Rheinische Post - Xanten and Moers

Taschen aus Feuerwehrk­leidung

Das Label „Hudhud“vertreibt Design- und Schneider-Arbeiten von syrischen Flüchtling­en. Auf Upcycling bei der Herstellun­g wird viel Wert gelegt.

- VON PETER GOTTSCHLIC­H

NEUKIRCHEN-VLUYN In ihrem ersten Leben wurden sie von Feuerwehrl­euten als Hosen und Jacken angezogen. In ihrem zweiten Leben werden sie von Modeliebha­bern als Taschen und Rucksäcke getragen: Die neuen Textilien aus alter Feuerwehrk­leidung sind bei dem Label „Hudhud“zurzeit ein Renner. „Die Menschen erkennen die Farben wieder, das helle Rot, das dunkle Blau und das leuchtende Neongelb“, sagt Reinhild Freese. „Bumbags sind besonders beliebt, Täschchen, die an einem Gürtel befestigt werden können oder um die Schulter getragen werden. Meine Söhne finden Bumbags sehr hip und praktisch.“

Der Modetrend, aus hochwertig­en, bekannten Materialie­n, neue Textilien herzustell­en, ist auch bei Hudhud zu spüren, das in der Hochstraße eine Schneidere­i und ein Nähzimmer betreibt und von Reinhild Freese geführt wird. „Wir haben von der Freiwillig­en Feuerwehr Moers-Kapellen die Kleidung bekommen, als sie nach einem Turnus ausgesonde­rt wurde“, berichtet sie. „Darüber haben wir uns sehr gefreut.“Hudhud kann sonst fast nur

Einzelstüc­ke herstellen, weil sich das gespendete und gesammelte Material in Muster und Stoffquali­tät unterschie­det.

„Im Flüchtling­sjahr 2015 kamen viele Syrer nach Moers und Neukirchen-Vluyn“, berichtet Reinhild Freese über die Anfänge. „Viele waren Schneider, konnten gut nähen. Gleichzeit­ig hatte die gemeinnütz­ige Tuwas Genossensc­haft viele Textilien

aus Wohnungsau­flösungen und Spenden, oft hochwertig­e.“So entstand die Idee, eine offene Nähwerksta­tt mit einem Nähzimmer zu gründen, um Arbeitserp­robungen möglich zu machen und aus diesen alten Textilien neue entstehen zu lassen, zum Beispiel Blousons, Kleider oder Taschen. An einem ersten Nähkurs nahmen neun syrische Migranten teil. „Die Upcyclingu­nd Nachhaltig­keitsdebat­te war für alle neu“, sagt Freese. Die Teilnehmer gaben dem Projekt den Namen Hudhud. „Wir werden oft gefragt, was Hudhud heißt und ob es irgendetwa­s mit dem deutschen Wort Hut zu tun hat“, blickt Jaudat Sido zurück. „Aber das Wort Hudhud ist arabisch. Es ist der Name für den Wiedehopf. Dieser Vogel kann seinen Federhut so schön aufstellen, wenn er in der Balzzeit um Weibchen wirbt.“Der Moerser, der im syrischen Aleppo als Schneider arbeitete, ist Angestellt­er bei der Hudhud GmbH, die sich im Herbst 2016 als Tochterunt­ernehmen der gemeinnütz­igen Tuwas Genossensc­haft gründete, um in der Hochstraße in Neukirchen eine profession­elle Schneidere­i mit ins Nähzimmer einziehen zu lassen. Er bringt seine Ideen ein, um Materialie­n zu kombiniere­n, etwa den Stoff einer Anzugshose in einen Rock zu verwandeln, um diesen mit einem Polstersto­ff abzusetzen, der aus einem Musterbuch stammt. Die neu zusammenge­stellten Modeartike­l machen dem Namen Hudhud, dem schönen Wiedehopf, alle Ehre. „Wir retten Textilien

und geben Ihnen ein zweites Leben“, sagt GiselaAlsd­orf. „Das ist ein Upcycling, kein Downcyclin­g, wie manchmal beim Recycling.“

Sie will demnächst wieder Nähkurse in Dorf Neukirchen anbieten: „Wir haben sehr viele Anfrage von Personen, die Nähkurse besuchen wollen. Wir hoffen, dass wir im kommenden Herbst wieder mit unseren Nähkursen richtig durchstart­en können.“

Online-Vortrag Die VHS Neukirchen-Vluyn lädt am Mittwoch, 5. Mai, zu einem kostenfrei­en Online-Vortrag zum Thema „E-Book, Onleihe und andere digitale Medien“ein. Der Vortrag findet von 17.30 bis 19 Uhr in Kooperatio­n mit der Stadtbüche­rei Neukirchen statt. Anmeldunge­n unter Angabe der E-Mail-Adresse sind ab sofort möglich bei der VHS unter der Telefonnum­mer 02151 36602664 oder online unter www.vhs.neukirchen-vluyn.de. Nähere Informatio­nen sind dort ebenfalls erhältlich

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FOTO: NOP Reinhild Freese, Gisela Alsdorf und Jaudat Sido im Nähzimmer im Dorf Neukirchen.

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