Rheinische Post - Xanten and Moers
Checkliste soll vor Enkeltrick warnen
Polizei und Volksbank Niederrhein wollen es Betrügern mit einem Briefumschlag schwerer machen.
ALPEN/KREIS WESEL Die Polizei im Kreis Wesel und die Volksbank Niederrhein starten eine Kooperation, um vor allem ältere Menschen besser vor Betrügern zu schützen. Dafür haben sie einen Briefumschlag mit einer Checkliste drucken lassen. Das Papier kann einem Kunden überreicht werden, wenn er einen ungewöhnlich hohen Geldbetrag von seinem Konto abheben will und der Bankberater den Verdacht hat, dass der Kunde auf einen Betrüger hereingefallen ist. In der Checkliste stehen deshalb Fragen wie „Sollen Sie das Geld noch heute übergeben?“oder „Sollen Sie das Geld an eine unbekannte Person übergeben?“. Wenn der Kunde zwei der sechs Fragen mit Ja beantworten kann, soll er vorsichtshalber die Polizei rufen.
Solche Betrugsversuche sind gar nicht so selten. Erst vor wenigen Wochen habe eine Mitarbeiterin das erlebt, berichtete Guido Lohmann, Vorstandsvorsitzender der Volksbank
Niederrhein, als er zusammen mit Landrat Ingo Brohl und Vertretern der Polizei die Aktion vorstellte. Ein älteres Ehepaar, seit langem Kunde des Instituts, habe 25.000 Euro abheben wollen. Das sei ungewöhnlich gewesen, deshalb habe die Mitarbeiterin nachgefragt.
Das Ehepaar habe berichtet, dass es angerufen worden sei, angeblich von einem Staatsanwalt: Dieser habe gesagt, dass der Mann und die
Frau eine Kaution zahlen müssten, weil ihre Tochter nach einem tödlichen Verkehrsunfall im Gefängnis sei. Die Bankmitarbeitern habe dem Ehepaar empfohlen, die Polizei zu rufen, und diese habe den Betrug noch abwenden können. Aber das gelinge nicht immer, auch wenn die Mitarbeiter dafür geschult seien, sagte Lohmann. Deshalb seien die Briefumschläge „genau das Richtige“.
Die Polizei versuche auf vielen Wegen, die Menschen über die Maschen von Betrügern zu informieren, sagte Brohl. Dabei überlege sie, wo sie die Bürger erreichen könne. Der Bankschalter sei der letzte Punkt, wo sich ein Trickbetrug noch verhindern ließe.
Mehr als 1000 Betrugsversuche gegen ältere Menschen wurden der Polizei in 2020 gemeldet, in 57 Fällen waren die Kriminellen erfolgreich. Die Dunkelziffer sei wahrscheinlich größer, sagte Frank Postfeld vom Kriminalkommissariat Kriminalprävention und Opferschutz. Viele Betrugsopfer trauten sich nicht, sich zu offenbaren. „Es muss sich aber niemand schämen“, stellte der Leitende Polizeidirektor Rüdiger Kunst klar. Die Täter seien hochprofessionell, setzten ihre Opfer so unter Druck, dass diese keinen andere Möglichkeit sähen, als das Geld zu übergeben. Deshalb hoffen Polizei und Bank, dass sie mit der Checkliste mögliche Betrugsopfer dazu bringen, sich zu melden. Weitere Banken sollen die Umschläge übernehmen.