Rheinische Post - Xanten and Moers
Die Schausteller stehen mit dem Rücken zur Wand
Schausteller-Chef Dirk Janssen hatte auf bessere Aussichten für 2021 gehofft. Doch bis zum 31. Mai gibt’s keine Großveranstaltung. Die Lage sei dramatisch.
NIEDERRHEIN Die Stimme von Dirk Janssen klingt bitter. „Als es im vergangenen Jahr hieß, im Sommer sehen wir Licht am Ende des Tunnels, habe ich schon gesagt: Hoffentlich ist das nicht das Licht der Lokomotive, die uns überrollt“, sagt der Chef der Schausteller der Region. Tatsächlich sei es dann so gekommen.
Die Hoffnung, den Einnahmeverlust vielleicht bei den Weihnachtsmärkten etwas ausgleichen zu können, erfüllte sich nicht. Die Corona-Pandemie bedeutete für Janssen ein Jahr kompletten Stillstand. Er arbeitete zu Hause im Garten, statt mit seinen Getränkewagen auf den Rummelplätzen zu stehen. „Irgendwas hast du ja immer zu tun, aber dir fehlt der Kontakt zu den Kollegen, das sind ja auch die Freunde“, sagt er.
Der Start in die neue Saison lässt bei ihm wenig Hoffnung auf Besserung aufkommen. Wie berichtet, ist die Kirmes in Kevelaer abgesagt, die traditionell den Start in die Saison am Niederrhein bedeutet. Auch in Geldern wird es Pfingsten keine
BETREIBER INFINITY
Fahrgeschäfte geben. Ebenso in Sevelen, wo das Volksfest im Juni auf dem Kalender stand. Dass die Städte und die Vereinsgemeinschaft Sevelen jetzt diese Entscheidung verkündeten, war für Janssen keine Überraschung mehr. „Laut der aktuellen Corona-Verordnung sind Großveranstaltungen sowieso bis zum 31. Mai verboten, das hat die Entscheidung schon vorweggenommen“, sagt er.
Die erste mögliche Kirmes am Niederrhein wäre damit jetzt die Fronleichnams-Kirmes in
Xanten. Doch auch dafür sieht der Schausteller-Chef schwarz. „Wenn ich die aktuellen Nachrichten verfolge, habe ich keine Hoffnung, dass die Veranstaltung stattfinden kann. Dafür geht es beim Impfen einfach zu langsam vorwärts.“Das Impfen, da ist er sicher, ist für die Schausteller die einzige Chance. „Da muss es voran gehen, damit wir wieder eine Perspektive haben.“
Viele Kollegen stünden vor dem Aus. „Die Luft wird immer dünner, wir stehen mit dem Rücken zur Wand.“Vor allem, dass es „Null Perspektive“gebe, das kratze an einem. Natürlich habe man Überbrückungshilfe bekommen, doch auch da würden Schausteller oft durchs Raster fallen. Angesetzt werden die Fixkosten. „Aber die fallen bei uns ja nur an, wenn die Kirmes auch stattfindet. Deshalb konnten wir die nicht angeben. Es gab dann nicht so viel.“Mehr geholfen hätten die November- und Dezemberhilfen. Da konnte man den Verlust durch ausgefallene Weihnachtsmärkte geltend machen. „Allerdings war das längst nicht für alle möglich. Wer ein spektakuläres Fahrgeschäft hat, der bekam kaum etwas. Diese Geräte findet man ja auf den Weihnachtsmärkten
nicht.“Hoffnung macht Janssen momentan wenig.
Die Idee von kleinen temporären Freizeitparks sei am Niederrhein nicht umsetzbar. „Die Kirmes in Kevelaer und Geldern findet mitten in der Stadt statt. Da kannst du nichts einzäunen“, sagt Janssen. Es habe mal Überlegungen gegeben, vielleicht am Flughafen einen solchen Park mit Fahrgeschäften einzurichten. Die Idee habe man verworfen. Das sei zu weit draußen. Zudem hätten solche Projekte auch ein hohes Risiko. „In Hamm mussten die wieder zumachen, weil die Infektionszahlen so gestiegen sind. Da blieben die Schausteller dann auf zusätzlichen Kosten sitzen.“
Es bleibe schwierig, sagt Janssen. Und es gebe eben nur eine Hoffnung: das Impfen.
Auftakt abgesagt Traditionell starten die Schausteller in der Region mit der Kirmes an Christi Himmelfahrt in Kevelaer in die Saison. Danach folgt Geldern zu Pfingsten. Beide Veranstaltungen sind jetzt endgültig abgesagt worden. Wann das erste Volksfest stattfinden kann, ist offen.