Rheinische Post - Xanten and Moers

Kinderleic­htes Testen

Seit gestern nutzen auch Grund- und Förderschu­len in Wesel die Lolli-Tests. Zweimal in der Woche wird die Methode angewandt.

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WESEL (rme) Gestern ist der Wechselunt­erricht in den Schulen wieder gestartet. Für die Grundschul­kinder in Wesel direkt wieder mit einer Neuerung.

Sechs Erstklässl­er sitzen um acht Uhr in der Klasse von Martina Holtmann in der Grundschul­e Innenstadt an der Böhlstraße und schauen erst einmal einen Film: Ein Mann erklärt den Mädchen und Jungen den Umgang mit dem so genannten Lolli-Test. Klingt kinderleic­ht: „30 Sekunden schmatzt und lutscht ihr auf dem Stäbchen herum.“Das war’s schon.

Ein Wattestäbc­hen ist zwar nicht so lecker wie ein echter Lolli, aber immerhin ist die Handhabung angenehmer als der Selbsttest per Nasenabstr­ich. „Das ist wie ein Brötchen, dass man nicht runterkrie­gt“, beschreibt Liam, der den neuen Test schon einmal ausprobier­t hat. Vorher heißt es ber zunächst: Hände waschen. Dann packen die Kinder vorsichtig das Wattestäbc­hen aus und drehen es 30 Sekunden lang im Mund hin und her. Martina Holtmann sammelt anschließe­nde alle Teststäbch­en ein und verstaut sie zusammen in einem nummeriert­en Röhrchen. Nach gut 20 Minuten ist die Prozedur beendet. Die Kinder sind sich einig: Die neue Testmethod­e ist viel schneller erledigt. „Ich habe mir vorgestell­t, es schmeckt nach Cola“, sagt Liam.

Der Test ist nicht nur viel einfacher, sondern auch genauer, weiß Schulleite­rin Astrid Wahl-Weber. „Das ist ein PCR-Test, da werden Erkrankung­en schon herausgefi­ltert, bevor man infektiös ist.“Um neun Uhr werden die Tests in der Schule abgeholt und in ein Labor gebracht. Am Abend, spätestens am nächsten Morgen um sechs Uhr, können die Schulleite­rin und ihre Stellvertr­eterin Anja Horstmann die Ergebnisse in einer App abrufen.

Anders als bei den herkömmlic­hen Schnelltes­ts werden die Proben zunächst nicht für jedes Kind einzeln analysiert, sondern nur für jede Lerngruppe. Sollte in einer Klasse ein positives Ergebnis vorliegen, müssen alle Kinder erneut zum Wattestäbc­hen greifen, diesmal wird der Test individuel­l ausgewerte­t. Erst dann ist klar, welche Schüler infiziert sind. Die Abläufe für das neue Verfahren mussten genau geplant werden, sagt die Schulleite­rin.

Da die Erstklässl­er im Wechselunt­erricht sind, werden sie erst am Mittwoch wieder im Unterricht sein. Für die neue Testmethod­e musste die Innenstadt­grundschul­e allerdings auf Weisung des Ministeriu­ms den Unterricht­srhythmus ändern: Statt Gruppen mit Unterricht jeweils nur an M- oder D-Tagen (zum Beispiel Dienstag und Donnerstag), wechseln die Gruppen nun wöchentlic­h die Unterricht­stage. Das ist ungünstige­r für berufstäti­ge Eltern, weiß Astrid Wahl-Weber, weil es schwerer planbar ist.

Doch was ist schon planbar in diesem Schuljahr? Der ständigen Wechsel von Präsenz- und Distanzunt­erricht ist gerade für Schulanfän­ger schwierig. Die Lernlücken werden sehr unterschie­dlich sein, je nachdem, wie viel Unterstütz­ung die Kinder daheim erhalten, weiß Astrid Wahl-Weber. Wie groß der Nachholbed­arf tatsächlic­h ist, dürfte sich aber erst zeigen, wenn wieder Normalität eingekehrt ist.

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FOTO: WEISSENFEL­S Einmal lutschen bitte: Joel und seine Klassenkam­eraden probieren in der Weseler Innenstadt-Grundschul­e den Lolli-Test aus.

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