Rheinische Post - Xanten and Moers
„Kacze“hängt die Schuhe an den Nagel
Der gebürtige Rheinberger Sebastian Kaczmarek beendet mit gerade einmal 29 Jahren seine Fußballer-Karriere. Als D-Jugendlicher absolvierte er ein Probetraining beim FC Bayern München. Nach mehreren Stationen am Niederrhein lief er zuletzt für den Bezirks
XANTEN/RHEINBERG Im Juli wird Sebastian Kaczmarek erst 30 Jahre alt, aber den Entschluss seine Laufbahn vorzeitig zu beenden, hat „Kacze“– wie er auf den Fußballplätzen am Niederrhein und von seinen Freunden immer gerufen wurde – jetzt schon getroffen. Damit verliert der TuS Xanten einen wichtigen Eckpfeiler für die kommende Spielzeit. Berufliche Gründe waren ausschlaggebend: „Ich hätte gerne weiter beim TuS gespielt. Ich habe mich sehr wohl gefühlt und die Mannschaft ist intakt. Aber leider habe ich das Berufliche mit dem Fußball nicht vereinbaren können“, erklärt Kaczmarek, der auch in dieser Saison nur dreimal für die Domstädter auflaufen konnte.
„Kacze“arbeitet bei der Bundespolizei und ist am Frankfurter Flughafen eingesetzt. „Da wir in einem Schichtsystem arbeiten, konnte ich nur jedes zweite Wochenende in Xanten bei den Spielen sein. Das Training unter der Woche klappte leider gar nicht und ohne ist es halt schwierig, auf dem Niveau noch weiter zu spielen.“Er hatte mit seinem besten Freund Matthias Morawin und einigen anderen Kumpels geplant, bei Concordia Rheinberg eine Hobbytruppe auf die Beine zu stellen, um noch ein bisschen kicken zu können. Aber das lehnte der Verein ab. „Das ist schon schade, da Rheinberg auch mein Heimatverein ist.“
Mit vier Jahren startete der Bundespolizist im Bambini-Team des
TuS 08. Dort spielte er bis zur D-Jugend. Mit zwölf Jahren spielte „Kacze“sich dann beim DFB-AdidasCup in die Notizblöcke der Scouts des FC Bayern München. „Ich wurde nach München eingeladen und durfte eine Woche bei der D-Jugend mittrainieren und auch ein Bundesligaspiel besuchen. Das war ein tolles Erlebnis. Für die ganz große Karriere hatte es dann leider doch nicht gereicht“, sagt der Rheinberger mit einem Schmunzeln.
Danach folgten weitere Stationen beim SV Budberg, VfL Repelen und VfB Homberg, ehe es im letzten A-Jugend Jahr 2009/2010 zum SC Rheinkamp ging. In der gleichen Saison durfte er auch bei A-Liga-Senioren auflaufen und sein Können unter Beweis stellen. Es dauerte nicht lange, bis er auch höherklassige Vereine mit seinem Ehrgeiz, einer guten Spielübersicht und seiner Torgefahr auf sich aufmerksam machte. Der SV Straelen machte Nägel mit Köpfen und verpflichtete Kaczmarek, der am liebsten als hängende Spitze, aber auch häufig in vorderer Front agierte.
Der BVB-Fan kam bereits im ersten Seniorenjahr in der Niederrheinliga auf 29 Einsätze und erzielte dabei zwei Treffer. An ein besonderes Highlight am 20. Mai 2011 erinnert er sich noch heute gerne. Vor 3123 Zuschauern spielte er mit dem SV Straelen
beim KFC Uerdingen in der Grotenburg. „Zwar haben wir das Spiel durch zwei späte Treffer mit 2:0 verloren. Aber wir hatten ein starkes Spiel abgeliefert. Als ich eingewechselt wurde, musste ich an den Uerdinger Ultras vorbei, die mich alle beschimpften“, sagt Kaczmarek, der von seinem damaligen Trainer Holger Gässler einiges gelernt hat. In dieser Zeit lernte er auch Marian Gbur, Ronny Ernst und Danny Thönes kennen. „Das waren drei absolute Persönlichkeiten und tolle Fußballer. Von ihnen konnte ich einiges abschauen.“
Nach zwei Jahren in Straelen ging es weiter zu Hamborn 07, wo er in der Saison
2012/2013 auf
21 Oberligaspiele und drei Tore kam. Die darauffolgende Spielzeit beim 1.FC Kleve war eine seiner schönsten, dort spielte er mit seinem Freund und Wegbegleiter Morawin, mit dem er dann noch zusammen bei der SV Hönnepel-Niedermörmter, bei der SpVgg Rheurdt-Schaephuysen und zuletzt in Xanten auf dem Platz stand.
Rückblickend war nur eine Station von kurzer Dauer. 2017 wechselte er zu Viktoria Goch, wo es zu Beginn der Saison bereits nach wenigen Wochen zu einer Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und Ex-Trainer Jan Kilkens kam. „Ich bin kein Ja-Sager und wenn ich gewisse Dinge anders sehe, sage ich das auch. Das
„Ich bin kein Ja-Sager und wenn ich gewisse Dinge anders sehe, sage ich das auch“
Sebastian Kaczmarek kommt nicht immer gut an, aber ich bin halt emotional immer dabei und versuche, alles für den Erfolg zu geben“, sagt Kaczmarek, der seit Jahren Zlatan Ibrahimowic als Vorbild hat.
Da es mit der geplanten Hobbytruppe nun nicht klappt, hat er schon ein neues Ziel im Blick. „Ich bin noch mindestens zwei Jahre in Frankfurt. Danach würde ich gerne einen Trainerschein machen und bei einem ambitionierten Verein als Co-Trainer erste Erfahrungen sammeln“, so Kaczmarek, der auch viel von Xantens Coach Thomas Dörrer mitgenommen hat. „Thomas gehört neben Holger Gässler zu den besten
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Trainern, die ich im Seniorenbereich hatte. Im Jugendbereich war Horst Borchert mein ständiger Begleiter und Förderer.“
Der sagt über „Kacze“: „Wir hatten in Rheinberg viele gute Fußballer, aber Sebastian stich immer hervor und machte besondere Dinge. Er fiel mit einer starken Technik sowie intelligenten Spielweise auf“, so Borchert. Und auch Thomas Dörrer findet nur lobende Worte: „Ich möchte mich bei Sebastian bedanken. Er war vor allem im Aufstiegsjahr ein echter Eckpfeiler. Mit seinen Toren und Vorlagen hatte er großen Anteil an dem Aufstieg.“