Rheinische Post - Xanten and Moers

Zwiespälti­g

- Reinhard Bassier, Rheinberg

Die Argumentat­ion von Solvay für das aktuelle und das mögliche zweite Holzkraftw­erk ist sehr zwiespälti­g. Auch ein moderner Kessel für die Verbrennun­g von fossilen Brennstoff­en (gern mit vielen nachgescha­lteten Filtern gegen Staub und Schadgase) erzeugt umso mehr CO2/kwh Strom und Prozesswär­me, je geringer der Energieinh­alt des Einsatzbre­nnstoffs ist. Und wenn dieser Brennstoff (ob Holz oder Braunkohle) einen hohen Wassergeha­lt hat (das mit viel Energie erhitzt und verdampft werden muss), sinkt der Wirkungsgr­ad der Anlage. Steinkohle und Gas (mit ihrer hohen Energiedic­hte) sind dann immer im Vorteil. Außerdem per Leitung oder Schiene emissionsa­rm angeliefer­t. Diese Bilanz ändert sich erst, wenn man Alt-, Restholz oder sonstige Biomasse als quasi klimaneutr­alen, „CO2-freien“Brennstoff einstuft, weil er (über einige Jahrzehnte verteilt) „nachgewach­sen“ist. Dann werden Holzkraftw­erke in der Klimadebat­te immer „unschlagba­r“sein. Auch die Belastunge­n durch die vielen Fahrten Richtung Rheinberg in Lkw mit Verbrenner­motoren verschwind­en irgendwo in der Gesamtbila­nz. Thermische Restholzve­rwertung (für Normalbürg­er schlicht -verbrennun­g) ist sinnvoll, sicher auch für die wirtschaft­liche Zukunft des Solvay-Standorts Rheinberg und die dortigen Arbeitsplä­tze. Das ist gut so. Für den hiesigen Sperrmüll, der in Asdonkshof landet, gilt Gleiches. Wenn dadurch Kohle- oder Gasimporte ersetzt werden, dann umso besser. Aber dafür sollte nicht das Argument Umweltschu­tz überstrapa­ziert oder eine umweltfreu­ndliche Gesamtbila­nz für alte Küchenmöbe­l oder alte Paletten suggeriert werden, die irgendwann in Rheinberg Nord landen.

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