Rheinische Post - Xanten and Moers
Narkose vor der Geburt
In vielen Fällen wird Schwangeren eine Periduralanästhesie angeboten, um Schmerzen und Geburtsstress zu lindern. Was kann sie?
Unser Leser Paul F. aus Jüchen fragt: „Meine Tochter ist hochschwanger und bekommt in wenigen Tagen ihr Kind. Der Frauenarzt hat ihr einen Schmerzkatheter am Rücken angeboten. Ist das nicht gefährlich?“
Markus Schmitz Der Frauenarzt hat Ihrer Tochter eine sogenannte Peridualanästhesie (PDA) angeboten. Hierbei wird ein hauchdünner Katheter in den Wirbelkanal vorgeschoben, über den man ein lokal wirkendes Anästhetikum verabreichen kann, das die Schmerzen unter der Geburt deutlich lindert. Dieses Medikament ist ähnlich dem, das der Zahnarzt verwendet. Der Katheter wird rechtzeitig zur Geburt in örtlicher Betäubung platziert, sodass bis auf einen leichten Druck von der Anlage kaum etwas zu spüren ist. Dieses Verfahren wird heute sehr häufig zur Geburtserleichterung eingesetzt. Vor allem wenn sich Geburten lange hinziehen und die werdende Mutter durch die Schmerzen sehr gestresst ist, kann ein solcher Schmerzkatheter zur Entspannung und damit zur Beschleunigung des Geburtsvorgangs führen.
Mittlerweile kommt eine solche PDA in rund einem Drittel der Geburten zum Einsatz. Wir haben damit also viel Erfahrung, und die Forschung hat gezeigt, dass es nicht nur eine große Hilfe für die Mutter ist, sondern auch der Geburtsstress für das Kind geringer wird. Ob überhaupt eine
PDA sinnvoll ist, entscheiden Geburtshelfer, Hebamme und Mutter gemeinsam. Der Schmerzkatheter selbst ist so dünn, dass die Schwangere darauf liegen kann, ohne ihn zu spüren. Auch Aufstehen und Umherlaufen ist mit dem Katheter kein Problem. Nach der Geburt wird der Katheter rasch entfernt. Sollte zur Entbindung ein Kaiserschnitt notwendig werden, so kann die Betäubung dazu ebenfalls über diesen Katheter erfolgen.
Komplikationen sind hierbei eine absolute Rarität
Natürlich hat jede Methode ihre Nebenwirkungen: Neben einem Bluterguss oder einer Infektion der Weichteile durch den Katheter können Kopfschmerzen auftreten, die sich aber gut durch Bettruhe und Schmerzmedikamente lindern lassen. Vor der Anlage des Schmerzkatheters wird man Ihre Tochter zudem über einen möglichen Nervenschaden und die Gefahr eines Querschnitts aufklären müssen. Diese Komplikation ist eine absolute Rarität, man sollte sich hierdurch nicht verängstigen lassen.
Viele Studien haben gezeigt, dass der Nutzen des Katheters für Mutter und Kind das Risiko mehr als deutlich überwiegt. Sie brauchen keine Angst um Ihre Tochter zu haben und können sich mit ihr ganz auf den Nachwuchs freuen.
Unser Autor Markus Schmitz ist Chefarzt für Anästhesie am Helios-Klinikum Duisburg.