Rheinische Post - Xanten and Moers
Eine Märchenlandschaft als Geschenk
Nicht weit von ihrem Quellgebiet im Schwarzwald fließt die Donau viele Monate im Jahr durch unterirdisches Karstgestein. „Versinkung“nennt man dieses Phänomen. In Möhringen, wo der Fluss wieder zum Vorschein kommt, wird er neu belebt durch Wasser aus den Bächen Krähenbach und Elta sowie einem Umleitungskanal. Schnell nimmt er an Größe zu.
In Tuttlingen kann man ihn bereits vom Strandcafé betrachten – am besten stilgerecht bei einem Stückchen Donauwelle. Den gleichen Namen wie der prominente Kuchen tragen mittlerweile auch die attraktivsten Wanderwege im Naturpark Oberes Donautal. Die Kleinstadt in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg ist der ideale Ausgangspunkt für Entdeckungstouren aller Art. Dass er mit über 400 Medizintechnikunternehmen als „Welthauptstadt“dieser Hightech-Branche gilt, sieht man dem idyllischen Ort zu Füßen der Burg Honberg gar nicht an.
Während das junge Donau-Flüsschen gemütlich weiter Richtung Osten plätschert, erheben sich ringsum die zauberhaften Felsenberge der südwestlichen Schwäbischen Alb. Zwischen dem satten Grün der reichen Pflanzenwelt strahlt ihr weißer Kalkstein. „Das fossile Erbe Jahrmillionen alter Muschelund Korallenriffe“, kommentiert Anita Schmidt. Kaum ein größerer Stein hier, den die schwäbische Natur- und Wanderfreundin nicht kennt. Als Mitarbeiterin der Donaubergland Marketing und Tourismus GmbH Tuttlingen hat sie unter anderem die Donauwellen-Premiumwanderwege mitentwickelt. Zu den beliebtesten zählen neben Eichfelsen-Panorama,
Klippeneck-Steig und Kraftstein-Runde die Donaufelsen-Tour.
„Kaum vorstellbar, dass sich hier einmal ein warmes Meer befand“, sagt Anita Schmidt, vom Knopfmacherfelsen in die Weite blickend. Wären die Urzeitwassertiere noch am Leben, müssten sie sich ganz schön drängen in der schmalen Donau. So unscheinbar sie heute wirkt, traut man ihr gar nicht zu, dass sie sich im Lauf der Erdgeschichte bis zu 200 Meter tief durch den weichen Stein gegraben hat. Das Ergebnis ist ein unvergleichlich schönes Durchbruchstal.
Wie eine riesengroße Schale, ausgepolstert mit dem dicken grünen Samt der Wiesen,
Wälder und Wacholderheiden, lässt es seine Schätze wie Edelsteine darin funkeln – leuchtend hell und ungeschliffen: die schroffen Kalksteintürme, hier und da ein Kronjuwel. Von Meisterhand geschaffene Bauten, darunter Fürstenschlösser,
Ritterburgen und das Benediktinerkloster Beuron mit seinen barocken Fassaden. Bescheiden, ja fast scheu, stiehlt sich die schwarze oder blaue Donau mittendurch – je nach Licht und Himmelsfarbe glitzernd oder matt. Sie ist das Schleifenband, das diese wunderbare Landschaft heimlich zum Geschenk verpackt.
Wer es beim Wandern, Radeln oder Paddeln öffnet, macht sich damit selber eine Freude – und zwar nicht nur der weiten Blicke wegen. Auch der Mikrokosmos jedes Waldstücks, jeder Felsenformation ist ein Fundus unzählbarer kleiner Wunder. Da wachsen wilde Orchideen wie Bienen-, Hummelragwurz, Knabenkraut und Frauenschuh oder andere florale Schönheiten wie Arnika und Enzian, Knöllchen-Knöterich und Bleiche Weide. Zu den tierischen Bewohnern des Naturparks zählen Biber, Uhu, Luchs und Gemse. Immerhin lässt sich bei dieser Donaufelsen-Tour
ein Roter Milan blicken, und kurz vor dem Eichfelsen schneidet den Wanderern eine Blindschleiche den Weg ab. In kunstvollen Pirouetten windet sich die beinlose Echse über den Waldboden. Ihr graziler Körper glänzt kupfern in der Abendsonne.
Kalksteinbrocken, Wälder, grüne Auen und mittendrin die Donau, so lieblich und so wild zugleich – ein Landschaftsbild, das wie von Künstlerhand geschaffen scheint. Das Durchbruchstal in der Schwäbischen Alb ist so bezaubernd, dass man es von allen Seiten sehen möchte. Neben den „Donauwellen“-Wegen bietet der Donauberglandweg dazu prima Gelegenheit. Als einer der schönsten Wanderwege Europas wurde er schon vielfach ausgezeichnet. Am höchsten Gipfel der Alb, dem 1015 Meter hohen Lemberg beginnt die 60 Kilometer lange Strecke. Fast die Hälfte verläuft auf naturnahen Wegen und Fußpfaden mit
schönen Landschaftsblicken und „Bänkles“(schwäbisch: Bänke) für die Rast. Mindestens alle zwei bis drei Kilometer erwartet die Wanderer ein Aussichtspunkt oder eine Sehenswürdigkeit. Unterteilt ist der komplette Weg in vier Einzeletappen von jeweils 15 bis 20 Kilometern. Die vierte und letzte führt durch das malerische Durchbruchstal. Start ist in Fridingen am Skihang Antoni. Man folgt den Schildern Richtung Beuron. Zu den markantesten Punkten der Route gehören die Ruine der Burg Kallenberg, das privat bewohnte Schloss Bronnen sowie die Bronner und die Jägerhaushöhle. Nach einer Stärkung im Gasthof Jägerhaus ist es nicht mehr weit bis zum Ziel, dem Benediktinerkloster Beuron. Knapp fünf Stunden sollte man für diese Route einplanen – die gleiche Zeit, die man als Wasserwanderer direkt auf der Donau mit dem Kajak von Hausen im Tal nach Sigmaringen braucht.
Die Recherche wurde von Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg unterstützt.