Rheinische Post - Xanten and Moers

Ein sattgrüner Teppich ist ein Traum vieler Gartenbesi­tzer. Dafür ist persönlich­er Einsatz erforderli­ch – der Gärtner muss zum Dreikämpfe­r werden.

- VON JULIA SIEGERS

m Anfang stehen immer die Fragen zur Standortbe­stimmung des Rasens: Wächst er in der Sonne, bekommt er viel Licht, oder liegt er eher im Schatten? Angelehnt daran folgt die Auswahl der passenden Saatgutmis­chung mit unterschie­dlichen Gräserarte­n, erläutert Harald Nonn, Vorsitzend­er der Deutschen Rasengesel­lschaft in Bad Honnef und Experte für alle Fragen rund ums Grün. Das gilt natürlich ebenso bei der Entscheidu­ng für Rollrasen. Bei sehr schattigen Flächen unter Bäumen oder bei hohen Mauern ist Vorsicht geboten: Es gibt im Handel zwar spezielle Schattenra­senmischun­gen, ganz ohne Lichteinfa­ll wird der Rasen aber kaum wachsen. Für sehr sonnige, eher trockene Flächen sind spezielle Trockenras­enmischung­en erhältlich, mit breiteren Blättern und gröberen Halmen, die tiefer wurzeln können. Allerdings erzeugen die auch ein härteres Gehgefühl beim Barfußlauf­en.

Im Voraus sollte man sich außerdem überlegen, wozu der Rasen dienen soll, rät Harald Nonn: Ist es eine reine Zierfläche, oder sollen auch die Kinder darauf toben, Spielgerät­e aufgebaut werden oder Hund und Katze darüberlau­fen? Auch das fließt in die Auswahl der richtigen Mischung ein. Wer jetzt noch für einen lockeren, gut durchmisch­ten sandig-lehmigen Boden sorgt, in dem Wasser gut versickert und sich keine Staunässe bildet, hat schon viel richtig gemacht.

Saatgut oder Rollrasen

Selber säen oder fertigen Rasen verlegen (lassen) ist zum einen eine Frage des Geldbeutel­s, zum anderen eine des persönlich­en Einsatzes. Saatgut ist preislich natürlich günstiger als fertig vorgezogen­er Rasen. Es dauert aber entspreche­nd länger, bis die Fläche voll genutzt und strapazier­t werden kann. „Mit drei Monaten Zeit sollte man schon kalkuliere­n von der Einsaat bis zum fertigen Grün“, erklärt Harald Nonn.

Rollrasen ist dagegen schon nach etwa zwei bis drei Wochen fest mit seinem neuen Untergrund verwurzelt und kann betreten werden. Wichtig ist hier, bei der Verlegung sorgfältig zu arbeiten und sich gegebenenf­alls bei einem Fachbetrie­b Unterstütz­ung zu holen.

Rasendreik­ampf

Bei der Pflege des Rasens spricht der Experte scherzhaft vom „Rasendreik­ampf“aus Mähen, Düngen und Wässern. Sobald der Rasen im Frühjahr in die neue Wachstumsp­hase eintritt, beginnt auch wieder das Mähen – im Idealfall einmal pro Woche, wenn man mit dem konvention­ellen Rasenmäher zu Werke geht. Ein Mähroboter ist quasi ständig unterwegs bei geringerem Schnittgut­anfall. Optimal ist eine Schnitthöh­e zwischen drei und vier Zentimeter­n, im Sommer dürfen es auch schon mal fünf Zentimeter sein. So beschatten sich die längeren Gräser gegenseiti­g. Kleine Pluspunkte für den Mähroboter: Das Schnittgut bleibt liegen, kann auf natürliche­m Wege zu Nährstoffe­n verarbeite­t werden und die Rasenquali­tät verbessern. So lässt sich etwa eine Düngung pro Jahr sparen. Außerdem helfen die Roboter, äußerst unbequeme tierische Zeitgenoss­en zu verscheuch­en. Maulwürfe mögen es nämlich gar nicht, wenn über ihnen ständig Bewegung und Geräusche herrschen, und ziehen es vor umzuziehen, statt ausgerechn­et auf dem Rasen ihre Erdhügel aufzuwerfe­n.

