Rheinische Post - Xanten and Moers
„Beim Klimaschutz sind wir alle gefordert“
Mobilität, Energie, Klimaschutz: Der Vorstandsvorsitzende erklärt, wo und wie die Enni-Unternehmensgruppe Schwerpunkte setzt.
Herr Krämer, die Gremien haben den Unternehmen der Enni-Gruppe für 2021 Investitionen von knapp 80 Millionen Euro genehmigt. Das ist eine ziemlich beachtliche Summe. In welche Zukunftsthemen soll dieses Geld am Niederrhein fließen?
STEFAN KRÄMER In der Tat war das ein gutes Signal für den Standort und die Bestätigung unserer Strategie: Mit der wollen wir unsere Energie-, Telekommunikations- und Wassernetze sowie die erst vor wenigen Jahren übernommene sanierungsbedürftige Moerser Infrastruktur bei Kanälen, der Straßenbeleuchtung oder dem Friedhofsbereich für die Zukunft rüsten. Und wir wollen weiterwachsen: nach dem Energiegeschäft am Niederrhein nun auch mit der gesamten Bandbreite an kommunalen Dienstleistungen unserer Gruppe. Wir investieren dabei in Kooperationen, die wir in der Energieversorgung beispielsweise mit unseren privaten Gesellschaftern Gelsenwasser und Westenergie ausbauen wollen. Und wir investieren mit Energie- und Mobilitätswendeprojekten oder mit einer der größten begrünten Fassaden Deutschlands an unserem neuen Firmensitz in den Klimaschutz. Letztlich profitiert die heimische Wirtschaft auch über unsere Einkäufe an Material und Dienstleistungen wie beispielsweise Tiefbauleistungen in zweistelliger Millionenhöhe.
Sie haben in der Vergangenheit mehrfach betont, dass Enni in der Region weiter Vorreiterin der Energiewende sein will. Welche Projekte stehen in diesem Jahr an? KRÄMER Wir sind überzeugt, dass die Energiewende ein ökologisches Muss und dabei für den Niederrhein auch eine wirtschaftliche Chance ist. Wir sehen hier noch viele spannende Möglichkeiten, auch über Kooperationen Anlagen umzusetzen. Wir setzen dabei voll auf die Photovoltaik, weil weitere Windenergieprojekte in unserer dichtbesiedelten Region nur schwer zu entwickeln sind. Sehr weit sind wir in Xanten, wo wir nach der politisch beschlossenen Änderung des sogenannten vorhabenbezogenen Bebauungs- und des Flächennutzungsplans bis Jahresende rund drei Millionen Euro in unseren dann dritten Solarpark investieren wollen.
Ist die Energiewende denn alleine Sache der Energiewirtschaft? Oder gibt es auch Möglichkeiten für den Endkunden, am Übergang zu einer nachhaltigen Energieversorgung teilzuhaben – und gegebenenfalls zu profitieren? KRÄMER Beim Klimaschutz sind wir alle gefordert. Und das kommt bei den Bürgern längst an. Wer durch die Städte geht, sieht immer häufiger Photovoltaikanlagen auf Hausdächern oder elektrobetriebene Fahrzeuge auf den Straßen. Bei ihrer persönlichen Wende wollen wir die Bürger am Niederrhein mit unserem Knowhow, unseren Dienstleistungen und ganz konkreten Produkten unterstützen.
Stichwort: Elektromobilität. Dank einer Mischung aus Förderung und Zwängen für die Industrie hat das Thema 2020 an Fahrt aufgenommen. Trotzdem führen die elektrifizierten Antriebe noch ein Schattendasein bei den Zulassungszahlen. Wie will und kann Enni die Attraktivität von Elektrofahrzeugen am Niederrhein steigern?
KRÄMER Auch die Mobilitätswende hin zum Elektroantrieb wird nur miteinander erfolgreich sein. Das haben wir beim Erdgasauto als einstigem Hoffnungsträger leidlich gespürt. Die Politik und auch die Automobilindustrie zeigt sich diesmal aber einig und immer mehr Autofahrer setzen schon auf den E-Antrieb. Der Gesetzgeber hat im Klimaschutzprogramm 2030 Zeichen gesetzt. Die Modellpaletten der Automobilindustrie lassen nur noch wenig Wünsche offen. Das politische Ziel von bundesweit einer Million Ladepunkten in 2030 werden wir am Niederrhein unterstützen. Dazu bauen wir aktuell das öffentliche Ladenetz deutlich aus und kooperieren auch mit heimischen Unternehmen, wie dem Chemieunternehmen Solvay Chemicals in Rheinberg, dem Kreisverband Wesel der Arbeiterwohlfahrt oder der in Moers ansässigen Lutz Bongen GmbH. Letztlich bieten wir für kleine Betriebe und Hauseigentümer das Know-how und Wallboxen für das Stromtanken zuhause.
Würden Sie sagen, dass die Verknüpfung nachhaltiger Energiethemen und Wirtschaft Konzept der Zukunft ist?
KRÄMER Ganz klar ist dies ein Weg: Umwelt- und damit auch Energiethemen werden immer bedeutender für uns alle. Bei vielen Themen und Projekten ist Teamwork gefragt. Wir bauen auf Partnerschaften und Kooperationen und bringen unser Know-how ein. Andererseits brauchen wir Mitstreiter, etwa bei der Suche nach Standorten für regenerative Projekte oder auch Stromtankstellen, um Projekte umsetzen zu können. Und gemeinsam sind manche Themen möglich, die die Kraft des Einzelnen übersteigen würde. Wir sind dabei immer gut gefahren, auch hier über den Tellerrand zu schauen und mit Unternehmen, Landwirten und auch Bürgern zusammenzuarbeiten. Gemeinsam stärken wir so die gesamte Region.