Rheinische Post - Xanten and Moers

„Xanten muss Xanten bleiben“

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste die Stadt weitgehend wieder aufgebaut werden.

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SONSBECK/XANTEN Dieses Stadttor aus dem 14. Jahrhunder­t hatte den Zweiten Weltkrieg nicht schadlos überstande­n. Vor allem der obere Bereich mit den zwei Rundtürmen war arg beschädigt worden. Reinhard Maria Bongartz fand dennoch Gefallen an dem mittelalte­rlichen Bauwerk. 1946 besuchte der gebürtige Sonsbecker mal wieder die Stadt Xanten, um das Klever Tor zu malen. Es entstand ein Aquarell, rund 40,5 mal 32,5 Zentimeter groß. 75 Jahre später ist es im Besitz von Marc Hagedorn, der in Paderborn einen Kunsthande­l betreibt. Der Diplom-Kaufmann bietet das Aquarell für 245 Euro an.

Bongartz, am 26. November 1914 in Sonsbeck geboren, nannte es „Klever Tor und St. Viktor Dom im Herbststur­m“. „Mein Vater hat das gemalt, was ihm gefiel. Und Xanten mochte er“, sagte Monika Karim, Tochter des Anfang Februar 1994 verstorben­en Künstlers. Einer seiner zwei Brüder, Wilhelm Bongartz, habe einige Jahre in Vynen als Pfarrer gearbeitet. „Das Herz meines Vaters hing ganz allgemein am Niederrhei­n“, meinte Karim weiter. Das Bild zeigt nicht nur das Doppeltor aus der mittelalte­rlichen Stadtbefes­tigung, sondern im Hintergrun­d einen

XANTEN (wer) Am Ende des Zweiten Weltkriegs, im Februar 1945, wurde ein großer Teil von Xanten durch alliierte Luftangrif­fe zerstört. Die Aufräumarb­eiten, der Wiederaufb­au und die Schaffung von Wohnraum bestimmten deshalb auch 1946 die Berichters­tattung der Rheinische­n Post über Xanten. Der damalige Provinzial­konservato­r sorgte sich aber auch um das künftige Stadtbild.

Am 17. April 1946 wurde er mit den folgenden Worten zitiert: „Wir dürfen ohne zwingenden Grund auf keinen einzigen alten Stein, geschweige denn auf Baureste, die für die Stadt, ihre Kultur und ihre Geschichte von irgendwelc­her Bedeutung sind, verzichten und zwar vor allen Dingen auch aus rein wirtschaft­lichen Erwägungen. Denn wir sind ja auch finanziell so arm geworden, dass wir mit allen Mitteln alles heranziehe­n müssen, was später irgendwie den Fremdenver­kehr beleben kann. Oberstes Ziel muss stets bleiben, dass Xanten eben Xanten bleiben muss. Die Möglichkei­t jeder Verwechslu­ng mit einer neuzeitlic­hen Parvenusta­dt muss ausgeschlo­ssen bleiben, und wenn wir noch so arm werden.“

Bei dem Luftangrif­f im Februar

1945 war auch der Dom schwer getroffen worden. Im Folgejahr waren deshalb „umfangreic­he Bergungsun­d Aufräumarb­eiten“erforderli­ch, wie die Rheinische Post am 6. März

1946 berichtete. Unter Leitung von Walter Bader „werden die Trümmer sortiert, gesiebt, zersprunge­ne Plastiken untersucht und identifizi­ert“.

Die gefährdete­n Wände würden abgestützt, die Räume behelfsmäß­ig abgedeckt. Im Juni 1946 meldete die Rheinische Post, dass der Dom in die Liste der wiederherz­ustellende­n historisch­en Bauwerke aufgenomme­n worden sei, hinter dem Kölner Dom und dem Aachener an dritter Stelle. Die Materialli­eferung erfolgten aus Sonderkont­ingenten, „sodass eine Benachteil­igung des privaten Baumarktes zugunsten des Domes nicht eintritt“.

Wie der Dombauvere­in berichtet, wurde damals „ernsthaft an eine Einebnung der Kirchenrui­ne gedacht“. Dem Einsatz des Landeskons­ervators und Denkmalpfl­egers Walter Bader war es demnach zu verdanken, dass der Dom bis 1966 wieder aufgebaut wurde.

Haus und ließ sich in der Gemeinde als Kunstmaler nieder. Er legte sein Augenmerk auf niederrhei­nische Landschaft­en aller Art, sagte sein Neffe. „Hauptsächl­ich waren es Ölgemälde.“

Ihr Vater habe überdies sakrale Kunst geschaffen, die ihm sehr am Herzen lag, so Monika Karim. Er habe mehr als 50 Kreuzwege hergestell­t, viele davon als Freskomale­rei. Auch im benachbart­en Ausland. Zu seinen bevorzugte­n Techniken gehörten zudem Sgraffito und Mosaik. „Wir konnten von der Arbeit meines Vaters sehr gut leben.“Zur Familie gehörten noch vier Söhne und Ehefrau Margret.

„Er wollte Dinge erschaffen. Geht nicht, gab’s nicht bei ihm.“Reinhard Maria Bongartz sei sehr vielseitig in seinem Schaffen gewesen. Er stellte auch Drahtplast­iken und Bronzefigu­ren her. In seinem Heimatort Issum sind heute noch die „Sijwäwer“(Seidenwebe­r), die Gruppe „an de Pomp“(an der Pumpe) sowie der „Ütruper“(Ausrufer) zu sehen. In der Gemeinde richtete der gebürtige Sonsbecker seine „Galerie B 58“in einer Mühle ein.

Der fünffache Familienva­ter starb nach längerer Krankheit am gleichen Tag wie seine Frau Margret am 28. Februar 1994 in Wassenberg im Kreis Heinsberg.

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