Rheinische Post - Xanten and Moers
Einzelhändler senden SOS
Corona setzt den Rheinberger Geschäftsleuten ordentlich zu. Die Werbegemeinschaft verliert Mitglieder, das Stadtfest und andere Veranstaltungen müssen ausfallen. Zum Glück wird die Gelderstraße deutlich früher fertig als erwartet.
RHEINBERG „Die Pandemie beschäftigt uns doch länger, als viele von uns es erwartet haben“, sagt Ulrike Brechwald, Vorsitzende der Rheinberger Werbegemeinschaft mit Blick auf die Corona-Situation. Mit einem Anschreiben an die Mitglieder hat der Vorstand die aktuelle Lage skizziert. Die Situation sei angespannt, aber man hoffe, dass zum Ende des Jahres mit dem Lichterfest wieder Leben in den Veranstaltungskalender der Werbegemeinschaft kommt, umreißt Brechwald die aktuelle Verfassung der Werbegemeinschaft.
Covid-19 macht es den Menschen nicht gerade leicht, zuversichtlich in die nahe Zukunft zu blicken: Das gesellschaftliche Leben ist stark eingeschränkt, unter anderem Geschäfte, Restaurants und Cafés bleiben bis auf Weiteres geschlossen. Folgerichtig hat die Werbegemeinschaft auch das Rheinberger Stadtfest abgesagt, das traditionell im Juni stattfindet. Und beim Kastanienfest braune Früchte gegen Äpfel und Süßes tauschen? Auch das Herbstspektakel wird in diesem Jahr wahrscheinlich ausfallen. „Wir können das gar nicht finanzieren“, erläutert Brechwald die Hintergründe. Schließlich habe es keine Veranstaltung gegeben, mit der man das Geld für ein Kastanienfest hätte erwirtschaften können. Rund 4000 Euro kosten Äpfel und Süßes, das Ordnungspersonal, die Umsetzung des Hygienekonzepts – das alles lasse sich derzeit nicht stemmen.
Die Werbegemeinschaft ist nicht gemeinnützig und finanziert sich über die Mitgliedsbeiträge. Alle für den Betrieb anfallenden Kosten seien auf den Prüfstand gestellt worden. „Wir haben gespart, wo uns sparen möglich war“, bestätigt Brechwald. Doch Kosten beispielsweise für Buchhaltung, Steuerberater und Veranstaltungsversicherung laufen weiter.
Hinzu kommt, dass die Werbegemeinschaft Mitglieder verloren hat. Einige Geschäfte mussten in der Pandemie-Zeit das Handtuch werfen. Waren vor Corona noch etwa 60 Kaufleute organisiert, zählt die Gemeinschaft nach Aussagen der Vorsitzenden derzeit noch rund 40 bis
50 Mitglieder. Der Werbegemeinschaft
gehe es wie vielen anderen Vereinen auch: Nicht notwendige Ausgaben fallen als Erstes dem Rotstift zum Opfer. „Jeder schaut eben, wo er sparen kann“, äußert Ulrike Brechwald durchaus Verständnis
für die angespannte finanzielle Lage vieler Geschäftsleute. Dennoch hätten einige Händler bereits ein positives Signal gesendet: Sobald sich die Lage stabilisiert, wollen sie wieder mitmischen in der
Werbegemeinschaft. Die anstehende Jahreshauptversammlung hat die Rheinberger Werbegemeinschaft auf unbestimmte Zeit verschoben, da eine Präsenzveranstaltung aktuell nicht durchgeführt werden kann.
„Wir möchten die Entwicklung der nächsten Wochen abwarten“, so die Vorsitzende der Werbegemeinschaft. Auf eine Hauptversammlung im Umlaufverfahren möchte man verzichten.
Trotzdem zeigt sich Ulrike Brechwald zuversichtlich und sieht den Silberstreif am Horizont: Man sei in konstruktiven Gesprächen mit der Stadt und hoffe, die Einweihung der Gelderstraße begleiten zu können. Und im November soll das Lichterfest die Innenstadt wieder illuminieren.