Rheinische Post - Xanten and Moers
AFG: Sanierung kostet 31 Millionen Euro
Um das giftige PCB zu entfernen, sind schwere Eingriffe in die Bausubstanz nötig. Deshalb würde die Stadtverwaltung einen Neubau bevorzugen – gerne in einer Modulbauweise, die Zeit und Geld sparen soll.
MOERS Für die PCB-Sanierung der Anne-Frank-Gesamtschule muss die Stadt tief in die Tasche greifen. Auf 31 Millionen Euro beziffert das Zentrale Gebäudemanagement (ZGM) der Stadt die Kosten – grob geschätzt. Dabei sei die Entfernung des PCB so aufwändig, dass genauso gut neu gebaut werden kann; teurer wäre dies jedenfalls nicht. Die Stadtverwaltung hält den Neubau deshalb für die bessere Variante. „Damit
Klaus Janczyk Stadtsprecher
wären wir das Thema PCB ein für alle mal los“, sagte am Dienstag Stadtsprecher Klaus Janczyk.
PCB war früher ein beliebtes Material auf dem Bau, als Weichmacher in Dichtungsmassen, als Bestandteil von Lacken, Farben und Kunststoffen. Heute gilt PCB als giftig und möglicherweise krebserregend. An der Ende der 1960-er Jahre gebauten Anne-Frank-Gesamtschule fand bereits 2001/02 eine PCB-Sanierung statt. Nach heutigen Maßstäben war sie nicht gründlich genug. Reste des Materials blieben erhalten, zudem wurden in den Folgejahren die Schadstoff-Grenzwerte gesenkt. Das brachte die Stadt erneut in Handlungsnot. Seit Jahren wird die PCB-Konzentration in der Schule bereits gemessen; Lüftungsgeräte stehen auf den Fluren. „Werden bestimmte Werte erreicht, dürfen Räume nicht benutzt werden oder aber bestimmte Personengruppen, wie Schwangere, dürfen sie nicht betreten“, sagte Klaus Janczyk. Bei dieser Regelung bleibe es bis auf Weiteres. „Durch das Lüftungsmanagement haben wir die Werte im Griff.“Gesundheitsgefahr bestehe nicht.
Wie hartnäckig sich einmal verbautes PCB halten kann, lernten die Fachleute des ZGM im sogenannten Pilotsanierungsraum der Anne-Frank-Gesamtschule. In dem ehemaligen Klassenzimmer wurden alle Flächen – Decke, Boden, Wände – bis auf den Rohbau abgestrahlt und abgefräst. Alles, was im geringsten Verdacht stand, PCB zu enthalten, wurde entfernt. Und dennoch: Vor allem bei warmem Wetter wurden in den Raum PCB-Konzentrationen
gemessen, die zwar nicht den Grenzwert erreichten, aber doch den „Vorsorgewert“überschritten, der Anlass bietet, über vorbeugende Gesundheitsmaßnahmen nachzudenken.
Fazit: Um das PCB noch gründlicher zu entfernen, wären extreme Eingriffe in die Bausubstanz notwendig. In einer Verwaltungsvorlage ist vom Abfräsen tragender Bauteile, Stützen und Unterzüge die Rede.
„Durch den Neubau wären wir das Thema PCB ein für alle mal los“
Und von baulichen Risiken, mit denen ein solches Vorgehen verbunden wäre. Das das Ganze sehr teuer wäre, versteht sich von selbst.
Vor diesem Hintergrund schlägt die Stadtverwaltung vor, das Hauptgebäude der Anne-Frank-Gesamtschule neu zu errichten sowie die Mensa und das Nebengebäude zu sanieren. Der Neubau könne in Modulbauweise erfolgen. Dies wäre nicht nur billiger als konventionell zu bauen, sondern ginge auch flotter. Die Montage der Module könne innerhalb weniger Wochen erfolgen, der Schulbetrieb werde nicht gestört. „Wir stehen noch ganz am Anfang der Planung“, betonte Janczyk. Es gehe zunächst um einen Grundsatzbeschluss der Politik. Über die genaue Finanzierung sowie den Raumbedarf der Schule werde zu einem späteren Zeitpunkt gesprochen.