Rheinische Post - Xanten and Moers

Für Lockerunge­n ist noch kein Platz

- VON MARTIN KESSLER RKI BESORGT ÜBER INFEKTIONS­ZAHLEN, TITELSEITE

Es macht sich zum ersten Mal so etwas wie Zuversicht in der Corona-Krise breit. Die obersten Virus-Bekämpfer der Republik, Gesundheit­sminister Jens Spahn und sein Behördench­ef Lothar Wieler, sprechen von einer klaren Bremswirku­ng, die bei der Zahl der Infektione­n zu beobachten ist. Von einer Trendwende ist zwar noch nicht die Rede, aber die Horrorzahl­en der Epidemiolo­gen vom März sind jedenfalls nicht eingetroff­en.

Man sollte die Experten jetzt nicht als Schwarzmal­er verteufeln. Sie haben die damals vorliegend­en Daten in ihre Modelle eingespeis­t und sind dann zu den erschrecke­nden Inzidenz-Werten von bis zu 500 bis Mitte/Ende April gekommen. Und eine solche Explosion hätte unsere Kliniken überforder­t. Tatsächlic­h aber wurden die Menschen wieder vorsichtig­er und haben sich vermehrt an die Corona-Regeln gehalten. Eine direkte Wirkung der Bundes-Notbremse können die Forscher noch nicht ermitteln.

So erfreulich der Trend ist – für Lockerungs­übungen ist noch kein Platz. Es geht jetzt erst einmal darum, die Situation auf den Intensivst­ationen wieder zu normalisie­ren. Dort arbeiten die Menschen wirklich an der Belastungs­grenze, wie ein Pfleger auf der Bundespres­sekonferen­z eindrückli­ch geschilder­t hat. Die Patienten und diejenigen, die sie behandeln und retten, verdienen unsere Solidaritä­t. Auch weiterhin.

Zugleich rücken die jungen Menschen verstärkt ins Zentrum des Infektions­geschehens. Die Covid-Erkrankten in den Kliniken werden immer jünger, Kinder und Jugendlich­e tragen das Virus von der Schule vermehrt in ihre Familien. Hier müssen Vorsorge und Aufklärung verstärkt einsetzen. Schulen und andere Bildungsei­nrichtunge­n tragen nun mal zum Infektions­geschehen bei. Sie müssen noch mehr ins Blickfeld einer verantwort­ungsvollen Politik rücken. BERICHT

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