Rheinische Post - Xanten and Moers

„Zur Hoffnung“lebt weiter in Nepicks Garten

Die Alpener Pfadfinder haben am Abriss-Gasthof an der Lindenalle­e die Reklametaf­el vor dem Bagger gerettet. Runderneue­rt schmückt sie nun das Pfadi-Domizil.

- VON BERNFRIED PAUS

ALPEN Es ist schon ein besonders emotionale­r Moment für Menschen, die sich mit Alpen verbunden fühlen, für die der Ort – im allerbeste­n Sinne – Heimat ist. Der Abrissbagg­er legt gerade am Schnittpun­kt von Lindenalle­e und Ulrichstra­ße jenen Komplex Stück für Stück nieder, der dem Dorf seit Generation­en Gesicht gegeben, es geprägt hat. Das so vertraute Bild verschwind­et.

Der Traditions­gasthof mit dem so schönen Namen „Zur Hoffnung“ist in diesen Tagen nur noch eine Ruine. Mit ihm geht auch ein großes Stück Erinnerung an erlebtes, gelebtes Leben in Alpen für immer verloren. Aber die Hoffnung verschwind­et nicht ganz. Dafür haben die Pfadfinder von St. Ulrich gesorgt. Sie haben den Schriftzug „Zur Hoffnung“vor der Verschrott­ung gerettet und ihm einen neuen Platz zugewiesen, an dem er in neuer Schönheit erstrahlt. Ein fast österliche­s Erlebnis.

Während nun Platz für Neues geschaffen wird, erinnert man sich im Ort längst nicht nur an die beliebte Gaststätte, in der „Tante Maria“hinterm Tresen stand und die, den Pfadindern sehr verbunden, ihnen Nepicks Garten als Refugium vermacht hat. Die Gedanken vornehmlic­h der Älteren kreisen um den SaalTrakt – in kargen Nachkriegs­tagen zum Beispiel Schauplatz sonntäglic­her Film-Vorführung­en, später zentraler Versammlun­gsort fürs Dorf, Festsaal sowie Schieß- und Billard-Stätte. Für all die, die das noch erlebt haben, ist es keine Frage: „Alt-Alpen verliert ein Stück Originalit­ät“, schreibt Kalli Pieper vom Fördervere­in Georgswerk. Der Abriss berühre die Gefühlslag­e „wie lange nichts mehr“.

Dem Pfadfinder­stamm St. Ulrich ergehe es ähnlich. Er hat in dieser markanten Umbruchpha­se in Abstimmung mit Familie Nepicks eine eigene Aktion gestartet, um so etwas wie „eine Brücke zwischen Vergangenh­eit und Zukunft zu schlagen“. Im Februar haben Benjamin Schellen, Thorsten Zenefels, Max Pieper, Lukas Kluth und Christian Walbröhl als handwerkli­ch erprobte, höhenfeste Pfadfinder den Schriftzug „Zur Hoffnung“von der Leuchtrekl­ame am östlichen Gaststätte­n-Giebel abmontiert. Nach fachgerech­ter Reinigung, Restaurier­ung und Lackierung hat dieses Original aus verflossen­er Zeit inzwischen seinen neuen Platz am Pfadfinder­häuschen in Nepicks Garten gefunden.

In Wurfweite zu seinem ursprüngli­chen Standort grüßt das Schild „Zur Hoffnung“nun neben den spielenden Pfadis im Garten und den Wurzelzwer­gen im oberhalb gelegenen Waldkinder­garten ganz gezielt auch all die Menschen, die auf dem Weg an der Huf zum Schmuhlsbe­rg unterwegs sind.

„Was für die dörfliche Gemeinscha­ft so vertraut war, lebt somit weiter. Und Bewährtes bleibt weithin sichtbar“, schreibt Kalli Pieper. „Zuversicht, Halt und der Glaube, dass sich die Dinge zum Guten wenden“, würden als wesentlich­e Bestandtei­le der Hoffnung gelten. Es wäre doch wirklich zu schade gewesen, so Pieper, „Zur Hoffnung als ebenso wunderbare­n wie prägenden Namenszug dem Abriss zu überlassen“. In diesem Sinne wünschen der Pfadfinder­stamm und seine Förderer allen Alpenern „von Herzen eine hoffnungsv­olle Osterzeit, viel Kraft in anhaltende­r Pandemie und allzeit ,Gut Pfad’“.

 ?? RP-FOTO: STOFFEL ?? Die Wehmut ist groß: Vom Traditions­gasthof „Zur Hoffnung“mitten in Alpen steht nur noch die Hülle, schon bald wird er ganz verschwund­en sein.
RP-FOTO: STOFFEL Die Wehmut ist groß: Vom Traditions­gasthof „Zur Hoffnung“mitten in Alpen steht nur noch die Hülle, schon bald wird er ganz verschwund­en sein.
 ?? FOTO: PFADFINDER ?? Was könnte es Besseres für „Zur Hoffnung“geben als einen Platz am Pfadfinder­haus in Nepicks Garten?
FOTO: PFADFINDER Was könnte es Besseres für „Zur Hoffnung“geben als einen Platz am Pfadfinder­haus in Nepicks Garten?

Newspapers in German

Newspapers from Germany