Rheinische Post - Xanten and Moers
„Zur Hoffnung“lebt weiter in Nepicks Garten
Die Alpener Pfadfinder haben am Abriss-Gasthof an der Lindenallee die Reklametafel vor dem Bagger gerettet. Runderneuert schmückt sie nun das Pfadi-Domizil.
ALPEN Es ist schon ein besonders emotionaler Moment für Menschen, die sich mit Alpen verbunden fühlen, für die der Ort – im allerbesten Sinne – Heimat ist. Der Abrissbagger legt gerade am Schnittpunkt von Lindenallee und Ulrichstraße jenen Komplex Stück für Stück nieder, der dem Dorf seit Generationen Gesicht gegeben, es geprägt hat. Das so vertraute Bild verschwindet.
Der Traditionsgasthof mit dem so schönen Namen „Zur Hoffnung“ist in diesen Tagen nur noch eine Ruine. Mit ihm geht auch ein großes Stück Erinnerung an erlebtes, gelebtes Leben in Alpen für immer verloren. Aber die Hoffnung verschwindet nicht ganz. Dafür haben die Pfadfinder von St. Ulrich gesorgt. Sie haben den Schriftzug „Zur Hoffnung“vor der Verschrottung gerettet und ihm einen neuen Platz zugewiesen, an dem er in neuer Schönheit erstrahlt. Ein fast österliches Erlebnis.
Während nun Platz für Neues geschaffen wird, erinnert man sich im Ort längst nicht nur an die beliebte Gaststätte, in der „Tante Maria“hinterm Tresen stand und die, den Pfadindern sehr verbunden, ihnen Nepicks Garten als Refugium vermacht hat. Die Gedanken vornehmlich der Älteren kreisen um den SaalTrakt – in kargen Nachkriegstagen zum Beispiel Schauplatz sonntäglicher Film-Vorführungen, später zentraler Versammlungsort fürs Dorf, Festsaal sowie Schieß- und Billard-Stätte. Für all die, die das noch erlebt haben, ist es keine Frage: „Alt-Alpen verliert ein Stück Originalität“, schreibt Kalli Pieper vom Förderverein Georgswerk. Der Abriss berühre die Gefühlslage „wie lange nichts mehr“.
Dem Pfadfinderstamm St. Ulrich ergehe es ähnlich. Er hat in dieser markanten Umbruchphase in Abstimmung mit Familie Nepicks eine eigene Aktion gestartet, um so etwas wie „eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft zu schlagen“. Im Februar haben Benjamin Schellen, Thorsten Zenefels, Max Pieper, Lukas Kluth und Christian Walbröhl als handwerklich erprobte, höhenfeste Pfadfinder den Schriftzug „Zur Hoffnung“von der Leuchtreklame am östlichen Gaststätten-Giebel abmontiert. Nach fachgerechter Reinigung, Restaurierung und Lackierung hat dieses Original aus verflossener Zeit inzwischen seinen neuen Platz am Pfadfinderhäuschen in Nepicks Garten gefunden.
In Wurfweite zu seinem ursprünglichen Standort grüßt das Schild „Zur Hoffnung“nun neben den spielenden Pfadis im Garten und den Wurzelzwergen im oberhalb gelegenen Waldkindergarten ganz gezielt auch all die Menschen, die auf dem Weg an der Huf zum Schmuhlsberg unterwegs sind.
„Was für die dörfliche Gemeinschaft so vertraut war, lebt somit weiter. Und Bewährtes bleibt weithin sichtbar“, schreibt Kalli Pieper. „Zuversicht, Halt und der Glaube, dass sich die Dinge zum Guten wenden“, würden als wesentliche Bestandteile der Hoffnung gelten. Es wäre doch wirklich zu schade gewesen, so Pieper, „Zur Hoffnung als ebenso wunderbaren wie prägenden Namenszug dem Abriss zu überlassen“. In diesem Sinne wünschen der Pfadfinderstamm und seine Förderer allen Alpenern „von Herzen eine hoffnungsvolle Osterzeit, viel Kraft in anhaltender Pandemie und allzeit ,Gut Pfad’“.