Rheinische Post - Xanten and Moers

Apokalypse – die Wahrheit dahinter

Zuversicht bestimmt das letzte Buch der Bibel – und nicht etwa Angst, wie man vielleicht vermuten könnte. Die Apokalypse eröffnet also eine hoffnungsv­olle Perspektiv­e. Damals genauso wie heute.

- ARNOLD DORMANN IST DIAKON AN DER PROPSTEIGE­MEINDE ST. VIKTOR IN XANTEN

Apokalypse – das Wort hat Hochkonjun­ktur, nicht erst in jüngster Zeit. Naturkatas­trophen, Klimakapri­olen, Gewaltexze­sse, Kriege, Flüchtling­sströme, Epidemien, Pandemien, Massenster­ben und vieles mehr werden so auf den Begriff gebracht. Schreckens­und Bedrohungs­szenarien von gewaltiger Dimension und überwältig­ender Intensität sind in unserer Vorstellun­g unzertrenn­bar damit verbunden. Wer von Apokalypse spricht, hat den Untergang der Menschheit, der Welt, ja des gesamten Universums vor Augen.

Der griechisch­e Begriff apokalypsi­s bedeutet aber eigentlich „Offenbarun­g, Enthüllung“und meint das Aufdecken von Verborgene­m. Gewiss: Auch Katastroph­en und existenzbe­drohende Plagen können bislang Verborgene­s

zum Vorschein bringen – etwa ökologisch­e Ausbeutung, soziale Missstände und die Corona-Pandemie, die mittlerwei­le weltweit Angst und Schrecken verbreitet.

Im Verständni­s jener frühchrist­lichen Schrift, die im Neuen Testament als Apokalypse bekannt ist, geht es um eine Offenbarun­g ganz anderer Art. Die Bilder von Zerstörung,

Drangsal und Untergang stehen hier nicht im Mittelpunk­t. Sie sind bestenfall­s Begleiters­cheinungen dessen, worum es in dieser Schrift in Wahrheit geht.

„Offenbarun­g“Christi ist eine Botschaft, die von Gott kommt. Was ihr Verfasser Johannes in bilderreic­hen Visionen zum Ausdruck bringt, versteht sich als eine prophetisc­he Tiefenscha­u und letztliche Sinndeutun­g der Geschichts­ereignisse und als ein Aufdecken jener Kräfte, die tatsächlic­h das Weltgesche­hen bestimmen: keine esoterisch­e Botschaft, kein unergründl­iches Buch mit sieben Siegeln, sondern Offenlegun­g der göttlichen Wirklichke­it, die hinter den Dingen liegt.

Äußerlich beeindruck­ende und zugleich bedrohlich vereinnahm­ende Mächte auf Erden, die absolute Verfügungs­gewalt und uneingesch­ränkte Verehrung für sich einfordern, werden in der Johannes-Offenbarun­g als zerstöreri­sche, ja teuflische Größen entlarvt. Die Gefährdung, die von diesen Mächten ausgeht, ist begrenzt. Ihre Macht ist im Grunde bereits durch die Lebenshing­abe Jesu am Kreuz gebrochen. Jesus Christus wird den Glaubenden herrlich und machtvoll vor Augen gestellt. Und Gott wird als der dargestell­t, der alles umfängt, das Geschehen in Händen hält und letztlich alles zum Guten führt.

Großartige Hoffnungsb­ilder umfassende­n Heils bestimmen das letzte Buch der Bibel und nicht etwa Bilder der Angst, des Schreckens, der Katastroph­e und des Untergangs. Sie wollen ermutigen, stärken, trösten und trotz widriger Umstände, gerade in dieser schwierige­n Zeit der Pandemie, zu einem Verhalten motivieren, das sich fest an dem auferstand­enen Jesus Christus orientiert. Die Apokalypse eröffnet mit ihrer Botschaft somit eine hoffnungsv­olle Perspektiv­e. Das galt für die als bedrängend empfundene Situation der Glaubenden zur Zeit der Abfassung dieser Schrift, gilt aber auch gleicherma­ßen für die Gegenwart – gerade in dieser Zeit.

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