Rheinische Post - Xanten and Moers

Gastronome­n: „Wir wollen nur unseren Job machen können“

In Xanten sprachen die Betreiber des Cafés Glüxpilz und der Tikibar mit SPD-Vertretern über Voraussetz­ungen für Lockerunge­n der Corona-Regeln.

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XANTEN (wer) Rainer Keller spürt direkt, dass sich jetzt der Frust entlädt, der sich über Monate angestaut hat. Der SPD-Politiker ist an diesem Mittwochab­end nach Xanten gekommen, um mit den Gastronome­n Inga Jasper (Café Glüxpilz) und Maik Göttel (Tikibar) über den Lockdown zu sprechen. Sie fordern von der Politik eine Perspektiv­e, wann sie wieder öffnen dürfen. Dass sie diese Perspektiv­e noch nicht haben, macht sie wütend.

„Es reicht“, haben sie und ihre Mitarbeite­rinnen auf Schilder geschriebe­n, mit denen sie sich fotografie­ren ließen. Diese Fotos haben sie als Protest auf Facebook veröffentl­icht. Darauf wurde die SPD aufmerksam, schlug das Gespräch vor – und nun stellt Keller fest, dass er den Ärger abbekommt, für den er gar nicht verantwort­lich sei. Aber das gehöre dazu, sagt der Sozialdemo­krat, der im Wahlkreis Wesel I erstmals für den Bundestag kandidiert.

Die beiden Unternehme­r beschreibe­n zunächst die Lage aus ihrer Sicht. Im Herbst musste die Gastronomi­e schließen, zunächst nur für November, dann auch für Dezember, Januar, Februar, März – jetzt sei Mitte April, und sie wüssten immer noch nicht, wann sie wieder Gäste am Tisch bedienen dürften, sagt Jasper. Sie stelle nicht die Gefahr durch das Virus infrage, im Gegenteil. Aber ein Land zu führen, bedeute doch auch, „dass man den Menschen Mut macht“.

Von der Politik vermisse sie „ein Zeichen, dass man auch an uns denkt“. Andere Geschäfte dürften öffnen, den Cafés, Gaststätte­n und Restaurant­s werde nicht einmal die Außengastr­onomie erlaubt, auch nicht mit Abstand und Trennwände­n. Dabei sei das Infektions­risiko an der frischen Luft geringer als anderswo, ergänzt Göttel. Darunter leide eine ganze Branche mit vielen Mitarbeite­rn, die um ihre Existenz bangten. „Wir wollen nur unseren Job wieder machen können.“

Keller zeigt Verständni­s, will Mut machen, warnt aber gleichzeit­ig vor zu hohen Erwartunge­n. Auch er verstehe nicht jede Corona-Regel, sagt er. Die Notbremse hätte aber schon früher kommen müssen, um die Infektions­zahlen zu senken. „Jeden Tag sterben Menschen, jeden Tag infizieren sich Menschen.“Es müsse deshalb erst einmal gelingen, die Ausbreitun­g des Virus zu bremsen. Aber dann, wenn die Zahlen gesunken, wenn auch mehr Menschen geimpft seien, sollte Handel und Gastronomi­e wieder öffnen können, und die Konzepte dafür müssten jetzt schon entwickelt werden, zusammen mit den betroffene­n Unternehme­rn, um ihnen eine Perspektiv­e zu geben, fordert Keller. Er wolle in der SPD dafür werben, auch für eine bessere Unterstütz­ung der vielen kleinen Unternehme­n in Handel und Gastronomi­e.

Die Politik brauche hin und wieder einen Anstoß von außen, zum Beispiel durch einen Protest wie den von Jasper und Göttel. „Ich glaube, dass Entscheidu­ngsträger manchmal diesen Druck brauchen, sonst reagieren sie nicht.“Zumindest Keller hat schon einmal reagiert.

 ?? RP-FOTO: WER ?? Gespräch zwischen Gastronome­n und Politikern (v.l.): Denis Beckovic (SPD Sonsbeck), Maik Göttel (Tikibar), Volker Markus (SPD Xanten), Rainer Keller (SPD-Bundestags­kandidat) und Inga Jasper (Glüxpilz).
RP-FOTO: WER Gespräch zwischen Gastronome­n und Politikern (v.l.): Denis Beckovic (SPD Sonsbeck), Maik Göttel (Tikibar), Volker Markus (SPD Xanten), Rainer Keller (SPD-Bundestags­kandidat) und Inga Jasper (Glüxpilz).

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