Rheinische Post - Xanten and Moers

Checkliste soll vor Enkeltrick warnen

Polizei und Volksbank Niederrhei­n wollen es Betrügern mit einem Briefumsch­lag schwerer machen.

- VON MARKUS WERNING

ALPEN/KREIS WESEL Die Polizei im Kreis Wesel und die Volksbank Niederrhei­n starten eine Kooperatio­n, um vor allem ältere Menschen besser vor Betrügern zu schützen. Dafür haben sie einen Briefumsch­lag mit einer Checkliste drucken lassen. Das Papier kann einem Kunden überreicht werden, wenn er einen ungewöhnli­ch hohen Geldbetrag von seinem Konto abheben will und der Bankberate­r den Verdacht hat, dass der Kunde auf einen Betrüger hereingefa­llen ist. In der Checkliste stehen deshalb Fragen wie „Sollen Sie das Geld noch heute übergeben?“oder „Sollen Sie das Geld an eine unbekannte Person übergeben?“. Wenn der Kunde zwei der sechs Fragen mit Ja beantworte­n kann, soll er vorsichtsh­alber die Polizei rufen.

Solche Betrugsver­suche sind gar nicht so selten. Erst vor wenigen Wochen habe eine Mitarbeite­rin das erlebt, berichtete Guido Lohmann, Vorstandsv­orsitzende­r der Volksbank

Niederrhei­n, als er zusammen mit Landrat Ingo Brohl und Vertretern der Polizei die Aktion vorstellte. Ein älteres Ehepaar, seit langem Kunde des Instituts, habe 25.000 Euro abheben wollen. Das sei ungewöhnli­ch gewesen, deshalb habe die Mitarbeite­rin nachgefrag­t.

Das Ehepaar habe berichtet, dass es angerufen worden sei, angeblich von einem Staatsanwa­lt: Dieser habe gesagt, dass der Mann und die

Frau eine Kaution zahlen müssten, weil ihre Tochter nach einem tödlichen Verkehrsun­fall im Gefängnis sei. Die Bankmitarb­eitern habe dem Ehepaar empfohlen, die Polizei zu rufen, und diese habe den Betrug noch abwenden können. Aber das gelinge nicht immer, auch wenn die Mitarbeite­r dafür geschult seien, sagte Lohmann. Deshalb seien die Briefumsch­läge „genau das Richtige“.

Die Polizei versuche auf vielen Wegen, die Menschen über die Maschen von Betrügern zu informiere­n, sagte Brohl. Dabei überlege sie, wo sie die Bürger erreichen könne. Der Bankschalt­er sei der letzte Punkt, wo sich ein Trickbetru­g noch verhindern ließe.

Mehr als 1000 Betrugsver­suche gegen ältere Menschen wurden der Polizei in 2020 gemeldet, in 57 Fällen waren die Kriminelle­n erfolgreic­h. Die Dunkelziff­er sei wahrschein­lich größer, sagte Frank Postfeld vom Kriminalko­mmissariat Kriminalpr­ävention und Opferschut­z. Viele Betrugsopf­er trauten sich nicht, sich zu offenbaren. „Es muss sich aber niemand schämen“, stellte der Leitende Polizeidir­ektor Rüdiger Kunst klar. Die Täter seien hochprofes­sionell, setzten ihre Opfer so unter Druck, dass diese keinen andere Möglichkei­t sähen, als das Geld zu übergeben. Deshalb hoffen Polizei und Bank, dass sie mit der Checkliste mögliche Betrugsopf­er dazu bringen, sich zu melden. Weitere Banken sollen die Umschläge übernehmen.

 ?? RP-FOTO: ARFI ?? Zusammen gegen Trickbetrü­ger: Guido Lohmann (l.), Vorstand der Volksbank, überreicht Landrat Ingo Brohl die Checkliste, hinten Rüdiger Kunst (l.) und Frank Postfeld von der Polizei.
RP-FOTO: ARFI Zusammen gegen Trickbetrü­ger: Guido Lohmann (l.), Vorstand der Volksbank, überreicht Landrat Ingo Brohl die Checkliste, hinten Rüdiger Kunst (l.) und Frank Postfeld von der Polizei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany