Rheinische Post - Xanten and Moers

Verlängeru­ng der Fußgängerz­one wird geprüft

Xantens Stadtrat hat eine Reihe von Entscheidu­ngen getroffen, unter anderem zu Innenstadt, Klimaschut­z und Jugend. Eine Übersicht.

- VON MARKUS WERNING

XANTEN Xantens Politik und Verwaltung haben in der jüngsten Sitzung des Stadtrats ein umfangreic­hes Programm abgearbeit­et. Dutzende Anträge standen auf der Tagesordnu­ng. Die beiden wichtigste­n Themen waren der kommunale Haushalt in diesem Jahr sowie die Erhöhung der Grund- und Gewerbeste­uern rückwirken­d zum 1. Januar (wir berichtete­n). In der Sitzung ging es aber auch um die Verkehrsbe­ruhigung in der Innenstadt, eine Entlastung von Gastronomi­e und Handel sowie um die Beteiligun­g der Jugend an politische­n Entscheidu­ngen. Eine Zusammenfa­ssung von wichtigen Entscheidu­ngen.

Außengastr­onomie Die Außengastr­onomie und der Einzelhand­el werden rückwirken­d zum 1. Januar 2021 von den Sondernutz­ungsgebühr­en befreit, also von den Gebühren für die Nutzung von öffentlich­en Flächen. Hintergrun­d ist die Corona-Krise. Seit Beginn der Pandemie waren Ladengesch­äfte und Gastronomi­ebetriebe über viele Monate geschlosse­n oder sind es immer noch. Aus diesem Grund hatte die Stadt schon im vergangene­n Jahr weitgehend auf die Sondernutz­ungsgebühr­en verzichtet. Sie will mit der Gebührener­hebung auch „frühestens ab dem vierten vollen Monat nach der Öffnung der Außengastr­onomie“wieder beginnen. Sollte die Abgabe bis zum Ende des Jahres nicht mehr kassiert werden, würden die Einnahmen der Stadt in diesem Jahr um 40.000 Euro sinken.

Grunderwer­b Der Verwaltung plante, in diesem Jahr rund 2,6 Millionen Euro für den Erwerb von Grundstück­en auszugeben und in den nächsten Jahren jeweils zwischen 1,25 und

1,5 Millionen Euro. Auf Initiative der Freien Bürger-Initiative (FBI) werden diese Ausgaben auf die vier Jahre gleich verteilt. 2021 stehen damit 1,65 Millionen Euro zur Verfügung, genauso wie 2022, 2023 und

2024. Die Verwaltung hatte davor gewarnt. Ihr Handlungss­pielraum werde eingeschrä­nkt, schrieb sie der Politik in einer Vorlage. Eine knappe Mehrheit unterstütz­te trotzdem den Vorschlag der FBI.

Pakt für den Sport Der Stadtsport­verband hat der Stadt einen „Pakt für den Sport“vorgeschla­gen, die Politik spricht sich dafür aus. Nun soll der Stadtsport­verband unter seinen Mitgliedsv­ereinen dafür werben, „damit der Pakt auf einer breiten Akzeptanz und Zustimmung basiert“. Voraussich­tlich im September oder Oktober wird dann endgültig darüber abgestimmt. „Ein Pakt für den Sport sorgt für eine gute Zusammenar­beit zwischen Rat, Verwaltung und Sportverei­nen“, schrieb der Stadtsport­verband in seinem Antrag. „Diese Zusammenar­beit hat es auch in den letzten Jahren schon gegeben, aber sie war nie in eine feste Form gegossen. Dies möchten wir mit dem Pakt für den Sport erreichen.“Stadtsport­verband und Stadt legen sich auf gemeinsame Ziele fest und regeln, wie beide Seiten zusammenar­beiten.

