Beten wirkt! Wirkt beten?

Es war zwischen Lockdown eins und Lockdown zwei auf dem Münsterplatz in Bonn. Im Schutz des großen Kaufhauses ein Büchertisch einer „Freien Evangelischen Gemeinde“, davor laut gestikulierend zwei junge Leute. Worüber sich die beiden in der Wolle hatten: Wirkt beten? Geht es Menschen besser, sind sie gesünder, zufriedener, wenn sie beten? Oder ist Beten Selbstsuggestion nach dem Motto: Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?

Einer war Student der Philosophie, der andere Lehramtskandidat für evangelische Religion. Argumente flogen wie Gewehrkugeln hin und her. Je länger das „Gespräch“dauerte, um so persönlicher wurden die Angriffe. Nach einer halben Stunde begannen sich die Argumente im Kreis zu drehen, und beide gingen emotional erregt (also wütend) auseinander.

Im Nachgang sind mir mehrere Dinge wichtig: Elementare Themen des Glaubens eignen sich noch immer, die Gemüter zu erregen, Atheisten schweben längst nicht so über religiösen Dingen, wie sie es gerne behaupten. Und: Übers Beten kann ich nicht diskutieren, weil es keine wirklich aussagekräftige wissenschaftliche Untersuchung gibt, ob Gebete wirken. Fakt ist: Viele regelmäßig Betende erleben das „Ins-Gespräch-Gehen mit einer höheren Macht“als wohltuend, beruhigend, heilsam. Insofern hat es für sie eine positive Wirkung. Aber auch das ist kein Beweis, dass hinter den beobachteten Wirkungen Gott steckt oder Glückes Geschick.

Ein Blick in die Bibel mahnt Christen daher zur Bescheidenheit: Hier wird nicht übers Gebet geredet, sondern es wird gebetet – wie in den Psalmen. Wo es theoretisch zu werden scheint, begegnen uns Bekenntnisse und Glaubensaussagen zur Wirksamkeit des Betens. Heißt also: Christen wie Atheisten haben keine Beweise für oder gegen die Wirksamkeit des Gebets. Aber Christen haben die Gewissheit und das Versprechen, dass sie beim Beten eine Standleitung haben von ihrem Herzen zum Herzen Gottes. Probieren Sie es doch mal selbst! Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag „Rogate“.