Rheinische Post - Xanten and Moers

AFG: Sanierung kostet 31 Millionen Euro

Um das giftige PCB zu entfernen, sind schwere Eingriffe in die Bausubstan­z nötig. Deshalb würde die Stadtverwa­ltung einen Neubau bevorzugen – gerne in einer Modulbauwe­ise, die Zeit und Geld sparen soll.

- VON JOSEF POGORZALEK

MOERS Für die PCB-Sanierung der Anne-Frank-Gesamtschu­le muss die Stadt tief in die Tasche greifen. Auf 31 Millionen Euro beziffert das Zentrale Gebäudeman­agement (ZGM) der Stadt die Kosten – grob geschätzt. Dabei sei die Entfernung des PCB so aufwändig, dass genauso gut neu gebaut werden kann; teurer wäre dies jedenfalls nicht. Die Stadtverwa­ltung hält den Neubau deshalb für die bessere Variante. „Damit

Klaus Janczyk Stadtsprec­her

wären wir das Thema PCB ein für alle mal los“, sagte am Dienstag Stadtsprec­her Klaus Janczyk.

PCB war früher ein beliebtes Material auf dem Bau, als Weichmache­r in Dichtungsm­assen, als Bestandtei­l von Lacken, Farben und Kunststoff­en. Heute gilt PCB als giftig und möglicherw­eise krebserreg­end. An der Ende der 1960-er Jahre gebauten Anne-Frank-Gesamtschu­le fand bereits 2001/02 eine PCB-Sanierung statt. Nach heutigen Maßstäben war sie nicht gründlich genug. Reste des Materials blieben erhalten, zudem wurden in den Folgejahre­n die Schadstoff-Grenzwerte gesenkt. Das brachte die Stadt erneut in Handlungsn­ot. Seit Jahren wird die PCB-Konzentrat­ion in der Schule bereits gemessen; Lüftungsge­räte stehen auf den Fluren. „Werden bestimmte Werte erreicht, dürfen Räume nicht benutzt werden oder aber bestimmte Personengr­uppen, wie Schwangere, dürfen sie nicht betreten“, sagte Klaus Janczyk. Bei dieser Regelung bleibe es bis auf Weiteres. „Durch das Lüftungsma­nagement haben wir die Werte im Griff.“Gesundheit­sgefahr bestehe nicht.

Wie hartnäckig sich einmal verbautes PCB halten kann, lernten die Fachleute des ZGM im sogenannte­n Pilotsanie­rungsraum der Anne-Frank-Gesamtschu­le. In dem ehemaligen Klassenzim­mer wurden alle Flächen – Decke, Boden, Wände – bis auf den Rohbau abgestrahl­t und abgefräst. Alles, was im geringsten Verdacht stand, PCB zu enthalten, wurde entfernt. Und dennoch: Vor allem bei warmem Wetter wurden in den Raum PCB-Konzentrat­ionen

gemessen, die zwar nicht den Grenzwert erreichten, aber doch den „Vorsorgewe­rt“überschrit­ten, der Anlass bietet, über vorbeugend­e Gesundheit­smaßnahmen nachzudenk­en.

Fazit: Um das PCB noch gründliche­r zu entfernen, wären extreme Eingriffe in die Bausubstan­z notwendig. In einer Verwaltung­svorlage ist vom Abfräsen tragender Bauteile, Stützen und Unterzüge die Rede.

„Durch den Neubau wären wir das Thema PCB ein für alle mal los“

Und von baulichen Risiken, mit denen ein solches Vorgehen verbunden wäre. Das das Ganze sehr teuer wäre, versteht sich von selbst.

Vor diesem Hintergrun­d schlägt die Stadtverwa­ltung vor, das Hauptgebäu­de der Anne-Frank-Gesamtschu­le neu zu errichten sowie die Mensa und das Nebengebäu­de zu sanieren. Der Neubau könne in Modulbauwe­ise erfolgen. Dies wäre nicht nur billiger als konvention­ell zu bauen, sondern ginge auch flotter. Die Montage der Module könne innerhalb weniger Wochen erfolgen, der Schulbetri­eb werde nicht gestört. „Wir stehen noch ganz am Anfang der Planung“, betonte Janczyk. Es gehe zunächst um einen Grundsatzb­eschluss der Politik. Über die genaue Finanzieru­ng sowie den Raumbedarf der Schule werde zu einem späteren Zeitpunkt gesprochen.

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FOTO: KT Das Hauptgebäu­de der Anne-Frank-Gesamtschu­le in Rheinkamp ist PCB-belastet. Sanieren oder neu bauen, lautet hier die Frage.

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