
habe das Einkaufsverhalten nachhaltig verändert; immer mehr Kunden kauften online ein. Das ist aber nicht die einzige Wahrheit: Das Machtgefüge bei Media-Saturn verschiebt sich auch aus strategischen Gründen deutlich zur Muttergesellschaft nach Düsseldorf. Eine „einheitliche Führungskultur“hat Ceconomy-Aufsichtsratschef Thomas Dannenfeldt der Gruppe verordnet, und diese solle etabliert werden, sobald die Gruppe die verbleibenden Anteile der Media-Markt-Gründerfamilie Kellerhals übernommen habe, heißt es. Und straffere Führung bedeutet meist auch Sparen.
Der Jobabbau ist ein Teil davon und gehört zu einem Programm, über das schon vor einem Jahr gesprochen wurde. Damals war davon die Rede gewesen, dass europaweit 3500 Arbeitsplätze abgebaut werden sollten. Letztlich ist es auch die Konsequenz aus einer Geschäftsverschiebung ins Internet, die zum einen durch die Pandemie ausgelöst wurde. Zum anderen war sie aber auch schon davor zu beobachten und auch durchaus willkommen, weil man so Kosten sparen kann. Denn Onlinehandel verursacht weniger Aufwand, da er weniger personalintensiv ist. Er wirft mittlerweile ein Drittel des Ceconomy-Umsatzes von jährlich 7,5 Milliarden Euro ab – und er hat sich im Geschäftsjahr 2019/20 noch einmal verdoppelt. „Es ist daher unsere unternehmerische Pflicht, dass wir unsere Abläufe, Prozesse und auch unsere Investitionsstrategie kontinuierlich überprüfen und an deutlich veränderte Rahmenbedingungen anpassen“, teilte der Konzern auf Anfrage mit. Das heißt auch: mehr Investitionen in die Logistik, weniger Geld für teure Filialen.
Was den geplanten Jobabbau angeht, setzt Ceconomy auf die in solchen Fällen üblichen Instrumente: Fluktuation, Vorruhestand, Abfindungen. Und als letztes Mittel wohl auch auf betriebsbedingte Kündigungen, die so gut wie kein Konzern in einer solchen Situation vollständig ausschließen kann. Gleichzeitig will Ceconomy nicht nur bei den
Personalkosten sparen. Der Konzern ist auch im Gespräch mit den Vermietern der Niederlassungen – einerseits was die Höhe der Mieten angeht, andererseits aber auch im Zusammenhang mit den Flächen, die die Ceconomy-Tochterunternehmen besetzen und die teilweise verkleinert werden sollen, damit entsprechend Mietkosten gespart werden können.
An der Börse machten sich die Nachrichten aus dem Hause Ceconomy kaum bemerkbar. Rund 0,7 Prozent Kursminus verzeichnete die Aktie am Mittwoch. Damit kann man wahrscheinlich gut leben, wenn man seit dem Börsenstart im Juli 2017 beinahe die Hälfte des Marktwertes verloren hat. Die Erwartungen, dass sich nach der damaligen Aufspaltung der alten Metro mehr Investoren für den Elektronikhandel begeistern könnten, hat getrogen. Der Trost: Vor einem Jahr war die Ceconomy-Aktie nicht einmal zwei Euro wert. So gesehen geht es deutlich aufwärts.