Rheinische Post - Xanten and Moers
Ein Hoch auf den Optimismus
Es mag in diesen Zeiten weltfremd anmuten von Optimismus zu sprechen. Die Gesellschaft, aber auch die Katholische Kirche befinden sich in schwierigen Lagen. Und dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, ist es in dieser Osterzeit an der Zeit, über Optimismus zu reden. Die frohe Botschaft der Auferstehung macht deutlich, dass dieser Optimismus berechtigt ist und benötigt wird. Nun kann Optimismus nicht heißen, einfach auf das Beste zu hoffen – das funktioniert weder in Kirche noch Gesellschaft. Optimismus im christlichen Sinne, also mit der Gewissheit, dass alles Gut werden wird und dass Gott da ist, gibt uns Kraft, Herausforderungen mutig anzugehen. Für die Kirchen darf das nicht heißen, voller Angst vor dem zu sein, was kommen könnte, wenn sich etwas ändert. Diese Angst wäre ein schlechter Ratgeber und würde der Kernbotschaft, der Osterbotschaft, entgegenstehen. In allen kirchlichen Reizthemen unserer Zeit, die ja auch oft Reizthemen der Gesellschaft sind, ist das kirchliche Handeln oft voller Angst: Angst vor dem Zeitgeist, vor Reformen, vor der Öffnung der Botschaft für alle Menschen und mit aller Konsequenz, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung und Herkunft – kurz gesagt davor, Gott nicht zu gefallen. Ein Gott aber, der den Tod überwindet und seine Versprechen hält, der lässt uns nicht im Stich, ermutigt uns, Neues zu wagen, ohne dabei unseren Markenkern aufzugeben. Dieser Markenkern ist nichts anderes, als der tief im Glauben verwurzelte Optimismus. Wenn wir Gott als Begrenzer, als Mahner und Bedenkenträger wahrnehmen, dann machen wir ihn klein. Das wird weder Gott noch uns gerecht. Gott traut uns etwas zu und daher können wir uns trauen als Christen, aber auch als Juden, Muslime und Nicht-Glaubende, also als Menschen in die Welt zu gehen. Angst vor Neuem, vor anderen Menschen und vielleicht sogar vor Gott mag manchmal verständlich und menschlich sein, österlich aber ist sie nicht.
Max Eickmann, Pastoralreferent Kirchengemeinde St. Peter Rheinberg.