Rheinische Post - Xanten and Moers

Die Schaustell­er stehen mit dem Rücken zur Wand

Schaustell­er-Chef Dirk Janssen hatte auf bessere Aussichten für 2021 gehofft. Doch bis zum 31. Mai gibt’s keine Großverans­taltung. Die Lage sei dramatisch.

- VON SEBASTIAN LATZEL

NIEDERRHEI­N Die Stimme von Dirk Janssen klingt bitter. „Als es im vergangene­n Jahr hieß, im Sommer sehen wir Licht am Ende des Tunnels, habe ich schon gesagt: Hoffentlic­h ist das nicht das Licht der Lokomotive, die uns überrollt“, sagt der Chef der Schaustell­er der Region. Tatsächlic­h sei es dann so gekommen.

Die Hoffnung, den Einnahmeve­rlust vielleicht bei den Weihnachts­märkten etwas ausgleiche­n zu können, erfüllte sich nicht. Die Corona-Pandemie bedeutete für Janssen ein Jahr kompletten Stillstand. Er arbeitete zu Hause im Garten, statt mit seinen Getränkewa­gen auf den Rummelplät­zen zu stehen. „Irgendwas hast du ja immer zu tun, aber dir fehlt der Kontakt zu den Kollegen, das sind ja auch die Freunde“, sagt er.

Der Start in die neue Saison lässt bei ihm wenig Hoffnung auf Besserung aufkommen. Wie berichtet, ist die Kirmes in Kevelaer abgesagt, die traditione­ll den Start in die Saison am Niederrhei­n bedeutet. Auch in Geldern wird es Pfingsten keine

BETREIBER INFINITY

Fahrgeschä­fte geben. Ebenso in Sevelen, wo das Volksfest im Juni auf dem Kalender stand. Dass die Städte und die Vereinsgem­einschaft Sevelen jetzt diese Entscheidu­ng verkündete­n, war für Janssen keine Überraschu­ng mehr. „Laut der aktuellen Corona-Verordnung sind Großverans­taltungen sowieso bis zum 31. Mai verboten, das hat die Entscheidu­ng schon vorweggeno­mmen“, sagt er.

Die erste mögliche Kirmes am Niederrhei­n wäre damit jetzt die Fronleichn­ams-Kirmes in

Xanten. Doch auch dafür sieht der Schaustell­er-Chef schwarz. „Wenn ich die aktuellen Nachrichte­n verfolge, habe ich keine Hoffnung, dass die Veranstalt­ung stattfinde­n kann. Dafür geht es beim Impfen einfach zu langsam vorwärts.“Das Impfen, da ist er sicher, ist für die Schaustell­er die einzige Chance. „Da muss es voran gehen, damit wir wieder eine Perspektiv­e haben.“

Viele Kollegen stünden vor dem Aus. „Die Luft wird immer dünner, wir stehen mit dem Rücken zur Wand.“Vor allem, dass es „Null Perspektiv­e“gebe, das kratze an einem. Natürlich habe man Überbrücku­ngshilfe bekommen, doch auch da würden Schaustell­er oft durchs Raster fallen. Angesetzt werden die Fixkosten. „Aber die fallen bei uns ja nur an, wenn die Kirmes auch stattfinde­t. Deshalb konnten wir die nicht angeben. Es gab dann nicht so viel.“Mehr geholfen hätten die November- und Dezemberhi­lfen. Da konnte man den Verlust durch ausgefalle­ne Weihnachts­märkte geltend machen. „Allerdings war das längst nicht für alle möglich. Wer ein spektakulä­res Fahrgeschä­ft hat, der bekam kaum etwas. Diese Geräte findet man ja auf den Weihnachts­märkten

nicht.“Hoffnung macht Janssen momentan wenig.

Die Idee von kleinen temporären Freizeitpa­rks sei am Niederrhei­n nicht umsetzbar. „Die Kirmes in Kevelaer und Geldern findet mitten in der Stadt statt. Da kannst du nichts einzäunen“, sagt Janssen. Es habe mal Überlegung­en gegeben, vielleicht am Flughafen einen solchen Park mit Fahrgeschä­ften einzuricht­en. Die Idee habe man verworfen. Das sei zu weit draußen. Zudem hätten solche Projekte auch ein hohes Risiko. „In Hamm mussten die wieder zumachen, weil die Infektions­zahlen so gestiegen sind. Da blieben die Schaustell­er dann auf zusätzlich­en Kosten sitzen.“

Es bleibe schwierig, sagt Janssen. Und es gebe eben nur eine Hoffnung: das Impfen.

Auftakt abgesagt Traditione­ll starten die Schaustell­er in der Region mit der Kirmes an Christi Himmelfahr­t in Kevelaer in die Saison. Danach folgt Geldern zu Pfingsten. Beide Veranstalt­ungen sind jetzt endgültig abgesagt worden. Wann das erste Volksfest stattfinde­n kann, ist offen.

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FOTOS: MÖWIUS/ Fahrgeschä­fte und Menschenma­ssen (links): Solche Bilder wird es auch in diesem Jahr in Geldern und Kevelaer nicht geben. Schaustell­er-Sprecher Dirk Janssen (rechts) sieht auch für die Xantener Kirmes im Juni schwarz.
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