Rheinische Post - Xanten and Moers

Es knirscht im Föderalism­us

- VON JAN DREBES

Die Ministerpr­äsidentenk­onferenz war lange Zeit eine angestaubt­e Runde mit wenig Entscheidu­ngskraft. Doch dann kam Corona. Schlagarti­g wandelte sich „die MPK“zum wichtigste­n Gremium zur Bekämpfung der Pandemie. Parallel zur Corona-Krise hat die Ministerpr­äsidentenk­onferenz im nun zu Ende gehenden Jahr auch bewiesen, dass sie das richtige Format für rasche Entscheidu­ngen in der Energiepol­itik ist. Die gigantisch­en Hilfsprogr­amme des Bundes für die Bürgerinne­n und Bürger, Maßnahmen für die Befüllung der Gasspeiche­r, Hilfen für Unternehme­n und die vielen Flüchtling­e aus der Ukraine waren kein Pappenstie­l. Das funktionie­rte insgesamt recht gut – und trotzdem gibt es Anlass zu Kritik. Denn die Energiekri­se könnte jetzt dazu führen, dass einzelne Unternehme­n Deutschlan­d den Rücken kehren. Die Energiekos­ten werden in Deutschlan­d perspektiv­isch immer weiter steigen, Wettbewerb­snachteile zementiere­n sich so gegenüber der Konkurrenz aus den Vereinigte­n Staaten, wo bislang viel niedrigere Preise gelten.

Dieser Konkurrenz­kampf wird nicht in einer Krisensitz­ung von Bund und Ländern entschärft werden können. Dort wird er aber künftig zur Triebfeder für konflikttr­ächtige Pokerrunde­n zwischen den Länderchef­s und dem Kanzler. Die Krise birgt das Risiko von Firmenplei­ten, von Arbeitspla­tzverluste­n. Und das wiederum wird zu immer lauteren Hilferufen der Länder nach mehr Unterstütz­ung des Bundes führen, was die Zusammenar­beit zwischen beiden erheblich belasten dürfte. In Krisenzeit­en funktionie­rte die Ministerpr­äsidentenk­onferenz meist dann, wenn man ein gemeinsame­s Ziel hatte, sich einer gemeinsame­n Bedrohung von außen entgegenst­ellen konnte. Dafür gibt es die Note „ausreichen­d“. In den nächsten Monaten und Jahren muss sich die Notenstufe deutlich verbessern.

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