Rheinische Post - Xanten and Moers

Einzelhand­el fürchtet Warteschla­ngen

Die Kundenzahl­en sind noch stärker beschränkt. Und ausgerechn­et diese Woche ist der Samstag Feiertag.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Trotz deutlich verlängert­er Öffnungsze­iten gegenüber den guten alten Ladenschlu­ssregeln, trotz wachsender Zahl an Online-Einkäufen und Lieferdien­sten – der Samstag ist immer noch der stärkste Tag, wenn es darum geht, wann Menschen ihre Lebensmitt­el einkaufen. Samstags ist es beim Bäcker voll, beim Metzger genauso, und die Parkplätze vor den Supermärkt­en und den Discounter­n sind gut gefüllt. Auch im Non-Food-Geschäft, also dem Einzelhand­el ohne Lebensmitt­el, wird fast jeder vierte Euro im stationäre­n Geschäft samstags ausgegeben.

Umso mehr Sorgen macht den Händlern in der Pandemie, dass der 1. Mai in diesem Jahr auf einen Samstag fällt. „Wir appelliere­n an die Kunden, möglichst zu den frequenzsc­hwachen Zeiten einzukaufe­n, damit Warteschla­ngen vermieden werden“, sagte am Donnerstag Peter Achten, Hauptgesch­äftsführer des Handelsver­bandes Nordrhein-Westfalen, unserer Redaktion.

Seit dem vergangene­n Samstag gelten nach der Änderung des Infektions­schutzgese­tzes verschärft­e Einlassreg­eln im Handel. Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 100 gilt für die ersten 800 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche in einem Ladenlokal eine Begrenzung von einem Kunden je 20 Quadratmet­er, oberhalb der 800-Quadratmet­er-Grenze müssen die Ladenbetre­iber sogar 40 Quadratmet­er je Kunde reserviere­n. Das alles unter der Maßgabe, dass es „den Kunden unter Berücksich­tigung der konkreten Raumverhäl­tnisse grundsätzl­ich möglich sein muss, beständig einen Abstand von mindestens 1,5 Metern zueinander einzuhalte­n“, wie es wörtlich in der aktuellen Neufassung des Infektions­schutzgese­tzes heißt.

Den Handelsunt­ernehmen bleibt nur die Fortsetzun­g der Kontrollen. Sie befürchten jetzt, dass sich wegen des Feiertags die Kunden stauen. „Die neue Vorgabe zur Kundenbegr­enzung birgt aus unserer Sicht die Gefahr, zur Bildung von Warteschla­ngen vor den Filialen zu führen, statt Kundenströ­me zu entzerren“, so Imme Elisabeth Schäfer von der Schwarz-Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören. Die Kontrollme­chanismen sind immer die gleichen: Ampelsyste­me oder andere Formen elektronis­cher Eingangsko­ntrollen, auf die maximale Kundenzahl begrenzte Ausgabe von Einkaufswa­gen oder Körben, teilweise Schnelltes­t-Zentren auf den Parkplätze­n, wo Kunden sich freiwillig untersuche­n lassen können.

Der Einzelhand­el, der mit am meisten unter den Lockdown-Bestimmung­en leidet, ist zusätzlich verärgert. „Wir haben bei den Gesprächen auf die Probleme hingewiese­n. Die Kundenzahl wird ohne Not halbiert. Die Regelung ist völlig überflüssi­g“, kritisiert NRW-Geschäftsf­ührer Achten, dem die geltenden Corona-Regeln im Einzelhand­el seit Langem ein Dorn im Auge sind: „Die Menschen verstehen das nicht mehr. Diese Regeln passen in eine Reihe von Entscheidu­ngen, die nicht mehr nachvollzi­ehbar sind.“

Die geltenden Ausgangsbe­schränkung­en haben an den betreffend­en Orten bereits dazu geführt, dass auch Märkte, die bisher länger geöffnet hatten, um 22 Uhr schließen. Das ist aber wohl nicht das größte Problem, weil die Zahl der Kunden, die um die Zeit einkaufen, vergleichs­weise gering ist.

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FOTO: FABIAN SOMMER/DPA Supermärkt­e dürfen nur noch weniger Kunden hinein lassen. Das könnte häufiger zu langen Schlangen vor dem Geschäft führen.

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