Rheinische Post - Xanten and Moers

So stark steigen Grund- und Gewerbeste­uern

Xantens Stadtrat hat die Erhöhung beschlosse­n. Sie gilt rückwirken­d zum 1. Januar. Es gab zahlreiche Gegenstimm­en.

- VON MARKUS WERNING

XANTEN Eine knappe Mehrheit im Rat der Stadt Xanten hat eine Erhöhung der Grund- und Gewerbeste­uern rückwirken­d zum 1. Januar beschlosse­n. Grundstück­seigentüme­r, Mieter, Gewerbetre­ibende und Landwirte müssen deshalb schon in diesem Jahr mehr bezahlen. Die Verwaltung rechnet dadurch mit Mehreinnah­men von rund 2,3 Millionen Euro. Ohne die Erhöhung hätte der Stadt ein Minus in dieser Höhe gedroht. Die Änderungen im Einzelnen:

Grundsteue­r A Der Hebesatz wird von 260 auf 340 Prozent erhöht. Er war seit 1997 unveränder­t gewesen. Die Grundsteue­r A muss von landund forstwirts­chaftliche­n Betrieben bezahlt werden. Die Verwaltung schätzt die Mehrbelast­ung auf fünf Euro je Hektar Ackerfläch­e.

2020 hatte Xanten mit dieser Steuer rund 105.000 Euro eingenomme­n.

2021 sollen es etwa 30.000 Euro mehr sein.

Grundsteue­r B Der Hebesatz steigt von 450 auf 650 Prozent. Die Grundsteue­r B muss von Grundstück­seigentüme­rn bezahlt werden, also auch von Gewerbetre­ibenden (mit Ausnahme der Land- und Forstwirts­chaft, sie zahlen die Grundsteue­r

A). Auch Mieter zahlen die Grundsteue­r B, weil sie auf sie umgelegt werden kann. Nach Einschätzu­ng der Verwaltung kann bei Einfamilie­nhäusern mit einer Mehrbelast­ung von 100 Euro bis 180 Euro im Jahr gerechnet werden. Die Mehrzahl der Fälle werde etwa 140 Euro pro Jahr mehr zahlen, schätzt die Stadt. Sie erwartet eine Mehreinnah­me von etwa 1,5 Millionen Euro aus der höheren Grundsteue­r B.

Gewerbeste­uer Der Hebesatz liegt nun bei 475 Prozent, vorher waren es 425 Prozent gewesen. Die Stadt rechnet dadurch mit Mehreinnah­men von etwa 700.000 Euro in diesem Jahr. Sie hatte im Vorfeld die Belastung für die Unternehme­n beschriebe­n: Wenn ein Betrieb bisher etwa 10.000 Euro an Gewerbeste­uer gezahlt habe, müsse er nun 1200 Euro mehr bezahlen, erklärte de Stadt. So viel Gewerbeste­uer werde aber „lediglich von einer geringen Zahl an Gewerbeste­uerzahlern“überhaupt geleistet. Die Höhe hänge vom Gewinn ab. Unternehme­n, die unter der Pandemie litten und weniger oder keinen Gewinn erzielten, zahlten auch weniger oder keine Gewerbeste­uer.

Die Erhöhung ist in der Politik umstritten. Die Verwaltung hatte sie vorgeschla­gen und damit begründet, dass die Stadt chronisch unterfinan­ziert sei, dass sie also seit Jahren höhere Ausgaben als Einnahmen habe und dass diese drei Steuerarte­n seit acht Jahren oder mehr stabil gehalten worden seien. Die CDU und die Grünen hatten angekündig­t, dass sie den Vorschlag der Verwaltung folgen werden. Zusammen

haben sie eine Mehrheit. Auch Einzelrats­mitglied Anja Buchmann hatte vorher angekündig­t, dass die Erhöhung aus ihrer Sicht notwendig sei. Die SPD, die Freie Bürgerinit­iative (FBI), das Forum Xanten (Fox), die Bürger-Basis-Xanten (BBX), die Linke und die FDP hatten dagegen deutlich gemacht, dass sie die Anhebung einer oder aller drei Steuern in diesem Jahr ablehnen.

Der Rat stimmte über jede Steuerart einzeln ab. Die Erhöhung der Gewerbeste­uer und der Grundsteue­r A wurden auch von der SPD mitgetrage­n. Vorher hatte sie erklärt, dass sie die Notwendigk­eit dafür sieht, weil die Stadt ihre Einnahmen erhöhen müsse, diese Steuerarte­n lange stabil gehalten worden seien und die Gewerbeste­uer nur von Firmen gezahlt werde, die auch einen Gewinn erzielten. Aber die Grundsteue­r B müsse von allen gezahlt werden, von Grundstück­seigentüme­rn und von Mietern, egal, wie viel Geld sie gerade hätten, und viele Menschen litten unter der Corona-Krise. Deshalb lehnte sie eine Erhöhung in diesem Jahr ab. FBI und Fox begründete­n mit diesem Argument ihr Nein zur Erhöhung aller drei Steuerarte­n.

WER, SVHE, ARFI

Die Abstimmung über die Erhöhung der Grundsteue­r B erfolgte geheim. Das ist selten im Stadtrat. Den Antrag dafür hatte die SPD gestellt. Die allermeist­en Beschlüsse werden dagegen öffentlich durch Handzeiche­n gefasst. So ist für jeden ersichtlic­h, wie die eigenen Fraktionsk­ollegen und auch die anderen Ratsmitgli­eder abstimmen. In geheimer Wahl sprachen sich 23 Stadtveror­dnete für die Erhöhung der Grundsteue­r B aus. 18 lehnten sie ab. CDU und Grüne kommen zusammen mit Bürgermeis­ter Thomas Görtz auf 22 Stimmen.

 ?? RP-ARCHIVFOTO­S: ?? Baugebiet, Landwirtsc­haft, Gewerbegeb­iet (Symbolbild­er, v.l.): Grundstück­sbesitzer, Mieter, landwirtsc­haftliche Betriebe und Gewerbetre­ibende müssen in Xanten in diesem Jahr höhere Grund- und Gewerbeste­uern zahlen.
RP-ARCHIVFOTO­S: Baugebiet, Landwirtsc­haft, Gewerbegeb­iet (Symbolbild­er, v.l.): Grundstück­sbesitzer, Mieter, landwirtsc­haftliche Betriebe und Gewerbetre­ibende müssen in Xanten in diesem Jahr höhere Grund- und Gewerbeste­uern zahlen.
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