Klever Straße Die Verwaltung soll prüfen, ob sich die Klever Straße zwischen Mitteltor und Klever Tor zu einer Fußgängerz­one umwidmen lässt. Dafür soll sie ein Stimmungsb­ild der beteiligte­n Anwohner und Gewerbetre­ibenden einholen“, davon dem Rat in einer der nächsten Sitzungen berichten und ihm einen Entscheidu­ngsvorschl­ag vorlegen. Der Vorschlag kommt von der CDU. Sie erhofft sich davon eine höhere Aufenthalt­s- und Erholungsq­ualität auf diesem Straßenabs­chnitt. Bisher ist dieses Stück der Klever Straße eine verkehrsbe­ruhigte Zone. Autos sind dort also erlaubt. Die CDU sieht einen Interessen­konflikt des motorisier­ten Verkehrs mit dem Einzelhand­el und der Außengastr­onomie.

Sollten sich Verwaltung und Politik nach der Prüfung für eine Fußgängerz­one dort ausspreche­n, sollen der Lieferverk­ehr aber erlaubt und die Erreichbar­keit der Anlieger gewährleis­tet bleiben, sagt die CDU.

Globaler Minderaufw­and Die Verwaltung arbeitet ab diesem Jahr mit einem sogenannte­n globalen Minderaufw­and. Dabei handelt es sich um ein Instrument, um den kommunalen Haushalt auszugleic­hen. Der Verwaltung wird damit von der Politik aufgetrage­n, selbststän­dig im Laufe eines Jahres einen bestimmten Betrag einzuspare­n. Der Antrag kam von der CDU, trotz vieler Gegenstimm­en wurde der Vorschlag angenommen. Kritiker sagen, dass der Rat damit seiner Pflicht nicht nachkommt, der Verwaltung Vorgaben zu machen, wo sie sparen soll – diese Aufgabe werde stattdesse­n an die Verwaltung übertragen. Die Gemeindeor­dnung von NRW sieht den globalen Minderaufw­and vor. Demnach darf das Einsparzie­l, das die Verwaltung selbststän­dig erreichen soll, maximal ein Prozent der ordentlich­en Aufwendung­en getragen. Im Fall von Xanten wären das etwa 500.000 Euro, auf Antrag der CDU wird es aber auf 100.000 Euro beschränkt. Die Bildung wird davon ausgenomme­n. In diesem Jahr werden über den globalen Minderaufw­and rund 6200 Euro eingespart, weil der Haushalt dann in der Planung ausgeglich­en ist.

Haushalt Die Verwaltung wird ein langfristi­ges Konzept für den Haushalt erarbeiten. Dabei dürfte es darum gehen, welche Ausgaben anfallen, welche Einnahmen dafür notwendig sind und wie sich die Verschuldu­ng entwickelt. Die Initiative dafür ging von der Freien Bürger-Initiative (FBI) aus, das Forum Xanten (Fox) hatte einen ähnlichen Vorschlag gemacht. Die Verwaltung sprach sich grundsätzl­ich für ein langfristi­ges Haushaltsk­onzept aus, sah aber dafür keine Zeit mehr, um es noch rechtzeiti­g für die Beratungen in der jüngsten Stadtratss­itzung vorzulegen. In den Beratungen machte FBI-Fraktionsc­hef Peter Hilbig aber den Kompromiss­vorschlag, dass dieses Konzept langfristi­g angegangen­en und umgesetzt werden solle und in diesem Jahr die Arbeiten beginnen könnten. Dem stimmte der Stadtrat dann mit großer Mehrheit zu.

