Rheinische Post - Xanten and Moers
Wo das Herz der Realschule schlägt
Der Startschuss für 9,1 Millionen Euro teuren Neubau an der Heinrich-Pattberg-Realschule ist gefallen. Weitere Umbauten und Sanierungen sind geplant. Schulleiter Thomas Urner erklärt, warum die Maßnahmen wichtig sind.
MOERS Die Realschule – ein Auslaufmodell? In Moers definitiv nicht, im Gegenteil. Die Stadt investiert viel Geld, um die Heinrich-PattbergRealschule an der Uerdinger Straße gut für die Zukunft aufzustellen. Am Mittwoch fand der „erste Spatenstich“für den 9,1 Millionen Euro teuren Neubau einer „Mensa mit Verwaltung“statt. Eine Projekt-Bezeichnung, die laut Schulleiter Thomas Urner allerdings am Kern der Sache vorbeigeht. „Hier entsteht das neue Herz der Schule“, betonte er.
Neben einer Mensa mit Frischeküche werde der zweigeschossige Neubau nicht nur Räume für die Schulverwaltung bieten, sondern auch für den Hausmeister, den Schul-Sanitätsdienst, die Schulsozialarbeit, die Ganztagsverwaltung und die Schülerverwaltung, zählte Thomas Urner auf. Auch ein neues Lehrerzimmer wird entstehen. Das Gebäude solle auch ein „Wohlfühlort“für die Schulgemeinschaft sein, hieß es. Eine Terrasse im Obergeschoss wird dazu ihren Teil beitragen. Das Dach der Mensa wird begrünt, auch zwei Photovoltaik-Anlagen werden installiert. Zum Neubau-Paket gehören auch zwei Bewegungs-Parcours auf dem Schulhof, einer für die jüngeren und einer für die älteren Schüler. So können sich die Schüler-Generationen altersgerecht „austoben“, ohne einander ins Gehege zu kommen.
Lange war darüber diskutiert worden, ob und wie die Realschule saniert, modernisiert, erweitert wird, bevor der Ratsbeschluss zum Neubau der Mensa im November 2019 erfolgte. Thomas Urner zeigte sich froh, dass die Stadt Moers schließlich ihre „Verantwortung akzeptiert“habe, auch gegenüber Schülern aus benachbarten Städten. Die Moerser Realschule sei nämlich auch bei Jugendlichen zum Beispiel aus Duisburg oder Krefeld beliebt. „Wir haben ein attraktives Profil“, sagte Urner. „Wo sonst gibt es Kunst, Technik oder Informatik als Hauptfach?“645 Mädchen und Jungen besuchen derzeit die Realschule. „Wir sind stabil vierzügig. Und das aus eigener Kraft. Wir sind nicht auf Schüler angewiesen, die in anderen Systemen abgewiesen wurden.“
Und was passiert mit der bestehenden Mensa? „Sie wird unser musisch-künstlerisches Zentrum“, erläuterte der Schulleiter. Die entsprechenden Fächer werden künftig dort unterrichtet. Ein Atrium dient dann als Aufenthaltsort und Ausstellungsfläche.
So sehr sich der Schulleiter über den Baubeginn für das neue „Herz“ der Schule freute: Aus pädagogischer Sicht noch wichtiger seien die Maßnahmen, die sich in einem weiteren Bauabschnitt an die Fertigstellung des Neubaus ab 2024 anschließen sollen. Dann geht es an die Bestandsgebäude der nach dem
Bergbau-Pionier Heinrich Pattberg benannten Schule. Deren ältesten Teile stammen vom Anfang des 20. Jahrunderts und beherbergten damals eine Bergbau-Schule. Erweiterungen erfolgten in den 1950er, 1990er und 2000er Jahren. Architektin
Bibiana Grosser sprach am Donnerstag von einer „kleinen Zeiteise“für die Planer.
Die mehr oder minder betagten Bestandsgebäude sollen barrierefrei werden und Aufzüge erhalten. Vor allem aber sollen Räume, die dank des Mensa-Neubaus leergezogen werden können, zu „Lernbereichen“umgebaut werden, die einen neuen Unterrichtsstil erlauben. Weg vom Frontalunterricht, Lernen in Teams und themenbezogenes Lernen, lauteten die Stichwörter. „Das Wissen steckt heute nicht in den Köpfen, sondern zwischen den Köpfen“, sagte der Schulleiter. Und: „Lehrer sind nicht die Experten für das Lehren, sondern das Lernen.“
Wie teuer der zweite Bauabschnitt wird, steht noch nicht fest. Was die Mensa angeht, zeigte sich Schulleiter Urner aber überzeugt, dass das Geld gut angelegt sei. Die Bildungslandschaft der Stadt werde profitieren. Und: „Was wir hier bauen, steht 30 Jahre. Minimum.“