Rheinische Post - Xanten and Moers
Gastronomen wünschen sich klares Konzept
Hoteliers und Gastronomen aus der Region hoffen, bald wieder öffnen zu können. Noch seien die Rahmenbedingungen allerdings unklar.
GRAFSCHAFT Am Freitag läuft in NRW die aktuelle Corona-Schutzverordnung aus. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt, das Impftempo steigt. Bei den mehr als 1200 Hoteliers und Gastronomen im Kreis Wesel wächst damit nach gut sechs Monaten Zwangspause die Hoffnung, trotz Corona bald wieder öffnen zu können. Was Kollegen in anderen Bundesländern dürfen, soll auch für sie gelten, fordert, wie berichtet, der Gaststättenverband.
Im Ortsteil Vluyn wartet Familie Venohr jedenfalls sehnsüchtig auf mehr Licht für die Gastronomie und den Hotelbetrieb. Zu Feiertagen bot das Landhaus Vluyner Stuben Speisekarten für Außer-Haus-Bestellungen. Für die geplante Öffnung der Außengastronomie hat Monika Venohr mit ihrer Mannschaft den Biergarten bereits startklar gemacht. „Wir wünschen uns mehr Sicherheit und von der Politik ein schnelleres und klareres Konzept“, sagt sie. „Familienfeiern wie Hochzeiten sind aktuell nicht planbar.“
Was in jedem Fall dringend nötig sei, seien Corona-Schutzregelungen für die Außenbewirtung, betont Venohr. Das Thema „Umgang mit Geimpften, Impfausweis, Testnachweis und Bewirtung von Nichtgeimpften“sei offen. „Wir brauchen außerdem eine klare Perspektive für eine Arbeitswoche“, ergänzt Tochter Janine Venohr. Ein Hin und Her mit der Konsequenz, dass später wieder Lebensmittel entsorgen müssen, dürfe es nicht geben. Auch kommt die Lieferbarkeit von Frischware zur Sprache. „Sie muss beschafft werden. Der Vorlauf fehlt. Das könnte ein Problem werden“, so Monika Venohr.
Ein zu schnelles Öffnen lehnen Kürsad und Atilla Koca, Eigentümer vom Viva Event- und Freizeitpark in Neukirchen, derweil ab. Vieles, wie die Gästeregistrierung oder Testung der Mitarbeiter, sei noch ungeklärt, sagen sie. „Sobald die Gäste den Biergarten betreten, heißt es: alles oder nichts. Das Gesamtkonzept muss passen“, so Atilla Koca.
Gelassen sieht Tim Gebauer einer Öffnung der Außengastronomie mit kleinen Snacks, Flaschenbier und gutem Wetter entgegen. Er hat zusammen mit Lukas Stappmann den Averdunkshof in Neukirchen gepachtet. Seit Anfang November ist ihre Gastronomie geschlossen. Die Zeit haben sie für Renovierungsarbeiten genutzt
„Wir freuen uns, die Türen für alle zu öffnen, aber wir brauchen Planbarkeit und einen Überblick über die Einschränkungen für unsere Gäste“, sagt Gebauer. „Wir können nicht Impfbescheinigungen kontrollieren. Unser Wunsch ist ein fälschungssicherer digitaler Check-in aus einer Hand, am besten die Corona-App. Ich befürchte aber, es wird aufgrund der mangelnden Zeit wieder ein Flickenteppich.“
Nicht in zwei, sondern eher in drei Wochen würden Gebauer und
DITTRICH/DPA
Stappmann entspannt eröffnen. „Wir nehmen es, wie es kommt“, sagen die Gastronomen. „Wir ärgern uns schon lange nicht mehr, aber ein langsamer Start wäre gut, sonst bekommen wir zu schnell wieder die Quittung.“
Zu einem Problem könnte nach Gebauers Vermutung die Beschaffung von Fassbier in der klassischen Lieferkette über Bierverleger und Brauerei werden. Johannes Lehmbruck, Bierbrauer in Saalhoff, gibt sich gewappnet. Seit März hat sich die kleine Privatbrauerei Geilings Bräu vorbereitet. Tanks und Fässer sind voll. „Kein Zeitproblem für uns. Wir liefern direkt an unsere Kunden ohne Zwischenhandel“, sagt der Braumeister und Inhaber.