Rheinische Post - Xanten and Moers
Familienleben in Zeiten von Corona
Leistungsdruck im Distanzunterricht, Stress im Homeoffice und dazu noch schlechtes WLAN: In vielen Haushalten ist die Stimmung im Lockdown gereizt. Ein Erfahrungsbericht.
Aufgrund des Lockdowns hocken viele Familien zurzeit den ganzen Tag aufeinander: Während die meisten Kinder Online-Unterricht haben, arbeiten viele Eltern gleichzeitig im Homeoffice. Dass das auf lange Sicht für Anspannung und Gereiztheit sorgt, ist verständlich. Viele Schülerinnen und Schüler werden zu Hause nämlich gerade mit einer Vielzahl an Aufgaben überhäuft, die sie alleine oft gar nicht mehr bewältigen können. Das bedeutet für viele Kinder und deren Eltern puren Stress, denn Letztere müssen ihren Kids häufig Schulaufgaben erklären, während sie eigentlich selber mit ihrer Arbeit weiterkommen sollten.
Schnell kann diese ganze Hektik zu schlechter Laune führen, die sich auf andere Familienmitglieder ausbreitet. Besonders Kinder in den unteren Jahrgängen brauchen noch viel Unterstützung von ihren Lehrern. Wenn diese aber nicht da sind, müssen die Eltern den Part der Lehrkraft übernehmen. Jugendliche brauchen zwar nicht mehr ganz so viel Unterstützung, dafür benötigen sie das WLAN des Hauses, das ihnen die Teilnahme an Videokonferenzen ermöglicht. Wenn aber Kinder und Eltern alle gemeinsam an einer WLAN-Verbindung
hängen, kann dies das Netz überfordern. Vor allem morgens, wenn alle gleichzeitig das Internet nutzen, ist die Verbindung in vielen Haushalten schlecht. Wenn Kinder so jedoch ihren Online-Unterricht verpassen oder Eltern ihrer Arbeit nicht nachkommen können, ist häufig Frustration angesagt.
Auch beim Mittagessen ist eine Verschnaufpause nicht immer möglich, da die Älteren häufig genau in dieser Zeit noch Videokonferenzen haben und daher nicht immer am Familienessen teilnehmen können. Dennoch ist die Zeit der Pandemie einigen Familien auch zugutegekommen, weil sie am Nachmittag viel mehr Zeit füreinander hatten. Auch wenn es nicht immer ganz einfach und stressfrei ist, so sind viele Familien in diesen Zeiten doch auch enger zusammengewachsen und froh, sich zu haben.