Rheinische Post - Xanten and Moers
Die alte Rathaus-Turmuhr ist abmontiert
Vor 80 Jahren schenkte Ehrenbürger Hubertus Underberg der Stadt Rheinberg die mechanische Uhr. Für die Zeit der Sanierung des 1449 gebauten Gebäudes wird sie eingelagert. Später kann sie als Ausstellungsstück bewundert werden.
RHEINBERG Das Alte Rathaus ist wie leergefegt. Leere Räume von oben bis unten, hier und da sind Verkleidungen bereits vom Mauerwerk gerissen worden, alles ist vorbereitet für den großen Umbau. Möglicherweise ist es die umfangreichste des 1449 erbauten Gebäudes. Rheinbergs gute Stube, wie man gerne sagt, wird von Grund auf erneuert.
Die Verwaltung stehe in regelmäßigem Austausch mit dem Büro „fischerarchitekten“, das den Auftrag bekommen hat, das Alte Rathaus wieder in Form zu bringen. Die von dort erbrachten Leistungen liegen im Zeitplan und ebenso die Ausschreibungsverfahren, versicherte die Verwaltung im Bau- und Planungsausschuss. Auch mit dem Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege ist wegen einiger Funde bei den Sondierungsarbeiten alles geklärt – es ergeben sich keine zeitlichen Verzögerungen.
„Im Sommer wird das Gerüst aufgestellt“, sagt Dieter Paus, Technischer Beigeordneter der Stadt. Zunächst wird aber innen gearbeitet. Dach, Schadstoffsanierung, sämtliche Installationen wie Elektro, Wasser, Sanitär, Heizung werden neu gemacht – es gibt viel zu tun. Ganz zum Schuss, wenn alles andere erledigt ist, wird der berühmt-berüchtigte Glasbau mit einem zweiten Treppenhaus an die Südseite Richtung Lindenplatz gesetzt. Der Kasten kostet richtig Geld, war aber unumgänglich, weil ansonsten künftig bestenfalls das Erdgeschoss des Gebäudes hätte genutzt werden können. Heute gelten viel strengere Brandschutzbestimmungen als früher.
Die Sanierung ist Sache der Stadt als Eigentümerin des alten Gebäudes. „Alles andere überlassen wir dem Trägerverein, das ist so geregelt“, so Dieter Paus. Somit ist auch die alte Turmuhr Angelegenheit des Vereins. Die steht ganz oben im Dachgeschoss. Ein rund 1,50 Meter hohes mechanisches Uhrwerk in einem gußeisernen Rahmen und zusätzlich in einem arg ramponierten Holzkasten verstaut. Den öffnete Monteur Richard Madla von der Firma Eduard Korfhage & Söhne im westfälischen Melle. Madle zerlegte die rund 200 Kilogramm schwere Uhr am Donnerstag so, dass sie transportiert und eingelagert werden kann. Die Korfhage-Profis wollen die Uhr auch überarbeiten. „Wir möchten sie später, wenn das Alte Rathaus fertig ist, als Ausstellungsstück präsentieren“, betont HansTheo Mennicken, Vorsitzender des
Trägervereins Altes Rathaus. Der Verein übernimmt auch die Kosten und kümmert sich um Fördermittel.
Durch Zufall beauftragte der Verein das Unternehmen, das die Uhr vor genau 80 Jahren in den Turm des Rathauses eingebaut hat. Mennicken erzählt: „Kommerzienrat Hubertus Underberg, der damals seinen 70. Geburtstag feierte, ist vom Rat einstimmig zum Ehrenbürger der Stadt Rheinberg ernannt worden. Darüber hat er sich so gefreut, dass er der Stadt diese Uhr geschenkt hat.“
Bis in den 70er oder 80er Jahren – genau weiß das niemand mehr – zeigte sie die Zeit, dann wurde sie
gegen das heute noch laufende, mit der Atomuhr in Braunschweig verbundene Uhrwerk ausgetauscht.
Die Firma Korfhage will ein Schild anfertigen lassen, auf dem die Geschichte der Uhr beschrieben wird. Wenn die Turmuhr später ausgestellt wird, wird die Zwischendecke zwischen Dachgeschoss und Spitzboden nicht mehr da sein. Mennicken: „Dann schaut man direkt bis unter das Spitzdach.“Auch das Treppenhaus mit Wendeltreppe im Turm des Alten Rathauses wird später wieder nutzbar sein.
Der Trägerverein sucht noch einen Hobby-Schreiner, der einen neuen Holzkasten für die Turmuhr baut. Wer das machen möchte, kann sich bei Dette Ecker unter Tel. 0172 2116989 melden.