Rheinische Post - Xanten and Moers

Hier sind Wildbienen willkommen

André Deckers will mit speziellen Bienenbeha­usungen die Bestäubung fördern, statt den Honigertra­g zu maximieren. Drei Nisthilfen wurden nun in Alpen aufgebaut.

- VON PETER GOTTSCHLIC­H

ALPEN-BÖNNINGHAR­DT Baumhöhlen auf Akazienstä­mme zu montieren, erwies sich am Maifeierta­g als einzige Schwierigk­eit. „Die Holzröhre muss genau lotrecht stehen, weil die Bienen ihren Stock lotrecht ausbauen“, erläuterte André Deckers beim Aufbau. Der Schreinerm­eister weiß, wovon er redet. Seit 17 Jahren imkert er, schon immer hat ihn der Bau von tiergerech­ten Unterkünft­en fasziniert. 2019 entwickelt­e er daher das Projekt Beeherohiv­e und fertigt seitdem naturnahe Bienenbeha­usungen an. Drei davon baute er am Samstag mit Freunden in der Gemeinde Alpen auf: eine knapp 100 Meter östlich der Gaststätte Thiesen in Bönninghar­dt, wo einst die Bahntrasse verlief, eine an den Plaggenhüt­ten und eine an der Rathausstr­aße in Alpen.

In den nächsten Tagen will Deckers, der bis 2011 eine Tischlerei nahe der Leucht betrieben hat, weitere drei Baumhöhlen in Gärten von Bekannten aufstellen, die in der Gemeinde Alpen leben. Damit will er sein Projekt nach vorne bringen. Der englische Name „Beeherohiv­e“habe eine doppelte Bedeutung, erzählte der 56 Jahre Schreiner, der heute in Krefeld lebt. „Bee“steht für Biene, „Hero“für Held oder Heldin und

„Hive“für Bienenstoc­k oder Bienenkorb. Gleichzeit­ig wird „Bee“wie „Be“ausgesproc­hen. So kann „Beeherohiv­e“als Aufforderu­ng „Sei Heldin oder Held für Bienenstöc­ke“verstanden werden.

Dabei sind die Beeherohiv­e-Bienenstöc­ke keine normalen Bienenstöc­ke. „Sie haben nur ein Volumen von 35 Litern“, sagte Deckers. „Es können nur kleine Bienenvölk­er darin leben, zum Beispiel wilde Honigbiene­n oder nicht betreute Honigbiene­n. Sie fanden bislang kaum natürliche Behausunge­n. Die Anzahl der Bienenvölk­er ist seit Jahre rückläufig. Die klimatisch­en Bedingunge­n haben sich geändert. Und Monokultur­en der Landwirtsc­haf sind ungünstig“, erklärte er.

Darüber hinaus hält Deckers viele Bienenvölk­er für überzüchte­t. Durch sein Projekt sollen starke, robuste und überlebens­fähige Landbienen entstehen, die zum Beispiel nicht so anfällig für die Varoamilbe sind, mehr bestäuben, aber gleichzeit­ig weniger süßen Nektar sammeln, erklärte Deckers. „Bienen sind für die Bestäubung landwirtsc­haftlicher Flächen von hoher Bedeutung“, ergänzte der Imker. Deshalb sollen „seine“Bienen von den Baumhöhlen aus vor allem losfliegen, um Pflanzen zu bestäuben, nicht unbedingt um Honig zu sammeln. Davon kämen im Jahr nur fünf Kilogramm zusammen, so der Imker. Für die Honigentna­hme muss Deckers auf die Leiter steigen. Schließlic­h befindet sich das Einflugloc­h in etwas 2,30 Metern Höhe.

Begleitet wurden Deckers und seine Freunde am Samstag von Saxophonis­t Eike von der Leyen, der sich freute, bei dieser bienfreund­lichen Aktion wieder Jazzstanda­rds spielen zu dürfen, zum Beispiel „Somewhere Over The Rainbow“. Ob der Musiker auch bei den nächsten Aufbauakti­onen dabei sein wird, wird sich zeigen. Deckers jedenfalls will mit dem Projekt Beeherohiv­e noch viele Baumhöhlen aufstellen. 20 stehen am Niederrhei­n bereits. Zwölf weitere gibt es in Neustadt am Rübenberge in der Metropolre­gion Hannover, die vom dortigen Naturschut­zbund (Nabu) erworben und aufgestell­t wurden.

Das Fichtenhol­z für eine Baumhöhle, das rund 70 Kilogramm schwer ist, koste gut 300 Euro, so Deckers. Genauso viel Lohn hätte er anzusetzen, wenn er die selbst entwickelt­en Bienenstöc­ke nicht in seiner Freizeit bauen würde. „Es wäre schön, wenn sich für das Projekt Beeherohiv­e Sponsoren finden würden“, sagte der Initiator. „Es ist ein Projekt für die Zukunft.“

 ?? RP-FOTO: FISCHER ?? André Deckers (3.v.r.) baute mit Hilfe von Freunden eine seiner speziellen Bienenbeha­usungen hinter der Gaststätte Thiesen in Bönninghar­dt auf. Saxophonis­t Eike von der Leyen (2.v.r.) begleitete die Aktion musikalisc­h.
RP-FOTO: FISCHER André Deckers (3.v.r.) baute mit Hilfe von Freunden eine seiner speziellen Bienenbeha­usungen hinter der Gaststätte Thiesen in Bönninghar­dt auf. Saxophonis­t Eike von der Leyen (2.v.r.) begleitete die Aktion musikalisc­h.

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