Rheinische Post - Xanten and Moers
Ein sattgrüner Teppich ist ein Traum vieler Gartenbesitzer. Dafür ist persönlicher Einsatz erforderlich – der Gärtner muss zum Dreikämpfer werden.
m Anfang stehen immer die Fragen zur Standortbestimmung des Rasens: Wächst er in der Sonne, bekommt er viel Licht, oder liegt er eher im Schatten? Angelehnt daran folgt die Auswahl der passenden Saatgutmischung mit unterschiedlichen Gräserarten, erläutert Harald Nonn, Vorsitzender der Deutschen Rasengesellschaft in Bad Honnef und Experte für alle Fragen rund ums Grün. Das gilt natürlich ebenso bei der Entscheidung für Rollrasen. Bei sehr schattigen Flächen unter Bäumen oder bei hohen Mauern ist Vorsicht geboten: Es gibt im Handel zwar spezielle Schattenrasenmischungen, ganz ohne Lichteinfall wird der Rasen aber kaum wachsen. Für sehr sonnige, eher trockene Flächen sind spezielle Trockenrasenmischungen erhältlich, mit breiteren Blättern und gröberen Halmen, die tiefer wurzeln können. Allerdings erzeugen die auch ein härteres Gehgefühl beim Barfußlaufen.
Im Voraus sollte man sich außerdem überlegen, wozu der Rasen dienen soll, rät Harald Nonn: Ist es eine reine Zierfläche, oder sollen auch die Kinder darauf toben, Spielgeräte aufgebaut werden oder Hund und Katze darüberlaufen? Auch das fließt in die Auswahl der richtigen Mischung ein. Wer jetzt noch für einen lockeren, gut durchmischten sandig-lehmigen Boden sorgt, in dem Wasser gut versickert und sich keine Staunässe bildet, hat schon viel richtig gemacht.
Saatgut oder Rollrasen
Selber säen oder fertigen Rasen verlegen (lassen) ist zum einen eine Frage des Geldbeutels, zum anderen eine des persönlichen Einsatzes. Saatgut ist preislich natürlich günstiger als fertig vorgezogener Rasen. Es dauert aber entsprechend länger, bis die Fläche voll genutzt und strapaziert werden kann. „Mit drei Monaten Zeit sollte man schon kalkulieren von der Einsaat bis zum fertigen Grün“, erklärt Harald Nonn.
Rollrasen ist dagegen schon nach etwa zwei bis drei Wochen fest mit seinem neuen Untergrund verwurzelt und kann betreten werden. Wichtig ist hier, bei der Verlegung sorgfältig zu arbeiten und sich gegebenenfalls bei einem Fachbetrieb Unterstützung zu holen.
Rasendreikampf
Bei der Pflege des Rasens spricht der Experte scherzhaft vom „Rasendreikampf“aus Mähen, Düngen und Wässern. Sobald der Rasen im Frühjahr in die neue Wachstumsphase eintritt, beginnt auch wieder das Mähen – im Idealfall einmal pro Woche, wenn man mit dem konventionellen Rasenmäher zu Werke geht. Ein Mähroboter ist quasi ständig unterwegs bei geringerem Schnittgutanfall. Optimal ist eine Schnitthöhe zwischen drei und vier Zentimetern, im Sommer dürfen es auch schon mal fünf Zentimeter sein. So beschatten sich die längeren Gräser gegenseitig. Kleine Pluspunkte für den Mähroboter: Das Schnittgut bleibt liegen, kann auf natürlichem Wege zu Nährstoffen verarbeitet werden und die Rasenqualität verbessern. So lässt sich etwa eine Düngung pro Jahr sparen. Außerdem helfen die Roboter, äußerst unbequeme tierische Zeitgenossen zu verscheuchen. Maulwürfe mögen es nämlich gar nicht, wenn über ihnen ständig Bewegung und Geräusche herrschen, und ziehen es vor umzuziehen, statt ausgerechnet auf dem Rasen ihre Erdhügel aufzuwerfen.
