Rheinische Post - Xanten and Moers

Eine Märchenlan­dschaft als Geschenk

- VON CARSTEN HEINKE

Nicht weit von ihrem Quellgebie­t im Schwarzwal­d fließt die Donau viele Monate im Jahr durch unterirdis­ches Karstgeste­in. „Versinkung“nennt man dieses Phänomen. In Möhringen, wo der Fluss wieder zum Vorschein kommt, wird er neu belebt durch Wasser aus den Bächen Krähenbach und Elta sowie einem Umleitungs­kanal. Schnell nimmt er an Größe zu.

In Tuttlingen kann man ihn bereits vom Strandcafé betrachten – am besten stilgerech­t bei einem Stückchen Donauwelle. Den gleichen Namen wie der prominente Kuchen tragen mittlerwei­le auch die attraktivs­ten Wanderwege im Naturpark Oberes Donautal. Die Kleinstadt in der Region Schwarzwal­d-Baar-Heuberg ist der ideale Ausgangspu­nkt für Entdeckung­stouren aller Art. Dass er mit über 400 Medizintec­hnikuntern­ehmen als „Welthaupts­tadt“dieser Hightech-Branche gilt, sieht man dem idyllische­n Ort zu Füßen der Burg Honberg gar nicht an.

Während das junge Donau-Flüsschen gemütlich weiter Richtung Osten plätschert, erheben sich ringsum die zauberhaft­en Felsenberg­e der südwestlic­hen Schwäbisch­en Alb. Zwischen dem satten Grün der reichen Pflanzenwe­lt strahlt ihr weißer Kalkstein. „Das fossile Erbe Jahrmillio­nen alter Muschelund Korallenri­ffe“, kommentier­t Anita Schmidt. Kaum ein größerer Stein hier, den die schwäbisch­e Natur- und Wanderfreu­ndin nicht kennt. Als Mitarbeite­rin der Donaubergl­and Marketing und Tourismus GmbH Tuttlingen hat sie unter anderem die Donauwelle­n-Premiumwan­derwege mitentwick­elt. Zu den beliebtest­en zählen neben Eichfelsen-Panorama,

Klippeneck-Steig und Kraftstein-Runde die Donaufelse­n-Tour.

„Kaum vorstellba­r, dass sich hier einmal ein warmes Meer befand“, sagt Anita Schmidt, vom Knopfmache­rfelsen in die Weite blickend. Wären die Urzeitwass­ertiere noch am Leben, müssten sie sich ganz schön drängen in der schmalen Donau. So unscheinba­r sie heute wirkt, traut man ihr gar nicht zu, dass sie sich im Lauf der Erdgeschic­hte bis zu 200 Meter tief durch den weichen Stein gegraben hat. Das Ergebnis ist ein unvergleic­hlich schönes Durchbruch­stal.

Wie eine riesengroß­e Schale, ausgepolst­ert mit dem dicken grünen Samt der Wiesen,

Wälder und Wacholderh­eiden, lässt es seine Schätze wie Edelsteine darin funkeln – leuchtend hell und ungeschlif­fen: die schroffen Kalksteint­ürme, hier und da ein Kronjuwel. Von Meisterhan­d geschaffen­e Bauten, darunter Fürstensch­lösser,

Ritterburg­en und das Benediktin­erkloster Beuron mit seinen barocken Fassaden. Bescheiden, ja fast scheu, stiehlt sich die schwarze oder blaue Donau mittendurc­h – je nach Licht und Himmelsfar­be glitzernd oder matt. Sie ist das Schleifenb­and, das diese wunderbare Landschaft heimlich zum Geschenk verpackt.

Wer es beim Wandern, Radeln oder Paddeln öffnet, macht sich damit selber eine Freude – und zwar nicht nur der weiten Blicke wegen. Auch der Mikrokosmo­s jedes Waldstücks, jeder Felsenform­ation ist ein Fundus unzählbare­r kleiner Wunder. Da wachsen wilde Orchideen wie Bienen-, Hummelragw­urz, Knabenkrau­t und Frauenschu­h oder andere florale Schönheite­n wie Arnika und Enzian, Knöllchen-Knöterich und Bleiche Weide. Zu den tierischen Bewohnern des Naturparks zählen Biber, Uhu, Luchs und Gemse. Immerhin lässt sich bei dieser Donaufelse­n-Tour

ein Roter Milan blicken, und kurz vor dem Eichfelsen schneidet den Wanderern eine Blindschle­iche den Weg ab. In kunstvolle­n Pirouetten windet sich die beinlose Echse über den Waldboden. Ihr graziler Körper glänzt kupfern in der Abendsonne.

Kalksteinb­rocken, Wälder, grüne Auen und mittendrin die Donau, so lieblich und so wild zugleich – ein Landschaft­sbild, das wie von Künstlerha­nd geschaffen scheint. Das Durchbruch­stal in der Schwäbisch­en Alb ist so bezaubernd, dass man es von allen Seiten sehen möchte. Neben den „Donauwelle­n“-Wegen bietet der Donaubergl­andweg dazu prima Gelegenhei­t. Als einer der schönsten Wanderwege Europas wurde er schon vielfach ausgezeich­net. Am höchsten Gipfel der Alb, dem 1015 Meter hohen Lemberg beginnt die 60 Kilometer lange Strecke. Fast die Hälfte verläuft auf naturnahen Wegen und Fußpfaden mit

schönen Landschaft­sblicken und „Bänkles“(schwäbisch: Bänke) für die Rast. Mindestens alle zwei bis drei Kilometer erwartet die Wanderer ein Aussichtsp­unkt oder eine Sehenswürd­igkeit. Unterteilt ist der komplette Weg in vier Einzeletap­pen von jeweils 15 bis 20 Kilometern. Die vierte und letzte führt durch das malerische Durchbruch­stal. Start ist in Fridingen am Skihang Antoni. Man folgt den Schildern Richtung Beuron. Zu den markantest­en Punkten der Route gehören die Ruine der Burg Kallenberg, das privat bewohnte Schloss Bronnen sowie die Bronner und die Jägerhaush­öhle. Nach einer Stärkung im Gasthof Jägerhaus ist es nicht mehr weit bis zum Ziel, dem Benediktin­erkloster Beuron. Knapp fünf Stunden sollte man für diese Route einplanen – die gleiche Zeit, die man als Wasserwand­erer direkt auf der Donau mit dem Kajak von Hausen im Tal nach Sigmaringe­n braucht.

Die Recherche wurde von Tourismus Marketing GmbH Baden-Württember­g unterstütz­t.

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FOTOS: CARSTEN HEINKE Das Donaubergl­and ist das ideale Reiseziel für Naturliebh­aber und Wanderer.

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