Rheinische Post - Xanten and Moers
Taschen aus Feuerwehrkleidung
Das Label „Hudhud“vertreibt Design- und Schneider-Arbeiten von syrischen Flüchtlingen. Auf Upcycling bei der Herstellung wird viel Wert gelegt.
NEUKIRCHEN-VLUYN In ihrem ersten Leben wurden sie von Feuerwehrleuten als Hosen und Jacken angezogen. In ihrem zweiten Leben werden sie von Modeliebhabern als Taschen und Rucksäcke getragen: Die neuen Textilien aus alter Feuerwehrkleidung sind bei dem Label „Hudhud“zurzeit ein Renner. „Die Menschen erkennen die Farben wieder, das helle Rot, das dunkle Blau und das leuchtende Neongelb“, sagt Reinhild Freese. „Bumbags sind besonders beliebt, Täschchen, die an einem Gürtel befestigt werden können oder um die Schulter getragen werden. Meine Söhne finden Bumbags sehr hip und praktisch.“
Der Modetrend, aus hochwertigen, bekannten Materialien, neue Textilien herzustellen, ist auch bei Hudhud zu spüren, das in der Hochstraße eine Schneiderei und ein Nähzimmer betreibt und von Reinhild Freese geführt wird. „Wir haben von der Freiwilligen Feuerwehr Moers-Kapellen die Kleidung bekommen, als sie nach einem Turnus ausgesondert wurde“, berichtet sie. „Darüber haben wir uns sehr gefreut.“Hudhud kann sonst fast nur
Einzelstücke herstellen, weil sich das gespendete und gesammelte Material in Muster und Stoffqualität unterschiedet.
„Im Flüchtlingsjahr 2015 kamen viele Syrer nach Moers und Neukirchen-Vluyn“, berichtet Reinhild Freese über die Anfänge. „Viele waren Schneider, konnten gut nähen. Gleichzeitig hatte die gemeinnützige Tuwas Genossenschaft viele Textilien
aus Wohnungsauflösungen und Spenden, oft hochwertige.“So entstand die Idee, eine offene Nähwerkstatt mit einem Nähzimmer zu gründen, um Arbeitserprobungen möglich zu machen und aus diesen alten Textilien neue entstehen zu lassen, zum Beispiel Blousons, Kleider oder Taschen. An einem ersten Nähkurs nahmen neun syrische Migranten teil. „Die Upcyclingund Nachhaltigkeitsdebatte war für alle neu“, sagt Freese. Die Teilnehmer gaben dem Projekt den Namen Hudhud. „Wir werden oft gefragt, was Hudhud heißt und ob es irgendetwas mit dem deutschen Wort Hut zu tun hat“, blickt Jaudat Sido zurück. „Aber das Wort Hudhud ist arabisch. Es ist der Name für den Wiedehopf. Dieser Vogel kann seinen Federhut so schön aufstellen, wenn er in der Balzzeit um Weibchen wirbt.“Der Moerser, der im syrischen Aleppo als Schneider arbeitete, ist Angestellter bei der Hudhud GmbH, die sich im Herbst 2016 als Tochterunternehmen der gemeinnützigen Tuwas Genossenschaft gründete, um in der Hochstraße in Neukirchen eine professionelle Schneiderei mit ins Nähzimmer einziehen zu lassen. Er bringt seine Ideen ein, um Materialien zu kombinieren, etwa den Stoff einer Anzugshose in einen Rock zu verwandeln, um diesen mit einem Polsterstoff abzusetzen, der aus einem Musterbuch stammt. Die neu zusammengestellten Modeartikel machen dem Namen Hudhud, dem schönen Wiedehopf, alle Ehre. „Wir retten Textilien
und geben Ihnen ein zweites Leben“, sagt GiselaAlsdorf. „Das ist ein Upcycling, kein Downcycling, wie manchmal beim Recycling.“
Sie will demnächst wieder Nähkurse in Dorf Neukirchen anbieten: „Wir haben sehr viele Anfrage von Personen, die Nähkurse besuchen wollen. Wir hoffen, dass wir im kommenden Herbst wieder mit unseren Nähkursen richtig durchstarten können.“
Online-Vortrag Die VHS Neukirchen-Vluyn lädt am Mittwoch, 5. Mai, zu einem kostenfreien Online-Vortrag zum Thema „E-Book, Onleihe und andere digitale Medien“ein. Der Vortrag findet von 17.30 bis 19 Uhr in Kooperation mit der Stadtbücherei Neukirchen statt. Anmeldungen unter Angabe der E-Mail-Adresse sind ab sofort möglich bei der VHS unter der Telefonnummer 02151 36602664 oder online unter www.vhs.neukirchen-vluyn.de. Nähere Informationen sind dort ebenfalls erhältlich