Rheinische Post - Xanten and Moers
Kulturelle Annexion
kann ich nachvollziehen. Allerdings wäre es für mich spannend zu erfahren, ob sich Herr Goertz oder der TonhallenIntendant mit der gleichen Verve engagieren würden, wenn es um die Bereinigung von sprachlichen Unsauberkeiten und Sinnentstellungen des um sich greifenden Gender-Neusprechs ginge. einen solchen Konzerttitel zu verwenden, ohne damit gleich an eine „Tradition“anzuknüpfen. Im nächsten Schritt dann gleich eine national-rechtsideologische Tradition zu assoziieren und damit quasi zu unterstellen, ist unlauter. Hoffentlich bleibt Oberbürgermeister Keller bei seiner Meinung.
Die Störung liegt nicht beim Sender (Heino), sondern beim Empfänger (Intendant Becker). Hätte jemand einen „russischen Liederabend“angekündigt, hätte jeder gewusst, was er damit meint. Warum muss das beim „deutschen Liederabend“anders sein? Beckers Vorschlag „Deutsche Lieder“kommt nicht besser weg: Schubert war Österreicher und schrieb „deutschsprachige“Lieder, aber eben keine „deutschen“. „Deutsche Lieder“ließe sich daher als „kulturelle Annexion“deuten. Wollte Becker die empfehlen? Sicher nicht! Doch wenn ich das Böse erwarte, finde ich es selbst da, wo es nicht steckt. das Plakat auch noch die Farben der deutschen Fahne enthält. Sogleich wird er in die Ecke „gewisser Kreise“geschoben und man fürchtet unterschwellig, dass er am Ende auch noch die erste Strophe des Deutschlandliedes singen könnte. So gesehen, ist dem Düsseldorfer Oberbürgermeister für seinen Eingriff zu danken.