Rheinische Post - Xanten and Moers
Die Suche nach der Unterschiedspielerin
Der Frauenfußball-Regionalligist SV Budberg wird sich ab Juni auf die neue Saison vorbereiten. Trainer Jürgen Raab lobt seine Spielerinnen für ihre Geduld, hat aber auch Schwachstellen im Team ausgemacht. Die will er nun beheben.
RHEINBERG Jürgen Raab spricht seinen Fußballerinnen ein dickes Kompliment aus. Der Trainer des Frauen-Regionalligisten SV Budberg freut sich sehr darüber, dass es den Spielerinnen gelungen ist, sich auch ohne Spielbetrieb immer wieder selbst zu individuellem Training zu motivieren. So erreichten in den vergangenen Wochen zahlreiche Laufdaten Raabs Handy. „Da kann man wirklich nur den Hut vor ziehen“, unterstreicht der Coach. Nun hat er seinen Spielerinnen aber erst einmal eine kleine Erholungspause bis Ende Mai verschrieben. „Danach beschäftigen wir uns erst wieder mit Laufeinheiten zur Saisonvorbereitung. Laut Rahmenspielplan soll es am 29. August wieder mit der Liga losgehen. Bis dahin ist ja noch eine Menge Zeit“.
Momentan kann Raab mit der freien Zeit aus sportlicher Hinsicht aber wenig anfangen. Die Gespräche mit seinem Kader hat der Trainer bereits geführt. Keine Akteurin habe dabei ihre Wechselabsicht beim SVB-Verantwortlichen hinterlegt. Auch nach weiteren Kräften auf der Trainerbank muss er sich nicht umschauen, da das Trainerteam in gleicher Form bestehen bleiben wird. An externe Neuzugänge ist zudem aktuell nicht zu denken. „Im Frauenbereich ist es immer so, dass ohne Probetrainings gar nichts geht und das gestaltet sich aktuell natürlich schwierig. Es laufen zwar wahnsinnig viele Gespräche in alle Richtungen, aber ohne Training gibt es eben einfach keine Chance, dass sich da etwas zeitnah tuen wird.“
Raab blickt deswegen zuallererst auf mögliche interne Zugänge aus der eigenen U17-Auswahl. Mit Isabell Hirschberger hat bereits eine Spielerin aus der Niederrheinliga-Mannschaft den Sprung in den Regionalliga-Kader geschafft. Die Mittelfeldspielerin trainierte bereits in der vergangenen Spielzeit immer wieder bei den Frauen mit und war auch schon in der ersten Runde des Niederrheinpokals beim 7:2-Erfolg gegen den TSV Wachtendonk-Wankum im Einsatz. Nun sollen weitere Juniorinnen folgen. „Sobald wir mit dem Training anfangen können, trainieren die Mädels bei uns mit und dann entscheiden wir gemeinsam, ob die ein oder andere fest hoch kommt“. Mit Juma Heinen hat Raab bereits eine Kandidatin explizit ins Auge gefasst. „Aber es ist natürlich ein wahnsinniger Sprung für unsere Mädels. Zum einen fehlt ihnen jetzt ein komplettes Jahr, zum anderen haben wir keine A-Jugend, wodurch der Sprung noch größer wird.“
Der Coach blickt aber auch auf seine eigenen Spielerinnen und ihre Leistungen an den ersten Spieltagen der vergangenen Saison zurück. „Man versucht natürlich die Spiele, die wir noch gespielt haben, zu reflektieren. Weil es eben auch wichtig ist für uns zu sehen, wo es genau bei uns hakt.“Und seine Analyse offenbarte ein großes Problem. „Es ist eindeutig das Offensivspiel. Denn man hat in den Spielen gesehen, dass wir hinten zwar gut stehen können, aber vorne nicht genug Entlastung kriegen, weil wir einfach nicht schnell genug nachrücken.“ Durch den Abgang von Alice Hellfeier habe sich zudem eine weitere Baustelle aufgetan. „Durch ihren Abgang haben wir viel Stabilität verloren. In den engen, wichtigen Spielen haben wir immer Gegentore nach Standards bekommen. Da müssen wir dran arbeiten.“
Erste Gedanken über taktische Veränderungen hat sich Raab bereits gemacht. „Möglicherweise müssen wir noch eine Spielerin mit zurückziehen oder vielleicht nur einen Pfosten besetzten, um im Zentrum eine gewisse Überzahl zu kreieren.“Für mehr Power in der Offensive wird sich der Übungsleiter wohl anderweitig umsehen. „Wir wollen uns mit Spielerinnen verstärken, die noch ein bisschen mehr Tempo haben. Unsere jetzigen Offensivkräfte sind sehr lauffreudig und gewinnen viele Zweikämpfe, aber es fehlt ihnen noch daran, nach einem gewonnenen Tackling mit mehr Geschwindigkeit und Zug den Weg in die Spitze zu finden.“
Raab schaut sich für die perfekte Unterschiedsspielerin auch in den höheren Spielklassen um. „Wir beobachten auch die Zweite Liga. Vor allem der feststehende Abstieg der Damen des MSV Duisburg aus der Frauen-Bundesliga könnte für viel Bewegung sorgen. Mit einem Abstieg sind oft auch Umstrukturierungen verbunden. Das ist glaube ich bei jedem Verein ein normaler Reflex.“Möglicherweise ergibt sich so die Chance, dass die ein oder andere höherklassige Spielerin ihren Weg nach Budberg findet.