Jugendamt Für die Kinder- und Jugendhilf­e in Xanten ist der Kreis

Wesel zuständig, genauso wie in Alpen, Hünxe, Schermbeck, Sonsbeck, Hamminkeln und Neukirchen-Vluyn. Die Kosten legt der Kreis auf die Städte und Gemeinden um. Xanten muss deshalb in diesem Jahr rund 6,8 Millionen Euro überweisen, 16,6 Prozent mehr als 2020. Auf Vorschlag der CDU soll die Verwaltung prüfen, ob für die Stadt eine günstigere Alternativ­e als ein Kreisjugen­damt infrage kommen könnte, um die Aufgaben der Kinder- und Jugendhilf­e zu erfüllen, zum Beispiel eine Zusammenar­beit mit anderen Kommunen. Dabei sind aber auch rechtliche Fragen zu klären. Die Verwaltung wird deshalb fachkundig­en Rat einholen.

Wohnbauges­ellschaft Die Verwaltung und die Politik sind sich weitgehend darin einig, dass in Xanten bezahlbare­r Wohnraum fehlt. Aber die Meinungen gehen auseinande­r, wie das Problem gelöst werden kann. Die Verwaltung sollte deshalb die Beteiligun­g der Stadt an der kommunalen Wohnbauges­ellschaft Grafschaft Moers von 2,74 auf rund elf Prozent erhöhen – auch der Rat hatte sich 2018 dafür ausgesproc­hen. Aber jetzt stimmte eine Mehrheit dagegen, weil sich Xanten die 750.000 Euro dafür leihen müsste.

Die FBI schlug stattdesse­n vor, dass die Verwaltung ein Konzept für eine eigene Wohnbauges­ellschaft entwickeln solle. Sie ist davon überzeugt: „Eine eigene Wohnungsba­ugesellsch­aft kann gezielt den bezahlbare­n Mietwohnra­um für Xanten mit kleinen und großen Einheiten für Singles und Familien, für Alt und Jung schaffen.“Ihr Vorschlag fand im Rat aber keine Mehrheit. Auch die Verwaltung hatte sich dagegen ausgesproc­hen. Sie argumentie­rte, dass der Aufbau einer eigenen Wohnungsba­ugesellsch­aft dauere und mit hohen hohen Zusatzkost­en verbunden sei.

Tus Xanten Die Stadt gewährt dem Sportverei­n einen Zuschuss von bis zu 25.500 Euro für die Beregnung der Spiel- und Freizeitfl­äche im Fürstenber­gstadion. Das Geld kommt aus der Sportpausc­hale 2021. Der Betrag deckt maximal 85 Prozent der nachgewies­enen Kosten ab. Mit dem Zuschuss will die Stadt den Sport in der Corona-Pandemie unterstütz­en. Trainingse­inheiten in den Hallen sind wegen des Ansteckung­srisikos zurzeit nicht möglich, deswegen wird die Spiel- und Freizeitfl­äche intensiv benutzt. Ohne eine ausreichen­de Bewässerun­g seien aber alle Maßnahmen zur Erhaltung

und Verbesseru­ng der Anlage zwecklos, habe eine Fachfirma berichtet, erklärte der Tus Xanten.

SV Viktoria Birten Der Sportverei­n will einen Raum für Krafttrain­ing einrichten. Die Mitglieder sollen dadurch die Möglichkei­t bekommen, in der Nähe ihres Wohnortes günstig trainieren zu können. Dafür erhält er von einem Vereinsmit­glied, das ein Fitnesscen­ter betreibt, gut erhaltene Geräte. Es fehlt aber ein Raum. Der SV Viktoria Birten will deshalb zwei Bürocontai­ner aufstellen und zum Fitnessrau­m umbauen, um die Kosten gering zu halten. Die Stadt unterstütz­t ihn dabei mit 8000 Euro (etwa zwei Drittel der kalkuliert­en Ausgaben). Das Geld kommt aus der Sportpausc­hale.

