Rheinische Post - Xanten and Moers
Demokratischer Aufbruch in bewegter Nachkriegszeit
Vor 75 Jahren wurde die CDU Rheinberg gegründet. Der langjährige Bürgermeister Gerhard van Clev war der erste Vorsitzende.
RHEINBERG Vor 75 Jahren – am 2. März 1946 - erschien die erste Ausgabe der Rheinischen Post. Es waren bewegte Zeiten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, Zeiten des Umbruchs, in denen der Grundstein für die Demokratie gelegt wurde. Auch in Rheinberg. Hier wurde am 1. März
1946 der CDU-Ortsverband Rheinberg gegründet, nachdem die Militärregierung Moers am 11. Februar
1946 die Genehmigung zur Bildung des CDU-Kreisverbandes Moers erteilt hatte.
Bereits im Spätherbst 1945 hatten der Rheinberger Verleger Karl Schiffer (“Rheinberger Zeitung“) und der „Solvayaner“Gerhard van Clev zu einer entsprechenden Bürgerversammlung in die alte Rektoratsschule eingeladen.
Die Versammlung wählte Gerhard van Clev zum ersten Vorsitzenden der Rheinberger CDU. Gleich bei den ersten freien Wahlen nach dem Zweiten Weltkrieg im September
1946 errang die junge Rheinberger CDU 15 Mandate im Stadtrat. Gerhard van Clev, den die britische Militärregierung bereits am 20. Februar 1946 zum Bürgermeister ernannt hatte, wurde erster Nachkriegsbürgermeister und auch in den nachfolgenden Wahlperioden im Amt bestätigt.
Van Clev, der wie Karl Schiffer bis
1962 dem Moerser Kreistag angehörte, war 1894 als Sohn eines Eisenbahners in Menzelen geboren worden. Seit 1921 lebte er in Rheinberg und kam hier über die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und seine Mitarbeit in der katholischen Zentrumspartei zur Kommunalpolitik, wie Stadtarchivarin Sabine Sweetsir in einer Biografie über van Clev berichtet. Für die Zentrumspartei saß der Solvay-Mitarbeiter van Clev schon von 1928 bis 1933 im Moerser Kreistag, wurde im Jahr der Machtergreifung der Nationalsozialisten in den Rheinberger Stadtrat gewählt. Sein Mandat konnte er aber nicht antreten, da er zusammen mit Karl Schiffer von den Nationalsozialisten verhaftet und in Moers in Schutzhaft genommen wurde, schreibt Sabine Sweetsir. Auch das
Wirken in der Nachkriegszeit hat die Rheinberger Stadtarchivarin beschrieben: Van Clev, der 1925 Vorsitzender des Ortskartells der christlichen Gewerkschaften geworden war, blieb der Gewerkschaftsarbeit auch nach dem Krieg als Mitbegründer des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) im Kreis Moers und als Vorsitzender des Ortskartells treu. Daneben engagierte er sich im Kirchenvorstand der St.-Peter-Gemeinde und im Kuratorium des St.-Nikolaus-Hospitals. Für seine Verdienste wurden Gerhard van Clev 1959 das Bundesverdienstkreuz am Bande und 1963 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Rheinberg verliehen. 1969 schied Gerhard van Clev, nachdem eine Straße am Annaberg benannt ist, aus der aktiven Politik aus und wurde zum Ehrenbürgermeister ernannt. Der erste Nachkriegsbürgermeister Rheinbergs starb 81-jährig im Jahr 1975.