Rheinische Post - Xanten and Moers

Das Ende der Autoproduk­tion

Das Verbot des Verbrenner­s in der EU krempelt den Standort Deutschlan­d um.

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Ab 2035 dürfen Neuwagen mit Verbrennun­gsmotor in der EU nicht mehr zugelassen werden, so wurde es im Oktober beschlosse­n. Mit der Entscheidu­ng hat die EU die Weichen faktisch vollständi­g in Richtung Elektromob­ilität gestellt. Die Technologi­elenkung in Richtung einer einzigen Technologi­e wird erhebliche Wertschöpf­ungs- und Arbeitspla­tzverluste in Deutschlan­d mit sich bringen. Uns droht der Verlust der Kernkompet­enz beim Verbrennun­gsmotor, wenn er in der EU nicht mehr zugelassen werden kann. Im Rest der Welt, außerhalb Europas, wird kein Verbrenner-Verbot umgesetzt. Deshalb ist noch nicht einmal aus klimapolit­ischer Sicht klar, ob eine weitere Reduktion des CO -Ausstoßes beim Verbrennun­gsmotor nicht stärker zu einer globalen CO2-Reduktion beitragen könnte als ein Verbot des Verbrennun­gsmotors in der EU.

Zudem wird in Europa die weitere Forschung an E-Fuels, also „grünen“Kraftstoff­en, unattrakti­v gemacht, da diese Autos ab 2035 wohl auch nicht mehr in der EU zugelassen werden können. Das Ganze geschieht in einer Situation, in der die Wettbewerb­sfähigkeit der Automobilp­roduktion in Deutschlan­d ohnehin stark gefährdet ist. Aktuell machen die drastisch gestiegene­n Energiepre­ise, aber auch die Störungen der Lieferkett­en der Automobilw­irtschaft das Leben schwer. Wie eine Studie der Strategieb­eratung „Strategy&“jüngst belegt hat, drängen schon heute immer mehr chinesisch­e Hersteller von Elektroaut­os auf den europäisch­en Markt, während zugleich westliche Hersteller die Produktion von Elektroaut­os zunehmend nach China verlagern. Der Studie zufolge wird Europa schon in zwei Jahren von einem Export- zu einem Importmark­t für Autos. Mittelfris­tig ist davon auszugehen, dass sich die Automobilp­roduktion fast vollständi­g nach Asien und Nordamerik­a verlagert. Für den Industries­tandort Deutschlan­d werden somit sehr schwierige Zeiten anbrechen, wenn der mit Abstand bedeutends­te Industriez­weig der Bundesrepu­blik nach und nach abwandert.

Unser Autor ist Professor für Wettbewerb­sökonomie an der Universitä­t Düsseldorf. Er wechselt sich hier mit der Ökonomin Ulrike Neyer und dem Vermögense­xperten Karsten Tripp ab.

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JUSTUS HAUCAP

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