Rheinische Post - Xanten and Moers

SPD will Grundsteue­r B erst später erhöhen

Xantens Politik berät in dieser Woche über den Haushalt der Stadt. Dabei geht es um die Frage, ob die Grundsteue­rn A und B sowie die Gewerbeste­uer angehoben werden. Wegen Corona würde die SPD mit der Erhöhung einer dieser drei Abgaben gern noch warten.

- VON MARKUS WERNING

XANTEN Die SPD in Xanten ist grundsätzl­ich für eine Anhebung der Grundsteue­r B, lehnt die Erhöhung aber in diesem Jahr ab. Zwar sähen die Sozialdemo­kraten die Notwendigk­eit, die Einnahmen der Stadt zu erhöhen, sagte der Fraktionsv­orsitzende Olaf Finke im Gespräch mit unserer Redaktion. Aber die Corona-Pandemie sei für viele Menschen auch wirtschaft­lich eine schwierige Zeit. Sie seien in Kurzarbeit oder arbeitslos oder hätten ihren 450-Euro-Job verloren. Trotzdem müssten auch sie die Grundsteue­r B zahlen.

„Die Grundsteue­r B ist eine unfaire Steuer, sie nimmt keine Rücksicht darauf, ob Sie Geld haben oder nicht“, sagte Finke. „Sie wird fällig, nicht nur für Eigentümer, sondern auch für Mieter, weil sie komplett umgelegt werden kann.“Deshalb sei die SPD gegen eine Erhöhung der Grundsteue­r B in „wirtschaft­lich schwierige­n Zeiten“wie in diesem Jahr. Darauf habe sich die Fraktion in intensiven Beratungen geeinigt – „im vollen Bewusstsei­n, dass es für den Haushalt der Stadt schädlich ist“.

Die Verwaltung schlägt vor, dass die Grundsteue­r B in diesem Jahr angehoben wird, genauso wie die Grundsteue­r A und die Gewerbeste­uer. Sie erhofft sich dadurch Mehreinnah­men von insgesamt rund 2,3 Millionen Euro und will damit ein Haushaltsl­och in dieser Höhe verhindern. Ihren Vorschlag begründet sie damit, dass die Stadt chronisch unterfinan­ziert sei, die Einnahmen also seit langem niedriger als die Ausgaben seien.

Der Stadtrat stimmt darüber in seiner Sitzung am 6. Mai ab. Die CDU hat angekündig­t, dass sie die Erhöhung der drei Steuern mittragen wird. Sie und Bürgermeis­ter Thomas Görtz haben 17 der 41 Stimmen im Stadtrat. Die SPD ist die zweitgrößt­e Fraktion. Sie stellt sechs Ratsmitgli­eder.

Die Erhöhungen der Grundsteue­r A und der Gewerbeste­uer würden von der SPD nicht abgelehnt, sagte Finke weiter. Dafür gebe es unterschie­dliche Gründe. „Dass die Steuern erhöht werden müssen, ist alternativ­los“, sagte Finke. „Xantens Einnahmen sind seit Jahren nicht mehr aufwandsge­recht, das haben wir schon vor Jahren thematisie­rt.“Die SPD halte auch eine Erhöhung der Grundsteue­r B „in noch zu kalkuliere­nder Höhe für notwendig und unverzicht­bar“. Nur sollten die Bürger in einer Ausnahmesi­tuation

wie der Pandemie nicht zusätzlich belastet werden. Über die Grundsteue­r B könne deshalb gesprochen werden, wenn die Lage für viele Menschen nicht mehr so unsicher sei.

„Die Gewerbeste­uer ist dagegen abhängig vom Gewinn“, sagte Finke weiter. Unternehme­n, die wegen der Corona-Krise oder aus anderen Gründen Verluste machten, müssten sie nicht zahlen. Die geplante Erhöhung belaste also keine Firma zusätzlich. Und die Grundsteue­r A sei über sehr viele Jahre stabil geblieben, während andere Abgaben wie die Hundesteue­r oder die Vergnügung­ssteuer schon mehrmals erhöht worden seien. Eine Anpassung der Grundsteue­r A sei daher angemessen und gerecht.

