Rheinische Post - Xanten and Moers
So schmeckt's am Rhein
Essen ist Heimat – was wären die Kölner ohne Kölsch und Halven Hahn, die Düsseldorfer ohne Alt und Senf und die Bornheimer ohne ihren Spargel?
NRW. „Der Frühling ist für viele Menschen in NRW seit Kindertagen mit frischem Spargel verknüpft“, sagt der 47-Jährige. Und die Spargelkultur wird vom Niederrhein bis in das Vorgebirge zwischen Köln und Bonn, über Westfalen-Lippe bis ins Münsterland gepflegt. „Neben Niedersachsen und Brandenburg ist NRW das Spargelland Deutschlands, wir haben die sandigen Lössböden und das Klima, das der Spargel braucht“, sagt Große Dankbar.
Es gibt in NRW rund 300 Spargelbetriebe. An der Spargelstraße NRW laden rund 140 Betriebe zum Vorbeischauen ein. Der meiste Spargel wird direkt vor der Haustür vermarktet. „Das ist auch, was der Kunde will – Gemüse vom Bauern um die Ecke“, sagt Große Dankbar. Der Spargelanbau ist aufwändig. Die Handarbeit bei der Ernte ist nicht zu ersetzen. Aus diesem Grund setzen die Betriebe auch in dieser Saison wieder auf ihre Saisonhelfer aus Bulgarien und Rumänien. „Viele Helfer kommen seit Jahrzehnten und haben die Zeit in Deutschland fest eingeplant“, sagt Große Dankbar.
Die Pandemie hat schon im vergangenen Jahr die Anreise und die Arbeit erschwert. Strenge Hygienekonzepte mussten auch auf den Spargelhöfen umgesetzt werden. Die Spargelund Beerenverbände geben den saisonalen Mehraufwand mit rund 880 Euro pro Saisonarbeitskraft an. Anfang April zieht es viele Feinschmecker auch in den äußersten Westen Nordrhein-Westfalens, nach Walbeck, einen Ortsteil von Geldern. Hier ist die Maas näher als der Rhein und der Spargel, der entlang der deutschniederländischen Grenze zwischen Kevelaer, Geldern und Straelen wächst, ist feinfaserig und intensiv nussig.
Der Walbecker Spargel gehört wie auch der Bornheimer Spargel zu fast 20 Spezialitäten aus NRW, die durch ein Siegel der Europäischen Gemeinschaft geschützt sind, weil sie sich durch besondere Qualität auszeichnen und auf traditionelle Weise produziert werden. „Die Menschen nehmen Lebensmittel aus der Region immer mehr als etwas Besonderes wahr“, sagt Große Dankbar. Der Verbraucher schaut genauer hin, wird kritischer und will auch wissen, wie die Lebensmittel hergestellt werden. Auch das Rheinische Rübenkraut gehört zu den traditionellen rheinländischen Spezialitäten. Generationen haben es schon auf ihrem Frühstücksbrot gegessen. Das Kraut mit dem süß-malzigen Geschmack wird auch zum Kochen und Backen verwendet. Zum Rheinischen Sauerbraten gibt es traditionell Rheinisches Apfelkraut.
Was in Köln ein „Halver Hahn“ist, ein Röggelchen mit mittelaltem Gouda und Senf, heißt mancherorts auch „Rheinisches Sandwich“. Für seinen Senf berühmt ist Düsseldorf, wo jährlich 65 Tonnen produziert werden, wie das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen mitteilt. Der Mostert hat nicht nur Düsseldorfs Esskultur geprägt, er ist in ganz Deutschland und Europa beliebt und wird auch in die Vereinigten Staaten, nach Japan oder Australien exportiert. Im Jahr 1726 wurde am Rhein die erste deutsche Senffabrik gegründet.
Den berühmten „Löwensenf“erfand 1920 der Unternehmer Otto Frenzel. Düsseldorfer Senf darf nach den Bestimmungen des EU-Siegels ausschließlich im Stadtgebiet mit Düsseldorfer Wasser und dem mit Düsseldorfer Wasser hergestellten, unfiltrierten Branntweinessig produziert werden. Das kalkhaltige Wasser enthält wohl besonders viele mineralische Stoffe. Spezialitäten aus NRW sind eben echte Originale.