Rheinische Post - Xanten and Moers
Vom Lauf in Turin zum Leben in den USA
Studium und Laufen – das wird Rahel Brömmel, die einstige Leichtathletin des SV Sonsbeck, künftig in den Vereinigten Staaten an einem College unter einen Hut bringen. Doch bevor es so weit ist, steht noch ein Highlight in Europa an: die Cross-EM.
SONSBECK Wirklich damit gerechnet, dass sie am morgigen Freitag im Flugzeug nach Turin sitzen würde, hatte Rahel Brömmel nicht. Die Mittelstrecken-Läuferin, deren Stammverein der SV Sonsbeck ist, war ohne große Ambitionen zur Deutschen Crossmeisterschaft nach Löningen im Oldenburger Münsterland gefahren. „Ich hatte im Vorfeld der DM keinen Cross-Wettbewerb bestritten, deshalb wusste ich gar nicht so recht, wo ich leistungsstechnisch stehe“, sagt Rahel Brömmel. Doch dann lief es richtig gut für die 20-Jährige, die sich auf der etwas mehr als sechs Kilometer langen Strecke ziemlich gut zurechtfand. Und am Ende belegte Brömmel in der U23-Konkurrenz den vierten Platz. Das reichte letztlich sogar, um sich für die Europameisterschaft, die schließlich am Sonntag in Turin stattfindet, zu qualifizieren.
In Italien will sie das Rennen „vor allem genießen“, denn als Mittelstrecklerin sind die sechs Kilometer „eigentlich ein bisschen zu lang für mich“. Gänzlich ohne Ambitionen tritt Rahel Brömmel die Reise aber nicht an. „Mit der Mannschaft eine Medaille zu gewinnen, das wäre schon schön“, so die Sonsbeckerin, die im Oktober 2020 vom SV Sonsbeck zur LG Olympia Dortmund gewechselt war – wo sie aber mittlerweile ihre Zelte schon wieder abgebrochen hat. Denn schon bald steht für die junge Leichtathletin ein wesentlich größerer Umbruch in ihrem Leben an.
Sie will den Schritt in die Vereinigten Staaten wagen, wo sie zu Beginn des Jahres schon einmal in Arizona ein Trainingslager absolviert hatte. Zuvor hatte sie der Arkansas State University in Jonesboro (Arkansas) einen Besuch abgestattet, lernte dort auch Trainer und Team kennen. Dass Brömmels Freund Lasse Funck, ebenfalls ein Mittelstreckler, bereits seit geraumer Zeit an selber
Stelle studiert, ließ den Wunsch, es auch in den Vereinigten Staaten zu probieren, weiter reifen. „Ich spiele schon länger mit dem Gedanken, diesen Weg einzuschlagen. Und jetzt ist der Zeitpunkt ideal“, sagt Rahel Brömmel.
Ihr Plan sieht folgendermaßen aus: In Jonesboro möchte sie ein Sportwissenschaft-Studium beginnen. Bisher hatte sie in Dortmund auf Lehramt studiert. Gleichzeitig möchte sie auch ihre Sportler-Laufbahn weiter forcieren. „Ich kann in den USA beides wunderbar miteinander kombinieren, denn die dortige Uni steht voll hinter ihren Sportlerinnen und Sportlern.“Einen ersten Vorgeschmack auf das, was sie künftig erwartet, hat Rahel Brömmel bereits seit rund drei Monaten erhalten. Denn schon seit September trainiert sie nach den Plänen ihres neuen Trainers.
Am 1. Januar beginnt dann für Rahel Brömmel endgültig der neue Lebensabschnitt. Und die Vorfreude steigt schon jetzt ins Unermessliche: „Ich freue mich riesig auf das, was da auf mich zukommt“, sagt Brömmel und erwähnt in diesem Zusammenhang auch die „tollen Laufstrecken in der wunderbaren Naturkulisse“. Drei bis vier Jahre soll der USA-Aufenthalt nach ihrem Willen auf jeden Fall dauern, den Bachelor-Abschluss peilt Brömmel in den Staaten an. Mit einem konkreten Blick in die nähere sportliche Zukunft hat sie zunächst die Hallensaison im Visier, will erstmals die Meilen-Distanz laufen. In der dann folgenden Freiluft-Saison sollen die 1500 Meter im Fokus stehen. Aber auch Ausflüge auf die 800 oder 5000 Meter Meter will sich Rahel Brömmel offen lassen.
Und die Familie? „Die wird mich sicher vermissen. Aber auf der anderen Seite freuen sich alle auch für mich.“Und sie sich selbst noch um ein Vielfaches mehr.