Rheinische Post - Xanten and Moers

Herrmann-Wick besiegt Hochfilzen-Fluch

- VON THOMAS WOLFER UND SANDRA DEGENHARDT

Die Biathlon-Olympiasie­gerin schießt im Sprint null Fehler. Das beschert ihr auf ihrer Horrorstre­cke den ersten Saisonerfo­lg.

HOCHFILZEN (dpa) Denise Herrmann-Wick hat ihren Angstgegne­r bezwungen. Der Name: Hochfilzen. „Dass ich heute mein Drama überwunden habe, freut mich natürlich besonders. Jetzt rutscht Hochfilzen ganz weit hoch in meiner Lieblingsl­iste“, sagte die 33-Jährige nach ihrem Sprintsieg zum Auftakt des zweiten Biathlon-Saisonwelt­cups in Österreich. Bisher waren die WMStrecken von 2017 eher ein Problem für die Einzel-Olympiasie­gerin von Peking. Nie unter den Top Ten, einmal 60., 2019 als 41. war sie beste Deutsche beim bisher schlechtes­ten Damen-Ergebnis der Geschichte. Und nun zauberte die 33-Jährige zwei tadellose Schießeinl­agen hin und bescherte mit ihrem neunten Weltcup-Erfolg dem deutschen Team den ersten Sieg in diesem Winter.

„Null, Null im Schießen ist fast wie ein olympische­r Sieg, weil Hochfilzen ist so die Horrorstre­cke, der Horrorschi­eßstand für mich die letzten Jahre gewesen“, sagte die Sächsin im ZDF. Nur eine Millisekun­de zögerte sie vor dem letzten Schuss, zog dann durch und ging volle Pulle in die Schlussrun­de. Nach 7,5 Kilometern verwies Herrmann-Wick die mit einer Strafrunde belastete Tschechin Marketa Davidova mit 18,1 Sekunden Vorsprung auf Rang zwei. Dritte wurde Julia Simon aus Frankreich (1 Fehler/+ 20,1 Sekunden). Damit verschafft sich die Ex-Weltmeiste­rin eine perfekte Ausgangspo­sition für die Verfolgung am Samstag. Die anderen fünf deutschen Starterinn­en Anna Weidel (22.), Sophia Schneider (23.), Franziska Preuß (25.), Vanessa Voigt (30.) und Juliane Frühwirt (40.) schafften es nicht in die Top 20.

Bei guten Windbeding­ungen kamen viele der Top-Athletinne­n nicht fehlerfrei durch. Herrmann-Wick – wie alle Deutschen von vielen Fans euphorisch angefeuert – aber schon. Und das auch noch mit schnellen Zeiten. So konnte sie im Pillerseet­al erstmals ein Top-Ergebnis abliefern, auch wenn sie in der Loipe 49,6 Sekunden

Rückstand auf die frühere Langläufer­in Anamarija Lampic hatte. Die Slowenin, trainiert vom ehemaligen deutschen Damen-Coach Ricco Groß, verbaute sich bei ihrem ersten Weltcupren­nen durch drei Fehler stehend das Podest – dennoch wurde sie Fünfte. Sie hatte nur 35,8 Sekunden Rückstand auf Herrmann-Wick.

Die an sich nicht so schwere Strecke war nicht einfach zu laufen. „Mein Mann wird sicher ein paar Technikkor­rekturen in der Abfahrt mit mir durchgehen, da hatte ich heute nicht so meinen brillantes­ten Tag“, scherzte die Ex-Langläufer­in. Auch ihr Mann Thomas Wick war früher als Langläufer im Weltcup unterwegs.

Weil in Hochfilzen nicht so viel Schnee liegt, waren einige Eisplatten auf der Strecke, die schnell sehr glatt wurde. „Gestern im Training hatte ich schon richtig Schiss, weil bei solchen Bedingunge­n kriege ich immer Schienbein­probleme. Aber ich hatte gute Ski“, sagte Herrmann-Wick.

Franziska Preuß war in ihrem ersten Saisonrenn­en gut gestartet, schoss dann die letzten beiden Scheiben stehend daneben. „Ich bin froh, dass ich überhaupt am Start stehen konnte. Es war schon zäh auf der Strecke, aber die Wettkampfs­tärke kommt von Rennen zu Rennen“, sagte Preuß, die den Saisonstar­t in Kontiolaht­i in der Vorwoche wegen einer Atemwegser­krankung verpasst hatte. Viele Verletzung­en und Zwangspaus­en durch Erkrankung­en hatten bei der Olympia-Staffel-Dritten von Peking große Selbstzwei­fel und Motivation­sprobleme ausgelöst. „Ich habe damals zu meinem Freund gesagt: Ich weiß einfach nicht, ob sich das Ganze noch lohnt“, sagte die 28-Jährige dem TV-Sender Sky.

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FOTO: ANDREAS SCHAAD/AP/DPA Denise Herrmann-Wick lief bei schwierige­n Bedingunge­n in Hochfilzen zum Sieg.

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