Rheinische Post - Xanten and Moers
Ein neuer Anstrich für die Kinderheimat
In der Wohngruppe „Wellenreiter“wird fleißig renoviert. Unterstützung gibt es vom Malerbetrieb Steden aus Kempen.
NEUKIRCHEN-VLUYN Emsiges Treiben findet derzeit in dem Haus der Kinderheimat an der Gartenstraße statt. Hier packen alle mit an, um das Wohnhaus der Gruppe „Wellenreiter“zu verschönern. Auf Initiative von Erzieherin Julia Berg sollen zunächst die sieben Zimmer der Kinder einen frischen Anstrich bekommen, anschließend soll auch der Gemeinschaftsbereich im Erdgeschoss wohnlicher gestaltet werden. „Die Idee hatte ich schon länger“, so die 22-Jährige. „Als sich nach dem Winter zeigte, dass das Dach undicht war und daraufhin die Decken saniert und neu verkleidet werden mussten, war der richtige Zeitpunkt gekommen, um das Vorhaben in die Tat umzusetzen.“
Über ihren Vater entstand der Kontakt zum Malerbetrieb Steden in Kempen. Inhaber Frank Steden hatte von dem Vorhaben gehört und wollte helfen. Er spendierte der Kinderheimat die Farben und das Zubehör. Auch Einrichtungsleitung Martina Böings freut sich über die großzügige Spende, da so der eh schon knappe Etat geschont werden könne. „Und gerade jetzt in der Corona-Zeit ist es wichtig, dass man es sich zuhause schön macht. Das gilt auch für unsere Kinder“, so Böings.
In dem historischen Haus der Gruppe „Wellenreiter“wohnen sieben Kinder im Alter von sieben bis 13 Jahren. Es handelt sich um eine Intensivgruppe, die Kinder kommen aus teilweise sehr schwierigen Familienverhältnissen und haben hier ein neues, familiäres Zuhause gefunden. „Umso wichtiger ist es, dass die Kinder ein schönes Zimmer haben, dass sie selbst nach ihren individuellen Wünschen mitgestalten können. Die Kinder leben teilweise zehn Jahre bei uns, und wenn sie älter werden, ändern sich auch die Wünsche“, berichtet Julia Berg. Das kann auch Martina Böings bestätigen, die seit mittlerweile mehr als 25 Jahren in der Einrichtung tätig ist, erst als Erzieherin, dann als Heimleitung. „Ich kann mich gut an einen Jungen erinnern, der regelmäßig sein Zimmer ‚klein‘ gemacht hat. Irgendwann sind wir hingegangen und haben das Zimmer renoviert und einen großen Baum an die Wand gemalt. Von da an war das Zimmer immer aufgeräumt. Der Junge hat sich mit seinem Zimmer identifiziert, es war ‚sein‘ Zimmer.“
Wie in einer richtigen Familie hilft man sich auch in der „Wellenreiter“-Gruppe gegenseitig. „Gerade sind wir dabei nach und nach die Zimmer auszuräumen. Bei jedem
Zimmer helfen alle Kinder fleißig mit, weil sie wissen, dass auch ihnen geholfen wird, wenn ihr Zimmer an der Reihe kommt“, berichtet Böings. Diese Hilfsbereitschaft funktioniert auch in anderen Lebensbereichen, weiß Julia Berg zu berichten. „Zum Beispiel im Home-Schooling – da wir hier Kinder in verschiedensten
Altersklassen und Schulformen betreuen, stellt dies eine besondere Herausforderung dar. Aber die älteren Kinder helfen gerne den jüngeren im Unterricht.“
Die Corona-Zeit stellt Kinder und Erzieher vor großen Herausforderungen. „Es ist mittlerweile schon eine so lange Zeit, wo man immer nur zu Hause sitzt“, so Berg. „Darum ist es jetzt auch ein guter Zeitpunkt, das Renovierungsprojekt zu starten.“Jetzt sei die Zeit da, Corona läge vieles andere lahm, und alle hätten eine sinnvolle Beschäftigung.
Bis zum Sommer soll das komplette Haus fertig sein. „Die Kinder haben schon ihr elterliches Zuhause verloren, sie haben es verdient, hier ein schönes neues Zuhause zu bekommen – und Menschen, denen sie am Herzen liegen. Es sind ‚meine‘ Kinder“, so Julia Berg.