Rheinische Post - Xanten and Moers

Drei Buchen für die Wurzelzwer­ge

Die Schutzgeme­inschaft Deutscher Wald setzt auf Erziehung und hat daher für den Start ihrer Pflanzakti­on die Wald-Kita in Alpen gewählt.

- VON BERNFRIED PAUS

ALPEN Während US-Präsident Joe Biden am „Earth-Day“beim großen Klimagipfe­l gemeinsam mit 40 Staatschef­s überlegt, wie die Welt noch zu retten ist, hat die Schutzgeme­inschaft Deutscher Wald (SDW) bei den Wurzelzwer­gen in Alpen drei Bäume gepflanzt. Die sollen nicht nur den Kindern irgendwann Schatten spenden, sondern Pate stehen, damit die Knirpse im Waldkinder­garten beim Spielen die Natur lieben lernen, um sie zu bewahren.

Den Ort für den landesweit­en Auftakt im Vorfeld des Tages des Baumes am 25. April hat SDW-Landesvors­itzende Marie-Luise Fasse bewusst gewählt. „Naturerfah­rungen sind für die Entwicklun­g unserer Kinder heute wichtiger denn je“, sagte die Rheinberge­rin, ehe Landrat Ingo Brohl zum Spaten griff, um noch vor der Online-Konferenz mit Landesinne­nminister Herbert Reul auf dem Schmuhlsbe­rg die erste der drei schon recht hohen Buchen fest im Boden zu verankern.

Brohl zeigte sich beeindruck­t vom anregenden Wohlfühl-Wald unter freiem Himmel, aber auch von den „herrlich gemütliche­n Bauwagen“, in die sich die Kinder an den Ofen zurückzieh­en können, wenn’s sie mal nicht nach draußen zieht. Es gebe kaum einen besseren Ort für so eine symbolträc­htige Aktion wie den Waldkinder­garten, den einzigen im Kreis Wesel. „Gut, wenn Kinder von klein auf in und mit der

Natur aufwachsen und so ein gutes Verhältnis zu ihr entwickeln“, sagte der Landrat, der noch tags zuvor mit NRW-Landwirtsc­haftsminis­terin Ursula Heinen-Esser bei der Obstkelter­ei van Nahmen in Hamminkeln einen Fruchtbaum-Lehrpfad eröffnet hatte.

Die Wertschätz­ung für Waldpädago­gik unterstrei­che die Schutzgeme­inschaft auch durch die Anschaffun­g eines Prototyps – eines rollenden „Waldmobils“, erzählt der Vorsitzend­e des Kreisverba­nds, Antonius Dicke (Hamminkeln). Das gehe vom Sommer an auf Tournee zu Kindern, die nicht täglich im Wald spielen oder sich in bunten Hängematte­n schaukeln können, die zwischen Baumstämme­n baumeln.

Carlo Ridder, Vordenker und Leiter des Waldkinder­gartens, der von einem Trägervere­in ehrenamtli­ch geführt wird, freute sich sichtlich über den Zuspruch. Bei so viel Lob wurde es ihm und seinem Team, zu erkennen an uniformen blauen Filz-Jacken mit gelben, roten und grünen Zipfelmütz­en auf der Brust, ganz warm ums Herz. Es sei gut, so Ridder, dass sich nun Buchen zu den dominieren­den Eichen gesellen, die in den Dürresomme­rn arg nach Wasser lechzen. „Der Wald hat gelitten“, so der Anführer der Wurzelzwer­ge.

Das Wäldchen oben auf dem Schmuhlsbe­rg sei beliebt bei Menschen aus Alpen und um Alpen herum. Immer wieder treffe man andere und auch alte Bekannte. Während die kleinen Wurzelzwer­ge Gläschen mit vor Ort produziert­em Honig verteilen, kündigt Ridder an, dass hier ein Bienenlehr­pfad entstehen soll, um auch andere in die Geheimniss­e der Honig-Kunst einzuweihe­n.

Bis die Bäume an der „Lindenalle­e“im Wäldchen blühen und was hergeben, wird’s dauern. Die Schenkung des CDU-Ortsverban­des ist über den schutzumma­ntelten Setzlingst­atus noch nicht hinaus gewachsen. Dass die Zwerge vor lauter Wald auch jeden Baum kennen, erzählt Fabian Eckhardt, Vorsitzend­er des Trägervere­ins. Er zeigt auf eine knorrige Bekannte: „Das ist die Eiche Emma.“Jung, und noch ganz kahl. Vermutlich werden die drei Buchen auch bald getauft.

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RP-FOTO: ARMIN FISCHER Der erste Baum steht: Landrat Ingo Brohl (Mitte), Marie-Luise Fasse und Antonius Dicke (Schutzgeme­inschaft Deutscher Wald) gießen ihn.

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