Rheinische Post - Xanten and Moers
Ausgerechnet Chile und Uruguay
Trotz vorbildlicher Impfkampagnen registrieren die Länder hohe Zahlen bei Neuinfektionen. Das lässt an der Wirksamkeit chinesischer Vakzine zweifeln.
SANTIAGO/MONTEVIDEO Es ist eine Meldung, die zur aktuellen Lage in Chile und Uruguay passt: Die chinesischen Impfstoff-Hersteller Sinovac und Sinopharm erwögen, ihre Impfstoffe mit anderen zu kombinieren, um eine höhere Effektivität zu erzielen, meldete das Nachrichtenportal „Montevideo“am Donnerstag. Die Ankündigung platzt in eine Phase, in der die beiden Impfmeister in Lateinamerika, Uruguay und Chile, mitten in eine neue Welle laufen, obwohl schon beträchtliche Teile der Bevölkerung geimpft sind. Die beiden Nationen gelten bislang als die Vorreiter auf dem Kontinent in Sachen Corona-Politik – ganz im Gegensatz zu Brasilien und Argentinien, die von ihren populistischen Präsidenten Jair Bolsonaro und Alberto Fernández ins Chaos geführt wurden und weit hinterherhinken.
In nackten Zahlen heißt das: In Uruguay haben bislang 1.152.711 Menschen eine erste Impfdosis erhalten. 583.658 Menschen sind bereits zweimal geimpft. Kurzum: Beeindruckende 49,5 Prozent der Bevölkerung sind mindestens einmal immunisiert. Der überwiegende Teil davon mit dem Mittel Coronavac von Sinovac (China), nämlich exakt 1.320.716 Personen. Ähnlich ist die Impfquote in Chile, wo bereits acht Millionen
Menschen eine erste Impfdosis erhalten haben. 6,4 Millionen Personen sind bereits zweimal geimpft. Von der Regierung ausgegeben wurden bislang 12,4 Millionen Impfdosen Sinovac und 2,1 Millionen Dosen Pfizer/Biontech. Trotzdem sind die Infektionszahlen erschreckend hoch: Chile meldete einen Sieben-Tage-Mittelwert von 6124 (bei einer Bevölkerung von 19 Millionen Einwohnern), Uruguay 2931 (3,5 Millionen Einwohner). Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Mittelwert bei 20.564 (83 Millionen Einwohner), ist also deutlich geringer.
Claudia Cortes Universität Chile
Die Berichterstattung darüber, dass das Impfmittel nur eine Effizienz von 50 Prozent besitze, habe einige Menschen in Panik versetzt, berichtete jüngst das Portal „Infinita“. Vor allem die Immunität nach einer ersten Impfung mit Coronavac sei nicht besonders hoch. Für Wissenschaftler war das keine Überraschung, doch nun wächst in der Bevölkerung die Sorge, dass es mit dem erhofften Schutz doch nicht so weit her ist. Eine zweite Impfung ist allerdings ohnehin zwingend notwendig, inzwischen mehren sich aber auch Stimmen, die zu einer dritten Impfung zur vollständigen Immunisierung raten. Die Weltgesundheitsorganisation teilte mit, die Wirksamkeitsdaten für das Sinovac-Mittel würden zwischen 50,7 und 83,5 Prozent
schwanken. Wissenschaftler raten dennoch zur Spritze: „Wer geimpft wird, stirbt nicht mehr an Covid. Das ist das, was relevant ist“, sagte Claudia Cortes von der Universität Chile gegenüber Medien.
Die Gesundheitsbehörden im Nachbarland Argentinien haben der Impfung von Fußballern mit Coronavac dagegen erst einmal einen Riegel vorgeschoben. Hersteller Sinovac hatte 50.000 Impfdosen an den südamerikanischen Fußballverband Conmebol geschickt, um Fußballer zu impfen, unter anderem für die bevorstehende Copa America (die Südamerika-Meisterschaft) in Argentinien und Kolumbien. Der Grund: eine fehlende Notfall-Genehmigung. Auch das trägt nicht gerade zur Vertrauensbildung bei.
„Wer geimpft wird, stirbt nicht mehr an Covid. Das ist das, was relevant ist“