Rheinische Post - Xanten and Moers
Apokalypse – die Wahrheit dahinter
Zuversicht bestimmt das letzte Buch der Bibel – und nicht etwa Angst, wie man vielleicht vermuten könnte. Die Apokalypse eröffnet also eine hoffnungsvolle Perspektive. Damals genauso wie heute.
Apokalypse – das Wort hat Hochkonjunktur, nicht erst in jüngster Zeit. Naturkatastrophen, Klimakapriolen, Gewaltexzesse, Kriege, Flüchtlingsströme, Epidemien, Pandemien, Massensterben und vieles mehr werden so auf den Begriff gebracht. Schreckensund Bedrohungsszenarien von gewaltiger Dimension und überwältigender Intensität sind in unserer Vorstellung unzertrennbar damit verbunden. Wer von Apokalypse spricht, hat den Untergang der Menschheit, der Welt, ja des gesamten Universums vor Augen.
Der griechische Begriff apokalypsis bedeutet aber eigentlich „Offenbarung, Enthüllung“und meint das Aufdecken von Verborgenem. Gewiss: Auch Katastrophen und existenzbedrohende Plagen können bislang Verborgenes
zum Vorschein bringen – etwa ökologische Ausbeutung, soziale Missstände und die Corona-Pandemie, die mittlerweile weltweit Angst und Schrecken verbreitet.
Im Verständnis jener frühchristlichen Schrift, die im Neuen Testament als Apokalypse bekannt ist, geht es um eine Offenbarung ganz anderer Art. Die Bilder von Zerstörung,
Drangsal und Untergang stehen hier nicht im Mittelpunkt. Sie sind bestenfalls Begleiterscheinungen dessen, worum es in dieser Schrift in Wahrheit geht.
„Offenbarung“Christi ist eine Botschaft, die von Gott kommt. Was ihr Verfasser Johannes in bilderreichen Visionen zum Ausdruck bringt, versteht sich als eine prophetische Tiefenschau und letztliche Sinndeutung der Geschichtsereignisse und als ein Aufdecken jener Kräfte, die tatsächlich das Weltgeschehen bestimmen: keine esoterische Botschaft, kein unergründliches Buch mit sieben Siegeln, sondern Offenlegung der göttlichen Wirklichkeit, die hinter den Dingen liegt.
Äußerlich beeindruckende und zugleich bedrohlich vereinnahmende Mächte auf Erden, die absolute Verfügungsgewalt und uneingeschränkte Verehrung für sich einfordern, werden in der Johannes-Offenbarung als zerstörerische, ja teuflische Größen entlarvt. Die Gefährdung, die von diesen Mächten ausgeht, ist begrenzt. Ihre Macht ist im Grunde bereits durch die Lebenshingabe Jesu am Kreuz gebrochen. Jesus Christus wird den Glaubenden herrlich und machtvoll vor Augen gestellt. Und Gott wird als der dargestellt, der alles umfängt, das Geschehen in Händen hält und letztlich alles zum Guten führt.
Großartige Hoffnungsbilder umfassenden Heils bestimmen das letzte Buch der Bibel und nicht etwa Bilder der Angst, des Schreckens, der Katastrophe und des Untergangs. Sie wollen ermutigen, stärken, trösten und trotz widriger Umstände, gerade in dieser schwierigen Zeit der Pandemie, zu einem Verhalten motivieren, das sich fest an dem auferstandenen Jesus Christus orientiert. Die Apokalypse eröffnet mit ihrer Botschaft somit eine hoffnungsvolle Perspektive. Das galt für die als bedrängend empfundene Situation der Glaubenden zur Zeit der Abfassung dieser Schrift, gilt aber auch gleichermaßen für die Gegenwart – gerade in dieser Zeit.