Die Düngung ist essenziell, um die Gräser optimal zu versorgen, die Grünfärbung zu verbessern und den Rasen schön dicht zu erhalten. Tipp vom Experten: Wenn im Frühjahr die Forsythien blühen, ist es auch Zeit für die erste Düngergabe an den Rasen – noch vor dem ersten Mähen. Weitere Düngungen erfolgen nach Bedarf, wenn man etwa sieht, dass Grünfärbung oder Wachstum nachlassen – insgesamt etwa drei- bis viermal im Jahr. In einem gut gedüngten Rasen haben es auch „Unkräuter“wie Klee oder Gänseblümchen schwerer, die nicht jeder gerne sieht. Die intensive Nährstoffversorgung sorgt dafür, dass die Rasengräser dominieren und andere Pflanzen verdrängen.
Fehlt noch das Wasser, und hier gilt: Wässern, wenn es notwendig ist, zum Beispiel die Gräser schlaff werden oder sich grau-grün verfärben, und dann aber einmal richtig viel (circa 20-25 Liter pro Quadratmeter) statt jeden Tag ein bisschen. Nur so dringt das Wasser bis tief an die Wurzelspitzen, die sich ansonsten nach oben arbeiten und zu einem schwachen, trockenheitsempfindlichen Rasen führen. Danach abwarten, bis der Rasen wieder anzeigt, dass Wasser nötig ist.
Wo der Rasen nicht gut abtrocknen kann, bildet sich schnell Moos, was an diesen Stellen das Rasenwachstum hemmt. Dagegen hilft vorsichtiges Vertikutieren, also Lüften des Rasens durch Einschnitte in die Grasnarbe und Entfernen abgestorbener Pflanzenteile sowie Moos, wobei darauf zu achten ist, das nicht zu intensiv zu betreiben. Eigentlich regt der senkrechte Schnitt neues Wachstum der Gräser an, zu viel Abschnitt kann der Rasen aber nicht verkraften – es entstehen eventuell unschöne Lücken.
Grünfläche mit Leben
Ein bisschen Einsatz ist also schon erforderlich, dafür kann man dann aber eine schöne Rasenfläche genießen, die auch ein wertvoller Lebensraum für Kleinstlebewesen, Bakterien und Pilze in den Gräsern und im Boden ist. Besonders im Sommer sorgt der grüne Teppich auch durch die Verdunstung von Wasser für einen kühlenden Effekt bei heißen Temperaturen.
Kunstrasen
Weit entfernt von harten, piksenden Plastikfasern in grässlich unechten Grüntönen ist die heutige Generation von Kunstrasen. Das Unternehmen Resigrass aus Düsseldorf zum Beispiel hat sich auf die Entwicklung unterschiedlichster Sorten Kunstrasen spezialisiert und zeigt diese in seinem Showroom. Das optisch täuschend echte und barfußfreundliche Material aus Polypropylen und Polyethylen ist generell wasserdurchlässig, was dem darunterliegenden Boden – und natürlich angrenzenden Pflanzen und Bäumen – zugutekommt. Die Sorte Eco zum Beispiel kann durch eine spezielle Oberfläche der Fasern sogar Wasser aufnehmen und für einen kühlenden Verdunstungseffekt sorgen. Erwartbare Lebensdauer: circa 15 Jahre. Besonders bei sehr viel Schatten oder bei durch Haustiere oder spielende Kinder sehr beanspruchten Flächen kann Kunstrasen eine sinnvolle Überlegung sein. Mehr Informationen gibt es unter www.resigrass.com.
Info Unter dem Dach der Deutschen Rasengesellschaft forschen und informieren Experten aus Garten- und Landschaftsbau, auch Greenkeeper von Golf- und Fußballplätzen rund um Grünflächen. Viele Tipps gut verständlich auch für Hobbygärtner erklärt sind zu finden unter www.rasengesellschaft.de.