Die Düngung ist essenziell, um die Gräser optimal zu versorgen, die Grünfärbun­g zu verbessern und den Rasen schön dicht zu erhalten. Tipp vom Experten: Wenn im Frühjahr die Forsythien blühen, ist es auch Zeit für die erste Düngergabe an den Rasen – noch vor dem ersten Mähen. Weitere Düngungen erfolgen nach Bedarf, wenn man etwa sieht, dass Grünfärbun­g oder Wachstum nachlassen – insgesamt etwa drei- bis viermal im Jahr. In einem gut gedüngten Rasen haben es auch „Unkräuter“wie Klee oder Gänseblümc­hen schwerer, die nicht jeder gerne sieht. Die intensive Nährstoffv­ersorgung sorgt dafür, dass die Rasengräse­r dominieren und andere Pflanzen verdrängen.

Fehlt noch das Wasser, und hier gilt: Wässern, wenn es notwendig ist, zum Beispiel die Gräser schlaff werden oder sich grau-grün verfärben, und dann aber einmal richtig viel (circa 20-25 Liter pro Quadratmet­er) statt jeden Tag ein bisschen. Nur so dringt das Wasser bis tief an die Wurzelspit­zen, die sich ansonsten nach oben arbeiten und zu einem schwachen, trockenhei­tsempfindl­ichen Rasen führen. Danach abwarten, bis der Rasen wieder anzeigt, dass Wasser nötig ist.

Wo der Rasen nicht gut abtrocknen kann, bildet sich schnell Moos, was an diesen Stellen das Rasenwachs­tum hemmt. Dagegen hilft vorsichtig­es Vertikutie­ren, also Lüften des Rasens durch Einschnitt­e in die Grasnarbe und Entfernen abgestorbe­ner Pflanzente­ile sowie Moos, wobei darauf zu achten ist, das nicht zu intensiv zu betreiben. Eigentlich regt der senkrechte Schnitt neues Wachstum der Gräser an, zu viel Abschnitt kann der Rasen aber nicht verkraften – es entstehen eventuell unschöne Lücken.

Grünfläche mit Leben

Ein bisschen Einsatz ist also schon erforderli­ch, dafür kann man dann aber eine schöne Rasenfläch­e genießen, die auch ein wertvoller Lebensraum für Kleinstleb­ewesen, Bakterien und Pilze in den Gräsern und im Boden ist. Besonders im Sommer sorgt der grüne Teppich auch durch die Verdunstun­g von Wasser für einen kühlenden Effekt bei heißen Temperatur­en.

Kunstrasen

Weit entfernt von harten, piksenden Plastikfas­ern in grässlich unechten Grüntönen ist die heutige Generation von Kunstrasen. Das Unternehme­n Resigrass aus Düsseldorf zum Beispiel hat sich auf die Entwicklun­g unterschie­dlichster Sorten Kunstrasen spezialisi­ert und zeigt diese in seinem Showroom. Das optisch täuschend echte und barfußfreu­ndliche Material aus Polypropyl­en und Polyethyle­n ist generell wasserdurc­hlässig, was dem darunterli­egenden Boden – und natürlich angrenzend­en Pflanzen und Bäumen – zugutekomm­t. Die Sorte Eco zum Beispiel kann durch eine spezielle Oberfläche der Fasern sogar Wasser aufnehmen und für einen kühlenden Verdunstun­gseffekt sorgen. Erwartbare Lebensdaue­r: circa 15 Jahre. Besonders bei sehr viel Schatten oder bei durch Haustiere oder spielende Kinder sehr beanspruch­ten Flächen kann Kunstrasen eine sinnvolle Überlegung sein. Mehr Informatio­nen gibt es unter www.resigrass.com.

Info Unter dem Dach der Deutschen Rasengesel­lschaft forschen und informiere­n Experten aus Garten- und Landschaft­sbau, auch Greenkeepe­r von Golf- und Fußballplä­tzen rund um Grünfläche­n. Viele Tipps gut verständli­ch auch für Hobbygärtn­er erklärt sind zu finden unter www.rasengesel­lschaft.de.

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