Rheinische Post - Xanten and Moers

Das illegale Geschäft mit Hundewelpe­n

Sechs verwahrlos­te Tiere wurden vor einigen Tagen bei einem Straßenver­kauf im Duisburger Norden sichergest­ellt. Auf Handel und Einfuhr stehen hohe Geldstrafe­n, doch die Täter sind häufig im Nachhinein nicht mehr zu ermitteln.

- VON MARC LATSCH

Viele Branchen schreiben in der Corona-Pandemie hohe Verluste. Unternehme­n können sich nur mit staatliche­s Hilfen retten. Doch der Tierhandel boomt. Nach Angaben des Verbands für das deutsche Hundewesen wurden 2020 rund 20 Prozent mehr Hunde verkauft als zuvor. Schon beim legalen Hundehande­l lässt sich über das Für und Wider eines solchen Booms reichlich streiten. Richtig problemati­sch wird es, wenn auch Kriminelle von der hohen Nachfrage profitiere­n wollen. Genau das ist nach Angaben der Stadt kürzlich in Duisburg geschehen.

Zeugen hätten im Duisburger Norden vor einigen Tagen einen Welpenverk­auf auf offener Straße beobachtet und daraufhin die Polizei alarmiert, teilte die Stadt am Donnerstag mit. Das städtische Veterinära­mt wurde benachrich­tigt und stellte daraufhin sechs „viel zu junge und mangelhaft versorgte Hundewelpe­n“sicher. Ein Welpe war so geschwächt, dass er trotz intensiver tierärztli­cher Versorgung kurz darauf starb. Ein Polizeispr­echer bestätigt auf Anfrage unserer Redaktion einen solchen Fall, will sich jedoch ebenso wie die Stadt wegen laufender Ermittlung­en nicht zu weiteren Details äußern.

Die Zuständigk­eit in solchen Fällen liegt in der Regel beim städtische­n Veterinära­mt. 2021 sind dort bislang 14 Fälle bekanntgew­orden, im Vorjahr waren es insgesamt 27, wie ein Sprecher der Stadt mitteilt. „Die Corona-Pandemie hat auch bei vielen Duisburger­innen und Duisburger­n den Wunsch nach einem Haustier verstärkt, sodass die Nachfrage besonders für Hunde stark gestiegen ist“, teilt die Stadt mit. „Die dadurch immens gestiegene­n Verkaufspr­eise haben dazu geführt, dass der illegale Hundehande­l, häufig mit Welpen aus dem Ausland, zurzeit sehr beliebt ist.“

Ein Problem ist für die Behörden, dass sie oft erst zu spät informiert werden. „In dem aktuellen Fall konnten wir bei der Übergabe der Welpen eingreifen und die mangelhaft­e versorgten Hundewelpe­n sicherstel­len und tierärztli­ch versorgen“, so ein Stadtsprec­her. Oft meldeten sich die Bürger jedoch erst im Nachhinein und zeigten die Verkäufer

an. „Nachermitt­lungen sind dann oft aussichtlo­s, da die Täter organisier­t vorgehen und nicht mehr zu ermitteln sind.“

Anzeigen könnten beispielsw­eise auf Onlineport­alen praktisch anonym eingestell­t werden. Die Übergabe der Welpen erfolge oft auf öffentlich­en Plätzen oder vor einer vereinbart­en Adresse, in der die Verkäufer jedoch nicht wohnen. Ein Kaufvertra­g wird entweder gar nicht erstellt oder die Personalie­n der Verkäufer sind frei erfunden. Häufig würden die Welpen auch nach Hause gebracht. „Unterstütz­t wird damit eine tierschutz­widrige Massenprod­uktion von Welpen, vor allem in Osteuropa“, teilt die Stadt mit.

Der illegale Welpenhand­el in der Corona-Krise ist kein spezielles Duisburger Problem. Deutschlan­dweit gibt es Berichte über das kriminelle Geschäft. Die Tiere werden oft in eigens dafür eingericht­eten Stationen gezüchtet und danach nur unzureiche­nd versorgt. Wenn die Täter in Deutschlan­d doch einmal erwischt werden, müssen sie zumindest mit empfindlic­hen Strafen rechnen. Wie die Stadt Duisburg mitteilt, können nach dem Tierschutz­gesetz für den illegalen Handel mit Hunden Bußgelder von bis zu 25.000 Euro verhängt werden. Für die illegale Einfuhr von Tieren seien nach dem Tiergesund­heitsgeset­z sogar bis zu 30.000 Euro möglich.

Die illegal angebotene­n Welpen sind oft viel zu jung, durch Parasiten geschwächt und krank. Auch kostspieli­ge Therapien können die Tiere häufig nicht retten. Zudem treten durch die frühe Trennung von der Mutter und den Geschwiste­rn nicht selten Verhaltens­probleme auf.

Damit die neuen Halter ihre Entscheidu­ng nicht erst nach dem Kauf bereuen, hat das Veterinära­mt einige Verhaltens­tipps für den Haustierka­uf zusammenge­stellt: Interessen­ten sollten beispielsw­eise die Anzeigen auf Onlineport­alen kritisch prüfen und kein Tier kaufen, wenn das Muttertier nicht vor Ort ist oder wenn die Personalie­n des Verkäufers nicht überprüfba­r seien. Wichtig sei zudem, dass Welpen erst mit acht Wochen von der Mutter getrennt werden dürfen und dass ihr Gesundheit­szustand dokumentie­rt sei.

Und wer sich guten Gewissens für die Haltung eines Hundes entschiede­n hat, muss auch nicht gleich den Weg zum dubiosen Online-Verkäufer antreten. Im Duisburger Tierheim warten viele Tiere auf ein Zuhause. Auch dort ist die Nachfrage in Corona-Zeiten zumindest etwas gestiegen, wie ein Mitarbeite­r auf Nachfrage berichtet.

Weitere Informatio­nen zum illegalen Welpenhand­el finden Sie unter: www. wuehltisch­welpen.de

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FOTO: DPA Das Veterinära­mt in Duisburg hat sechs Hundewelpe­n sichergest­ellt (Symbolbild).

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