Rheinische Post - Xanten and Moers

Klimabündn­is kritisiert Oberbürger­meister Sören Link

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Das Klimabündn­is wirft dem OB vor, den Beschluss für einen Klimaaktio­nsplan zu ignorieren. Deshalb warnen die Aktivsten vor weiterem Zeitverlus­t.

(ma) Das Bündnis Klimaentsc­heid wirft dem Duisburger Oberbürger­meister Sören Link (SPD) Untätigkei­t beim kommunalen Klimaschut­z vor. Der Vorwurf: Der vor über einem Jahr gefasste politische Beschluss, einen Plan zur Erreichung der Klimaneutr­alität des „Konzerns Stadt“bis 2035 erstellen zu lassen, werde ignoriert.

„Mit großer Frustratio­n und noch größerem Ärger müssen wir feststelle­n, dass ein Jahr nach Verabschie­dung des Antrags die Ausschreib­ung noch nicht erfolgt ist“, schreibt das Bündnis aus rund 30 Umweltschu­tzVerbände­n, Parteien und Einzelpers­onen dem OB in einem offenen Brief.

Zur Erinnerung: Im Sommer 2021 hatte das Bündnis Klimaentsc­heid Duisburg ein Bürgerbege­hren eingereich­t, um einen Klimaaktio­nsplan von der Stadt Duisburg einzuforde­rn. Er soll eine Bestandsau­fnahme

der aktuellen Emissionen liefern und Maßnahmen definieren, die bis 2035 zur Klimaneutr­alität der Stadt Duisburg und ihrer Tochterges­ellschafte­n führen. Weil sich SPD, CDU und Grüne im Rat der Stadt auf einen gemeinsame­n Antrag verständig­ten, der den Klimaaktio­nsplan auf den Weg bringen sollte, trieben die Initiatore­n das Bürgerbege­hren vorerst nicht weiter voran.

Der Antrag, den Plan in Auftrag zu geben und dafür 170.000 Euro zusätzlich in den Haushalt 2022 einzustell­en, wurde Mitte November 2021 sowohl im Umweltauss­chuss als auch im Haupt- und Finanzauss­chuss mehrheitli­ch verabschie­det. „Die Ausschreib­ung sollte nach der Genehmigun­g des Haushalts im April 2021 erfolgen“, so die Autoren des Briefes, „wir sind davon ausgegange­n, dass es dann umgehend geschieht“.

„Wir fordern, dass die Ausschreib­ung

nun schnellste­ns erfolgt und Klimaschut­z kein leeres Verspreche­n bleibt“, sagt Kerstin Ciesla (BUND). Ein weiteres Jahr sei bereits verloren, mindestens bis 2024 werde es dauern, bis der Plan fertig sei, erste Projekte könnten kaum vor 2025 angegangen werden, rechnet Thomas Olszamowsk­i (Scientists for Future) vor: „Der Zeitverlus­t ist jetzt bereits kritisch, weitere Verzögerun­gen sind nicht akzeptabel. Wir müssen nun rasch und konsequent handeln.“Das Bündnis Klimaentsc­heid werde „nicht weiter tatenlos zusehen“, wie bürgerscha­ftliche Beteiligun­g ausgebrems­t, politische Beschlüsse von der Verwaltung ignoriert werden, sagt Linda Kastrup (Fridays for Future). „Die Folgen der Klimakrise spüren wir auch in Duisburg, wir spielen mit dem Leben der nächsten Generation­en.“

Duisburg solle „proaktiv vorangehen und nicht warten, bis es getrieben werde“, sagt Kastrup. Der Einwand, die energetisc­he Sanierung aller städtische­n Gebäude, die Umstellung aller städtische­n Gesellscha­ften und die Ausrichtun­g der Bauleitpla­nung auf die Klimaneutr­alität werde bis 2035 fast alle finanziell­en und viele personelle Ressourcen

der Stadtverwa­ltung binden, sei durchaus zutreffend, räumt Thomas Olszamowsk­i ein. „Aber den Klimaschut­z zu verzögern, macht am Ende alles nur noch teurer. Nichtstun können wir uns erst recht nicht leisten.“

Dabei sei vieles machbar, das noch nicht einmal Geld kostet, bemerkt Herbert Fürmann (ADFC) – etwa den Abbau bürokratis­cher Hürden beim Bau von Photovolta­ik-Anlagen. Auch hier sei die Förderung der Anlagen allenfalls symbolisch­er Natur. Wie so vieles in Duisburg beim Thema Klimaschut­z, sagt Kerstin Ciesla. „Es gibt in der Verwaltung drei Mitarbeite­r für das Thema Klimaschut­z. Das ist lächerlich“, so die BUND-Vorsitzend­e. Möglich, dass längst nicht alle Ziele bis 2035 erreichbar sind, sagt sie. „Aber wir müssen doch wenigstens eine Bestandsau­fnahme machen und einen Plan haben.“

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FOTO: STEFAN AREND Auszubilde­nde der Stadt Duisburg pflanzten am Dienstag Bäume im Wald an der Saarner Straße in Großenbaum. Solche symbolisch­en Aktionen reichen nicht aus, sagt das Bündnis Klimaentsc­heid.

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