Rheinische Post - Xanten and Moers
Das illegale Geschäft mit Hundewelpen
Sechs verwahrloste Tiere wurden vor einigen Tagen bei einem Straßenverkauf im Duisburger Norden sichergestellt. Auf Handel und Einfuhr stehen hohe Geldstrafen, doch die Täter sind häufig im Nachhinein nicht mehr zu ermitteln.
Viele Branchen schreiben in der Corona-Pandemie hohe Verluste. Unternehmen können sich nur mit staatliches Hilfen retten. Doch der Tierhandel boomt. Nach Angaben des Verbands für das deutsche Hundewesen wurden 2020 rund 20 Prozent mehr Hunde verkauft als zuvor. Schon beim legalen Hundehandel lässt sich über das Für und Wider eines solchen Booms reichlich streiten. Richtig problematisch wird es, wenn auch Kriminelle von der hohen Nachfrage profitieren wollen. Genau das ist nach Angaben der Stadt kürzlich in Duisburg geschehen.
Zeugen hätten im Duisburger Norden vor einigen Tagen einen Welpenverkauf auf offener Straße beobachtet und daraufhin die Polizei alarmiert, teilte die Stadt am Donnerstag mit. Das städtische Veterinäramt wurde benachrichtigt und stellte daraufhin sechs „viel zu junge und mangelhaft versorgte Hundewelpen“sicher. Ein Welpe war so geschwächt, dass er trotz intensiver tierärztlicher Versorgung kurz darauf starb. Ein Polizeisprecher bestätigt auf Anfrage unserer Redaktion einen solchen Fall, will sich jedoch ebenso wie die Stadt wegen laufender Ermittlungen nicht zu weiteren Details äußern.
Die Zuständigkeit in solchen Fällen liegt in der Regel beim städtischen Veterinäramt. 2021 sind dort bislang 14 Fälle bekanntgeworden, im Vorjahr waren es insgesamt 27, wie ein Sprecher der Stadt mitteilt. „Die Corona-Pandemie hat auch bei vielen Duisburgerinnen und Duisburgern den Wunsch nach einem Haustier verstärkt, sodass die Nachfrage besonders für Hunde stark gestiegen ist“, teilt die Stadt mit. „Die dadurch immens gestiegenen Verkaufspreise haben dazu geführt, dass der illegale Hundehandel, häufig mit Welpen aus dem Ausland, zurzeit sehr beliebt ist.“
Ein Problem ist für die Behörden, dass sie oft erst zu spät informiert werden. „In dem aktuellen Fall konnten wir bei der Übergabe der Welpen eingreifen und die mangelhafte versorgten Hundewelpen sicherstellen und tierärztlich versorgen“, so ein Stadtsprecher. Oft meldeten sich die Bürger jedoch erst im Nachhinein und zeigten die Verkäufer
an. „Nachermittlungen sind dann oft aussichtlos, da die Täter organisiert vorgehen und nicht mehr zu ermitteln sind.“
Anzeigen könnten beispielsweise auf Onlineportalen praktisch anonym eingestellt werden. Die Übergabe der Welpen erfolge oft auf öffentlichen Plätzen oder vor einer vereinbarten Adresse, in der die Verkäufer jedoch nicht wohnen. Ein Kaufvertrag wird entweder gar nicht erstellt oder die Personalien der Verkäufer sind frei erfunden. Häufig würden die Welpen auch nach Hause gebracht. „Unterstützt wird damit eine tierschutzwidrige Massenproduktion von Welpen, vor allem in Osteuropa“, teilt die Stadt mit.
Der illegale Welpenhandel in der Corona-Krise ist kein spezielles Duisburger Problem. Deutschlandweit gibt es Berichte über das kriminelle Geschäft. Die Tiere werden oft in eigens dafür eingerichteten Stationen gezüchtet und danach nur unzureichend versorgt. Wenn die Täter in Deutschland doch einmal erwischt werden, müssen sie zumindest mit empfindlichen Strafen rechnen. Wie die Stadt Duisburg mitteilt, können nach dem Tierschutzgesetz für den illegalen Handel mit Hunden Bußgelder von bis zu 25.000 Euro verhängt werden. Für die illegale Einfuhr von Tieren seien nach dem Tiergesundheitsgesetz sogar bis zu 30.000 Euro möglich.
Die illegal angebotenen Welpen sind oft viel zu jung, durch Parasiten geschwächt und krank. Auch kostspielige Therapien können die Tiere häufig nicht retten. Zudem treten durch die frühe Trennung von der Mutter und den Geschwistern nicht selten Verhaltensprobleme auf.
Damit die neuen Halter ihre Entscheidung nicht erst nach dem Kauf bereuen, hat das Veterinäramt einige Verhaltenstipps für den Haustierkauf zusammengestellt: Interessenten sollten beispielsweise die Anzeigen auf Onlineportalen kritisch prüfen und kein Tier kaufen, wenn das Muttertier nicht vor Ort ist oder wenn die Personalien des Verkäufers nicht überprüfbar seien. Wichtig sei zudem, dass Welpen erst mit acht Wochen von der Mutter getrennt werden dürfen und dass ihr Gesundheitszustand dokumentiert sei.
Und wer sich guten Gewissens für die Haltung eines Hundes entschieden hat, muss auch nicht gleich den Weg zum dubiosen Online-Verkäufer antreten. Im Duisburger Tierheim warten viele Tiere auf ein Zuhause. Auch dort ist die Nachfrage in Corona-Zeiten zumindest etwas gestiegen, wie ein Mitarbeiter auf Nachfrage berichtet.
Weitere Informationen zum illegalen Welpenhandel finden Sie unter: www. wuehltischwelpen.de