Rheinische Post - Xanten and Moers
Bethanien baut eigene Pflegefachschule
Der Neubau entsteht auf dem bisherigen Gelände des Busunternehmens Schlothmann gleich neben der Klinik und wird vom Land NRW gefördert. Das von der Duisburger Firma Vollack geplante Schulgebäude wird auf dreieinhalb Stockwerken eine Gesamtfläche von gut 1
MOERS Gute Krankenpflegerinnen und -pfleger sind in Deutschland Mangelware, das weiß man nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr. Einer aktuellen Umfrage zufolge sollen rund 32 Prozent der Pflegenden über einen Jobwechsel nachdenken. Permanente körperliche und psychische Überlastung, mangelnde gesellschaftliche Anerkennung und ein zu geringes Einkommen sind die häufigsten Gründe. Alleine in der Langzeitpflege fehlen in Deutschland schon mehr als 100.000 Kräfte.
Um hier in Stück weit Abhilfe zu schaffen, hat das Moerser Bethanien-Krankenhaus jetzt den Bau einer neuen Krankenpflegeschule auf dem bisherigen Gelände des Busunternehmens Schlothmann gleich neben der Klinik geplant. Am Dienstag stellten der Vorstandsvorsitzende der Bethanien-Stiftung, Ralf Engels, die Pflegedirektorin Angelika Linkner und die Leiterin der Pflegefachschule der Akademie Bethanien Birsel Kasilmis das neue Bauprojekt bei einem Pressetreffen am Montag näher vor.
„Nachdem die Anzahl der Auszubildenden im Pflegebereich allein bei uns von einst 125 inzwischen auf 200 angewachsen ist, werden wir, wenn alles klappt, dann mit zwei Kooperationskliniken in Rheinhausen und Kempen sowie drei regionalen Pflegediensten zusammen ab Herbst 2023 rund 420 neue Pflegekräfte
in Moers ausbilden können“, berichtete Engels.
Das dafür von der Duisburger Firma Vollack geplante neue Schulgebäude wird auf dreieinhalb Stockwerken eine Gesamtfläche von gut 1700 Quadratmetern haben und aus neun Klassenräumen, von denen einige je nach Bedarf zu größeren Räumen verbunden werden können, und einem Multifunktionsraum bestehen.
Darüber hinaus wird es entsprechende Verwaltungs- und Besprechungsräume sowie Lehrerzimmer, Lagerräume, eine Bibliothek und drei sogenannte „Skill Labs“für praxisnahe Ausbildungsinhalte geben. Das gesamte Bauvorhaben kostet laut Engels knapp fünf Millionen Euro, von denen das Land Nordrhein-Westfalen im Rahmen einer speziellen Einzelförderungsmaßnahme zum Ausbau von pflegerischen Ausbildungskapazitäten 4,752 Millionen übernehmen wird. Die restlichen Kosten trägt die Stiftung des Bethanien-Krankenhauses.
„Wir machen das, weil wir wissen, dass ein gut ausgebildeter Nachwuchs wichtig für die Zukunft unseres Hauses ist“, sagt Engels. „Gleichzeitig wird die Zahl der hier ausgebildeten Absolventen aber auch dazu beitragen, die Pflegekapazitäten in der Region zu verbessern.“
Die Pflegeausbildung selber dauert in der Regel drei Jahre, von denen zwei für alle Teilnehmer gleich sind und aus Arbeiten in verschiedenen Krankenhausabteilungen und zwischendurch mehreren fünfwöchigen schulischen Ausbildungsblöcken bestehen. Im letzten Ausbildungsjahr können sich die Teilnehmer dann für ein besonderes Interessengebiet, zum Beispiel im Bereich der Alten- oder auch Kinderpflege entscheiden.
Zurzeit arbeiten Pflegedirektorin Angelika Linkner und ihre Fachschulkollegin Birsel Kasilmis aber auch noch an einem zusätzlichen, vierjährigen Teilzeitkonzept, das jungen Müttern und Vätern sowie Wiedereinsteigern nach einer beruflichen Pause ebenfalls eine pflegerische Ausbildung ermöglichen soll.