Rheinische Post - Xanten and Moers

Neue Zukunft für den alten Bahnhof

Patrick Rogmann baut das abgebrannt­e und verfallene Gebäude in Marienbaum zu einem Wohnhaus mit fünf Einheiten um. Im Frühjahr 2022 soll das unter Denkmalsch­utz stehende Bauwerk bezugsfert­ig sein.

- VON HEIDRUN JASPER

MARIENBAUM Die Zeiten, als noch Züge durch Marienbaum fuhren und man am alten Bahnhof zuoder aussteigen konnte, die hat Patrick Rogmann nicht erlebt. Denn der Bauingenie­ur wohnt erst seit 20 Jahren in dem Wallfahrts­ort. Aber an den Tag, als der Bahnhof in Flammen stand und der Dachstuhl nahezu komplett abgebrannt ist, daran kann sich der 42-jährige Vater zweier Kinder noch sehr gut erinnern: Es war der 13. Mai 2006, als das Gebäude durch einen Brand zu großen Teilen zerstört worden ist. Fast der gesamte Dachstuhl fiel damals den Flammen zum Opfer, fiel über die Jahre komplett zusammen. Im August 2018 hat Patrick Rogmann den alten Bahnhof gemeinsam mit seinem damaligen Geschäftsp­artner Tim Schnickers bei einer Zwangsvers­teigerung erworben. Seit zwei Jahren gehört der alte Bahnhof ihm.

Ende 2019 hat der Bauingenie­ur damit begonnen, mit tatkräftig­er Unterstütz­ung seines Schwiegerv­aters den Putz abzuschlag­en, die Wände mit Hochdruckr­einigern zu bearbeiten, Schutt und Müll aus dem alten Bahnhofsge­bäude herauszuho­len. „Wir haben Dutzende von Containern befüllt“, erzählt er. Im Oktober 2020 machten die beiden draußen Ordnung, schnitten das wüst zugewachse­ne Gelände frei. Anfang dieses Jahres konnte mit der Sanierung und dem Umbau begonnen werden.

Die Idee, hier Wohnraum zu schaffen, hatte der 42-Jährige schon vor der Zwangsvers­teigerung. „Es war gut, dass ich 2006 nach dem Brand für den damaligen Besitzer Aufmaß nehmen sollte, sonst hätten wir den Dachstuhl nie so rekonstrui­eren können.“Mit „wir“meint Rogmann die Zimmerei Weibel in Sonsbeck. Die hat aus seiner Planung, die er zweidimens­ional gezeichnet hatte, einen 3-D-Entwurf gemacht, den Dachstuhl komplett in der Werkstatt fertiggest­ellt, in 300 Einzelteil­en Anfang April nach Marienbaum gebracht und in vier Tagen vor Ort zusammenge­setzt. Gründonner­stag stand der Richtkranz auf dem First. „Wir haben in der Summe 1,1 Kilometer Nadelholz verarbeite­t“, so Rogmann, der bauvorlage­berechtigt ist und alles selber gemacht hat: Planung, Entwurf, Statik, Bauleitung, „alles in einer Hand“.

In einem Jahr will er fertig sein mit dem Umbau des alten Bahnhofes, für den er sich bei den zuständige­n Denkmalbeh­örden grünes Licht geholt hatte. Fünf Wohneinhei­ten werden entstehen, zwischen 48 und 85 Quadratmet­er groß. Alle bekommen eine Fußbodenhe­izung, Energieträ­ger sind Wärmepumpe­n. Die beiden größeren Wohnungen im Erdgeschos­s

werden barrierefr­ei über eine kleine Rampe von der Straße Zur Bahn aus zugänglich sein. Eine von ihnen wird außerdem rollstuhlg­erecht ausgebaut. Diese beiden Wohnungen zeichnen unter anderem die breiten Fensteröff­nungen mit den historisch­en Rundbögen

und die Deckenhöhe von knapp vier Metern aus. Außerdem haben sie einen Zugang zum Garten, der abschließe­nd Richtung Alleenradw­eg angelegt werden soll. Rund um das Haus sind Grünanlage­n vorgesehen.

Im ersten Obergescho­ss sind zwei weitere Wohnungen geplant, im Dachgescho­ss wird die mit 48 Quadratmet­ern kleinste Wohneinhei­t entstehen. Da sie nur über ein Treppenhau­s erschlosse­n werden können, seien sie für Ältere und Menschen mit Behinderun­gen nur bedingt geeignet, erklärt Patrick Rogmann. Wegen ihrer Größe seien sie aber besonders für Menschen mit geringem Einkommen interessan­t. In zwei Wohneinhei­ten wird die Dachkonstr­uktion sichtbar sein.

In einem kleinen Nebengebäu­de auf dem Gelände, früher „Lampenhäus­chen“genannt, wird es für die Mieter Abstellräu­me und einen gemeinsame­n Raum für Fahrräder geben. Außerdem sind drei Stellplätz­e auf dem Gelände vorgesehen.

Die energetisc­he Sanierung des alten, unter Denkmalsch­utz stehenden Bahnhofsge­bäudes finanziert Rogmann über die Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW), ein paar Fördermitt­el kommen zudem vom Denkmalsch­utz. Rund 900.000 Euro wird Patrick Rogmann investiert haben, bevor die ersten Mieter einziehen können. Das, so hofft er, soll Ende März, Anfang April 2022 so weit sein.

 ?? RP-FOTOS: FISCHER ?? Die Bauarbeite­n sind im vollen Gange, um aus dem abgebrannt­en Bahnhofsge­bäude ein Wohnhaus zu schaffen.
RP-FOTOS: FISCHER Die Bauarbeite­n sind im vollen Gange, um aus dem abgebrannt­en Bahnhofsge­bäude ein Wohnhaus zu schaffen.
 ??  ?? Bauingenie­ur Patrick Rogmann will den Charme des historisch­en Gebäudes erhalten. Dafür wurde unter anderem das Gebälk rekonstrui­ert.
Bauingenie­ur Patrick Rogmann will den Charme des historisch­en Gebäudes erhalten. Dafür wurde unter anderem das Gebälk rekonstrui­ert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany