Rheinische Post - Xanten and Moers
Mehrheit für Pachtvertrag mit dem DRK
Die Kontroverse um den Standort in Alpen für den Neubau eines Kindergartens, Tagespflege inklusive, ist entschieden. Die Verwaltung hat den Auftrag erhalten, das Kleinspielfeld auf dem Sportplatzgelände dafür zur Verfügung zu stellen.
ALPEN Es war angerichtet. Die Kerzen brannten. Die CDU kam sieben Minuten vor Sitzungsbeginn, angeführt von Bürgermeister Thomas Ahls, geschlossen in den Ratssaal. Die anderen Fraktionen hatten hier schon ihre Plätze eingenommen. Hinten saß Viktoria Alpen in Mannschaftsstärke. Spanien musste in die Verlängerung. Aber für die WM in Katar interessierte sich hier niemand. Alle waren gespannt auf die Entscheidung, um die im Vorfeld so heftig gestritten worden war. Gut eine Stunde nachdem der Ausschuss den Grundstücksdeal aus dem nichtöffentlichen Teil der Sitzung ans Licht geholt hatte, stand
„Hinter die Frage nach Wohnbebauung können wir hier wohl einen Haken setzen“
Thomas Ahls Bürgermeister in Alpen
fest: Der kleine Nebenplatz zwischen Kunstrasen-Feld und Feuerwehrgerätehaus wird Standort für den neuen Kindergarten mit angeschlossener Tagespflege, den das DRK Niederrhein bauen will. Mit den Stimmen von CDU und Grünen erhielt die Verwaltung den Auftrag, den Erbpachtvertrag mit dem DRK für das knapp 4300 Quadratmeter große Grundstück abzuschließen. SPD und FDP stimmten dagegen.
Auch die Viktoria-Verantwortlichen haben sich bis zuletzt heftig zur Wehr gesetzt. Jürgen Rischer, bis zum Sommer Geschäftsführer des Vereins, nutzte die Bürgerfragestunde vor Einstieg in die Tagesordnung, um noch mal den befürchteten Verlust des eigenhändig hergerichteten Trainingsplatzes für den kickenden Nachwuchs kritisch zu begleiten. Eine für den Klub entscheidende Frage hat der Ausschuss am Ende eindeutig beantwortet. Wohnbebauung bleibt auf dem Gemeindegrundstück vertraglich ausgeschlossen. „Ein kleiner Schritt“, so eine Stimme aus dem Viktoria-Tross.
Das DRK hatte ursprünglich am Standort auch Altenwohnungen vorgesehen und damit bei den Sport treibenden Nachbarn große Verunsicherung ausgelöst. Der Klub sah nachbarschaftliche Konflikte programmiert und Klagen wegen Ruhestörung und taghellem Flutlicht auf sich zukommen. Er fürchtete in der Folge Einschränkungen für den Sportbetrieb. „Dahinter können wir wohl einen Haken setzen“, sagte Bürgermeister Thomas Ahls. Das
DRK hatte von den geplanten Seniorenwohnungen schon Abstand genommen. Nun wird‘s auch noch festgeschrieben. Die Einwände des Klubs, so Ahls, würden ins formelle Verfahren zur Aufstellung des Bebauungsplans einfließen.
Wirklich zufrieden war die Viktoria-Delegation damit nicht. Sie äußerte einerseits erhebliche Zweifel an der Dringlichkeit für den Bau eines neuen Kindergartens, die sich bis zur Fertigstellung des Gebäudes weiter relativieren könne. Andererseits wurde angeführt, dass der Bedarf durch Flüchtlingsströme aus der Ukraine noch größer werden könne, sodass der geplante Kita-Bau für drei Gruppen schnell zu klein sei und das Grundstück kaum Erweiterungsmöglichkeiten zulasse.
Diese Sorge teilt man im Rathaus nicht. Die Fläche hinterm Schützenhaus in Menzelen-West, wo die Kirchengemeinde St. Ulrich den neuen Kindergarten St. Michael mit angeschlossener Tagespflege bauen will, sei ähnlich groß.
Grünen-Sprecher Peter Nienhaus äußerte zwar Verständnis für den Ärger im Lager des Sports, findet aber das „Hin und Her“der Viktoria auf dem Spielfeld der Argumentation „nicht überzeugend“. Schließlich sei das Hauptanliegen – Ausschluss von Seniorenwohnen – erfüllt. Dagegen habe eine Kommune eben auch die Pflicht, den Rechtsanspruch von Familien auf einen Kita-Platz zu erfüllen. Auch für Tagespflege gebe es vor Ort einen wachsenden Bedarf.
SPD-Sprecher Armin Lövenich erkennt den Bedarf an einer neuen Kita an. „Aber nicht an der Stelle.“Der sei aber nicht so dringlich, dass nicht noch Zeit bliebe, einen geeigneteren Standort zu finden und planerisch baureif zu machen. Zudem kritisiert er, dass die Gemeinde ihr Grundstück hier „weit unter Marktwert“verpachte und „Geld verschwendet“. Dem hielt der Bürgermeister entgegen, dass es um „Gleichbehandlung“gehe. St. Ulrich habe in Menzelen vergleichbare Konditionen. Außerdem müsse die Gemeinde froh sein, dass freie Träger ihr die Last abnähmen, eine ausreichende Kita-Versorgung sicherzustellen. Die Liberalen schlossen sich der Argumentation an.
Die CDU stimmte, wie angekündigt, für den Abschluss des Pachtvertrages mit dem Deutschen Roten Kreuz. Der Kita-Bedarf sei zweifellos dringlich, ihn zu bedienen, dulde keinen Aufschub, so Fraktionschef Frederik Paul. Alternative Standorte würden frühestens in vier Jahren baureif sein. Die Formel „Wo ein Wille, da ein Weg“sei „zu wenig“. Dann wurde abgestimmt. Die Entscheidung am Sportplatz stand. Und Spanien war ausgeschieden.
„Die Devise ,Wo ein Wille, da ein Weg‘ ist in diesem Fall zu wenig“
Fredrik Paul CDU-Fraktionsvorsitzender