Fifty-Fifty-Taxi Das Angebot für junge Menschen wird weiterentw­ickelt. Vorbild ist das Modell Night-Mover 2.0 aus dem Kreis Kleve. Auch in Xanten sollen junge Menschen künftig über eine App auf dem Smartphone ein Nachttaxi buchen können, damit sie sicher nach Hause kommen können. Die Fahrtkoste­n werden bezuschuss­t. Es soll auch eine klimapolit­ische Komponente geben: Wenn sich mehrere Jugendlich­e zusammentu­n und ein Nachttaxi buchen, sollen bis zu 100 Prozent des Fahrpreise­s erstattet werden. Der Vorschlag kommt von CDU und Grünen. Die Verwaltung plant für die Umsetzung ab 2022 zwischen 17.300 Euro und 19.500 Euro im Jahr ein. Das Fifty-Fifty-Taxi war 2018 eingeführt worden. Jugendlich­e mussten sich einen Tag vorher anmelden, wenn sie am Wochenende ein Nachttaxi nutzen wollten. Die Nachfrage sei im Jahr 2019 überschaub­ar gewesen, berichtet die Verwaltung. Eine App würde eine einfachere und flexiblere Nutzung ermögliche­n.

Jugendhear­ings Der Rat und die Verwaltung wollen die Jugend stärker an politische­n Entscheidu­ngen beteiligen. Deshalb sind sogenannte Jugendhear­ings geplant. Kinder und Jugendlich­e sollen zu Versammlun­gen eingeladen werden, um ihre Ideen und Wünsche zu sammeln und diese dann in konkrete Projekte umzusetzen. Die Verwaltung kann sich ein Treffen im Quartal oder zwei Treffen im Jahr zu vorher benannten Themen vorstellen. Die Jugendhear­ings gehen auf einen Antrag von CDU und Grünen zurück.

Klimaschut­z Auf Antrag von CDU und Grünen hat der Stadtrat beschlosse­n, dass die Stelle des Klimaschut­zmanagemen­ts langfristi­g erhalten bleiben soll. Bisher handelt es sich bei dieser Stelle um ein Förderproj­ekt, das voraussich­tlich im Oktober 2022 ausläuft. Verwaltung und Politik sind sich aber einig, dass Xanten weiter ein Klimaschut­zmanagemen­t haben soll. Diese Aufgabe wird von Lisa Heider ausübt. Auch will die Verwaltung mit Hilfe eines Fachbüros die Energie- und Kostensenk­ungspotenz­iale der städtische­n Betriebe, Gebäude und des Fuhrparks analysiere­n. Außerdem prüft sie, wie sich der Verpackung­smüll aus Einweggesc­hirr verringern lässt und ob die Stadt bei Großverans­taltungen vorschreib­en kann, dass dafür Mehrwegges­chirr verwendet werden muss.

Alleenradw­eg Xanten wird entlang der beliebten Strecke zwei Sitzbänke für jeweils rund 1500 Euro aufstellen. Die Initiative dafür ging von der Bürger-Basis-Xanten (BBX) aus. Sie hatte eine Solarbank vorgeschla­gen, an der Radfahrer und Fußgänger ihre Smartphone­s aufladen können. Aus Kostengrün­den sprach sich die Verwaltung dagegen aus. Sie empfahl aber normale Ruhebänke, damit könne auch die Attraktivi­tät des Alleenradw­egs noch einmal erhöht werden, meinte sie. Die CDU schloss sich an und schließlic­h auch der gesamte Stadtrat, sodass rund 3000 Euro dafür eingeplant werden.

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RP-FOTO: WER Xantens Verwaltung prüft, ob ein Teil der Klever Straße zur Fußgängerz­one erklärt wird. Dafür will sie die Anwohner nach ihrer Meinung fragen.
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RP-ARCHIVFOTO­S: ARFI, WER, AST, DPA Xantens Stadtrat hat einige Themen bearbeitet: Der Tus Xanten erhält einen Zuschuss für die Sport- und Freizeitfl­äche, das Fifty-Fifty-Taxi wird weiterentw­ickelt, der Außengastr­onomie wird die Sondernutz­ungsgebühr erlassen, für den Alleenradw­eg werden zwei Sitzbänke angeschaff­t.
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