Rheinische Post - Xanten and Moers
Norgren hält das Virus vor dem Werkstor
Das Werk in Alpen mit 500 Beschäftigten managt seit einem Jahr die Corona-Krise und geht dabei über gesetzliche Standards hinaus. Bislang erfolgreich. Die Unternehmensführung sagt: „Wir haben viel gelernt.“
ALPEN Rund 500 Leute arbeiten bei IMI-Norgren. Klar, dass Covid auch hier seit einem Jahr Dauerthema ist. So lange managt das Werk die Pandemie und tut weit mehr, als der Gesetzgeber verlangt. Und weit bevor die Bundesnotbremse auch für Betriebe gezogen wurde. Der Erfolg gibt den Krisenmanagern bei Norgren recht. Es sei ihnen gelungen, das höchst ansteckende Virus vor den Werkstoren zu halten, berichtet Georg Deupmann, Geschäftsführer der Holding aller sieben IMI-Standorte in Deutschland.
Seit dem 13. März 2020, als der erste Lockdown zog, sind fünf Norgren-Leute positiv getestet worden, ein Prozent der Belegschaft. Aber Werkleiter Torsten Norff stellt fest: „Wir konnten das Virus draußen halten.“Mehr als 630 Einzelmaßnahmen seit Ausbruch der Pandemie in Deutschland hätten gegriffen. Das Werk Alpen gelte als Musterschüler in der IMI-Familie.
Besucher, die das Verwaltungsgebäude betreten, erleben sofort, dass es dem Unternehmen ernst ist mit dem Corona-Schutz. Die Dame am Empfang fragt freundlich, ob der Gast einen negativen Corona-Test dabei hat. „Nein.“„Kein Problem.“Sie greift hinter sich, holt ein Schnelltest-Set aus der Kiste. Von denen hat das Werk, ehe es Pflicht wurde, 50.000 Stück bei Baum-Medical in Rheinberg eingekauft – verpackt von Spix in Wesel – und dafür rund 200.000 Euro ausgegeben. So können sich auch rund 300 Mitarbeiter regelmäßig testen, für die in der Produktion im Drei-SchichtBetrieb das Homeoffice keine Option ist.
Damit Selbsttester nicht erst einen Gebrauchszettel studieren müssen, um zu erfahren, wie man das Wattestäbchen in die Nase und dann in die Lösung taucht, um die dann aufs Kit zu träufeln, hat Flaggschiff-Film aus Wesel ein Anleitungsvideo gedreht. Das kann auf Info-Terminals, die überall im Betrieb
verteilt stehen und den Informationsfluss sicherstellen, jederzeit abgespielt werden. Wenn der rote Querstrich im Sichtfeld bei C steht und die Fiebermessung normal zeigt, ist alles in Ordnung.
Die Bildschirme in den Büros sind bis auf wenige Ausnahmen seit einem Jahr verwaist. Die Abteilungen arbeiten daheim. „Auch in der Zeit, als gelockert wurde“, so Norff. Homeoffice soll auch nach überstandener Pandemie möglich bleiben. Zum Abschluss einer Vereinbarung sei der Betriebsrat gesprächsbereit, sagt die Vorsitzende
Sandra Jäger. „Manche möchten aber in den Betrieb zurück.“
Man sei, so erläutert Norff, stets nach dem Grundsatz verfahren, die Dinge beim Corona-Schutz aktiv anzugehen. „Wir verstehen gesetzliche Regelungen als Mindeststandards und gehen intern oft deutlich weiter“, so Georg Deupmann. IMI zahle im Verdachtsfall auch PCR-Tests. Zudem habe man früh hochwertige CO2-Ampeln der Weseler Firma Isis angeschafft, die von Grün auf Gelb und dann Rot umschalten, sobald die Luft nicht mehr rein ist. Weit mehr als 300 Ampeln zählen inzwischen
zur „Standardausrüstung“an allen Standorten, so der Geschäftsführer der Holding.
Die wichtigste Lektion, die das IMI-Management mit aus der Krise nimmt: „Die Bedeutung von Kommunikation.“Alle zwei Wochen werden alle Mitarbeiter – live während der Arbeitszeit oder später per Aufruf – für eine halbe Stunde auf den aktuellen Stand gebracht. Alle können sich einbringen und Fragen stellen. Das werde wertgeschätzt, wie eine Umfrage belege, an der sich 225 Beschäftigte beteiligt und 4,12 von fünf möglichen Sternen vergeben hätten. „Wir sehen, dass der Austausch den Teamgeist stärkt“, so Werkleiter Norff. „Den regelmäßigen Austausch werden wir pflegen.“
Inzwischen denkt die Task-Force Covid, der auch Personalchefin Nicole Mähringer angehört, bei ihren täglichen Treffen über die Pandemie hinaus. Arbeitsorganisation wird nie mehr so sein wie vorher. Bis es so weit ist für Maßnahmen danach, dauert’s. Schneller könnte es gehen, so Deutmann, wenn Betriebsärzte wie Hans Feldhoff auch impfen dürften. „Macht, wenn alle wollen, bei uns 500 Leute auf einen Schlag.“