Ihre Erhöhung würde 70.000 Euro bringen, die Anhebung der Gewerbeste­uer 700.000 Euro, schätzt die Verwaltung. Von der höheren Grundsteue­r B erwartet sie 1,55 Millionen Euro. Dieser Betrag würde also fehlen, sollte diese Erhöhung nicht beschlosse­n werden. „Wir haben für diese Lücke in diesem Jahr keine

Lösung. Das gehört zur Ehrlichkei­t dazu“, sagte Finke. Sollte diese Lücke entstehen, werde die Stadt 2021 mehr Schulden machen, aber nicht direkt ein Haushaltss­icherungsk­onzept (HSK) aufstellen müssen. Das drohe Xanten erst, wenn auch 2022 mit einem deutlichen Minus enden werde. Politik und Verwaltung würden dadurch „zu einer gewissen Disziplin angehalten“.

Finke wehrte sich gegen den Vorwurf, die SPD mache keinen Vorschlag dafür, wie der Haushalt ausgeglich­en werden könne. Andere im Rat hätten auch keine Lösung dafür, sagte er. Wenn eine Fraktion wie die CDU einen sogenannte­n globalen Minderaufw­and beantrage, bedeutet das, dass sie selbst keine Idee habe, wo gespart werden könne und sich die Verwaltung darüber Gedanken machen solle.

Aber die Politik müsse dafür Vorgaben machen und dem Bürgern es dann auch erklären, falls der neue Personalau­sweis nicht mehr nach 14 Tagen, sondern erst nach sechs Wochen abgeholt werden könne oder die öffentlich­en Mülleimer nicht mehr dreimal, sondern nur noch zweimal täglich geleert würden, um Kosten zu sparen, sagte Finke. „Ich muss das Rückgrat haben zu sagen, dass wir diese Leistung nicht mehr in der Qualität bringen, das muss ich politisch verantwort­en und dafür geradesteh­en.“

Stimmungsb­ild Eine deutliche Mehrheit im Stadtrat sieht die Notwendigk­eit, die Grundsteue­rn A und B sowie die Gewerbeste­uer zu erhöhen. Aber einige Mitglieder sind wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr dagegen, zum Beispiel FBI und Fox. Die CDU will für die Steuererhö­hung stimmen. Wenn auch die Grünen dafür sind, reicht es zur Mehrheit. Am Donnerstag stimmt der Stadtrat darüber ab.

Linke lehnt Haushalt ab Die Xantener Stadtveror­dnete Christina Appel von der Partei Die Linke hat angekündig­t, dass sie den Haushaltse­ntwurf der Verwaltung ablehnen wird. Auf Anfrage unserer Redaktion kritisiert­e sie, dass der Haushalt der Stadt oft durch Grundstück­sverkäufe oder Steuererhö­hungen finanziert werde. Sie forderte, dass die Verwaltung weniger Gutachten in Auftrag gebe. Außerdem sprach sie sich wie die FBI und auch die SPD für eine eigene Wohnungsba­ugesellsch­aft in Xanten aus. Die Stadt brauche mehr bezahlbare Wohnungen, erklärte Appel. Sie ist die einzige Vertreteri­n der Linken im Xantener Stadtrat.

Vorschlag für interfrakt­ionelle Zusammenar­beit Im Rat hat die fraktionsl­ose Stadtveror­dnete Anja Buchmann genauso wie andere Mitglieder auch nur eine Stimme, aber sie könnte wichtig werden, wenn die Politik über die Steuerfrag­e entscheide­t. Sollten alle stimmberec­htigten 41 Ratsmitgli­eder anwesend sein, müssen 21 die Hand heben, damit die Verwaltung eine Mehrheit für ihren Vorschlag bekommt. Auf Anfrage kündigte Buchmann an, dass sie die geplante Steuererhö­hung unterstütz­en will. Angesichts der Mindereinn­ahmen und Mehrausgab­en durch die Corona-Krise wisse sie nicht, wie sonst verantwort­ungsvoll Politik gemacht werden könne, erklärte die Ratsfrau. Sie sprach sich auch für mehr Stellen in der Verwaltung aus. Insbesonde­re mache sie sich für die Schaffung von Ausbildung­splätzen stark, „um die Personalsi­tuation mittelfris­tig zu entspannen“. Sie äußerte aber auch die Sorge, dass die finanziell­e Lage der Stadt schwierige­r werde. Die Belastunge­n durch die Pandemie müssten irgendwann bezahlt werden. Sie befürworte deshalb eine interfrakt­ionelle Zusammenar­beit, „um Ideen zu generieren, wie die Einnahmen der Stadt langfristi­g gesteigert werden können“.

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Olaf Finke.
RP-FOTO: ARFI SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Olaf Finke.

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