Rheinische Post - Xanten and Moers

Neue Details im Prozess um Mord an Rocker Kai M.

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(atrie) Zum letzten Mal betritt der Kronzeuge am Mittwoch Saal 157 im Landgerich­t Duisburg. Bereits nach wenigen Minuten droht die Lage im Rocker-Prozess erneut zu eskalieren. Der Kronzeuge, ein ehemaliger Hells Angel aus Mönchengla­dbach, zieht sich den Pullover ins Gesicht und wird laut: „Meinen Sie, ich dachte damals, die bringen den Jungen um, und ich hätte gewusst, dass ich dann hier sitze und Sie diese ganzen Details wissen wollen?“

Es ist der 23. Tag im Prozess um den Mord an Kai M., einem Duisburger Rocker, dessen Leiche 2014 zerstückel­t im Rhein gefunden wurde, und die Anwälte seiner mutmaßlich­en Mörder haben wieder viele Fragen an den Kronzeugen. Wie oft war er bei Kai M. in der Wohnung? Wer war noch dabei? Warum rief er nach seinem Tod dessen Freundin an? Und was hat er ihr erzählt?

Noch immer befragt das Anwaltsduo von Francesco G., einem der mutmaßlich­en Haupttäter, den Kronzeugen. G. soll Kai M. zusammen mit dem untergetau­chten Rockerboss Ramin Y. aus Gladbach erschossen haben. Nach Y. wird mittlerwei­le internatio­nal gefahndet, er soll auch Drahtziehe­r von Anschlägen auf Synagogen in NRW sein.

Im weiteren Verlauf des Morgens erzählt der Kronzeuge dann von seinem ersten und einzigen Besuch bei Kai M. und dessen Freundin in Duisburg. Er sei mit einem anderen Mann zu ihm gefahren, der habe dort Anabolika gekauft. Ob noch weitere Personen in der Wohnung waren, weiß er nicht mehr.

Nach dem Tod von M. soll sich seine Freundin beim Kronzeugen gemeldet haben. Der will erst einige Tage später reagiert haben – und ihr auf Befehl von Ramin Y. gesagt haben, Kai M. sei in Belgien oder Holland. Von Gerüchten, es gebe ein Video, das zeigt, wie die Leiche zerteilt wird, will der Kronzeuge nichts gehört haben. Die Verteidigu­ng verweist auf eine Zeugin, die angibt, die Aufnahmen gesehen zu haben.

Der Kronzeuge gibt an, die Hells Angels längst verlassen zu haben. Warum er dann trotzdem seinen Mandanten zum Trauzeugen bei sener Hochzeit gemacht hat? „Hätte ich den Kontakt sofort komplett gekappt, weiß ich nicht, ob ich heute hier sitzen würde“, sagt er.

Im Dezember sind noch vier weitere Termine im Verfahren angesetzt. Der Kronzeuge wird jedoch erst im Januar wieder befragt.

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