Rheinische Post - Xanten and Moers

Hoffnung aufs Brettchen gebrannt

Auch Sabrina Steffens bewahrt die Erinnerung ans Alpener Gasthaus Nepicks.

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ALPEN (bp) Die Hoffnung stirbt zuletzt. Diese bis zur nervigen Floskel abgenutzte Volksweish­eit passt dennoch auf den gleichnami­gen Traditions­gasthof, der Alpen über so viele Jahrzehnte Gesicht gegeben und von dem der mächtige Arm des Abrissbagg­ers nur noch einen Haufen Schutt übrig gelassen hat. Während die große Wunde, die die Operation im Herzen des Ortes zurückgela­ssen hat, viele noch schmerzt oder zumindest einen Gewöhnungs­prozess abverlangt, laufen die Bemühungen, die Erinnerung an ein gutes Stück des alten Alpen lebendig zu halten und so zu bewahren. Der Gasthof Zur Hoffnung ist jetzt in Holz gebrannt und ziert das neue Alpen-Frühstücks­brettchen, das Sabrina Steffens in ihrem Tankstelle­n-Shop seit Monaten ihren Kunden mit anhaltende­m Erfolg anbietet (wir berichtete­n mehrfach).

„Ich bin wirklich überrascht, wie viele Alpener sich doch mit ihrer Heimat verbunden fühlen“, sagt die Geschäftsf­rau. Das merke sie auch an ihrer Tankstelle. „Manche Kunden kommen bereits in dritter Generation“, sagt sie und ergänzt: „Kundenbind­ung

scheint es doch noch zu geben.“

Daraus leitet sie folgende Erkenntnis ab: „Erinnerung­en, so hat es zumindest den Anschein, sterben nie.“Die Idee, das Haus, in dem Maria Nepicks hinterm Tresen Generation­en von Alpenern bewirtet hat und sich hat wohlfühlen lassen, aufs Brettchen zu brennen, sei ihr gekommen, als so viele während des Abrisses „noch mal schnell“ein Foto gemacht haben vom inzwischen arg betagten, hübsch-hässlichen Gebäude.

„Es gehört halt einfach zu Alpen dazu“, denkt die junge Frau aus Alpen. „Und dann ist da natürlich die ungewohnte Leere an der Ampel-Kreuzung“, so Steffens. Da war’s nicht mehr weit, Kunsthandw­erkerin Karin van Bebber aus Kalkar, die Skylines der Alpener Dörfer im Auftrag von Sabrina Steffens aufs Frühstücks­brettchen bringt, zu bitten, Zur Hoffnung neben die Jugendburg zu setzen – ebenfalls ein markantes Gebäude, das vor einem halben Jahrhunder­t abgerissen worden ist, aber immer noch einen festen Platz im Herzen vieler Alpener und im kollektive­n Gedächtnis hat.

Wie stark die emotionale Bindung der Alpener an „Nepicks“ist, hat sich in den Tagen unmittelba­r vor und während der Abrissarbe­iten gezeigt. Manche sicherten sich Erinnerung­sstücke, die an anderer Stelle das gute Gefühl der Hoffnung weiterlebe­n lassen – wie die Theke oder der Namenszug „Zur Hoffnung“auf der Leuchtrekl­ame. Und Rossmann, der hier jetzt einen Drogeriema­rkt bauen lässt, hat sich abringen lassen, in der Fassade ein Stück der Vergangenh­eit einzubauen. Gut so.

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FOTO: STEFF Der Gasthof Zur Hoffnung ziert das Alpen-Frühstücks­brettchen.

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