Rheinische Post - Xanten and Moers
Tödlicher Unfall hat juristisches Nachspiel
Vor einem Jahr kam bei einem Zusammenstoß zweier Autos in Rheinberg ein Mann ums Leben. Zunächst sah es so aus, als habe er den Unfall verursacht. Nun wurde allerdings Anklage gegen den Fahrer des anderen Wagens erhoben.
RHEINBERG Am Sonntag jährt sich zum ersten Mal ein schwerer Verkehrsunfall in Rheinberg, der von Beginn an Fragen aufwarf. Bald könnten sie geklärt werden: Der Unfall auf der Xantener Straße (L137) zwischen Rheinberg und Ossenberg, bei dem ein Mann ums Leben kam, wird ein juristisches Nachspiel haben.
Am Abend des 11. Dezember 2021, es war ein Samstag, prallten um 21.37 Uhr in Höhe einer Verkehrsinsel zwei Fahrzeuge zusammen. Der eine Fahrer starb, zwei weitere Menschen wurden schwer verletzt. Wie die Polizei damals nach den ersten Ermittlungen mitteilte, war der 53-Jährige aus Richtung Rheinberg gekommen und auf der Xantener Straße (L137, früher B57) in Richtung Xanten unterwegs gewesen. In Höhe des Chemie-Unternehmens Solvay sei er frontal mit dem Auto eines Mannes (27) aus Kamp-Lintfort zusammengestoßen. Das Fahrzeug des Oberhauseners sei durch die Kollision gegen einen Straßenbaum geschleudert worden. Der 53-jährige Fahrer sei im Wagen eingeklemmt und so schwer verletzt worden, dass er am Unfallort starb. Der andere Autofahrer, der 27-jährige Mann aus KampLintfort, verletzte sich schwer, aber nicht lebensgefährlich, genauso wie sein Beifahrer, ein 23-Jähriger aus Rheinberg. Beide wurden mit Rettungswagen in Krankenhäuser gebracht. An den Autos entstand erheblicher Sachschaden. Sie wurden sichergestellt. Die Unfallursache war zunächst unklar.
Ein Verkehrsunfall-AufnahmeTeam des Polizeipräsidiums Essen wurde angefordert, genauso wie ein Mitarbeiter des Verkehrskommissariats der Kreispolizeibehörde Wesel. Außerdem wurde ein Sachverständiger hinzugezogen. Die Xantener Straße blieb damals für die Unfallaufnahme zwischen Werftstraße und Zollstraße bis weit in die Nacht hinein komplett für den Verkehr gesperrt. Einheiten der Feuerwehr Rheinberg und die Werkfeuerwehr Inovyn waren ebenfalls im Einsatz.
Zunächst wurde davon ausgegangen, dass der verstorbene Oberhausener mit seinem Wagen in den Gegenverkehr geraten sei und dadurch den Zusammenstoß mit dem anderen Fahrzeug verursacht habe. An dieser Darstellung hat der Sachverständige laut Polizeiangaben allerdings Bedenken geäußert. Offenbar geriet der Wagen des jungen KampLintforters in den Gegenverkehr. Die Staatsanwaltschaft hat zwischenzeitlich Anklage gegen den 27-jährigen Kamp-Lintforter erhoben. Die Anklageschrift liegt inzwischen beim
Amtsgericht Rheinberg. Das bestätigte das Gericht auf Nachfrage. Über die Eröffnung des Verfahrens sei allerdings noch nicht entschieden worden. Einen Termin für eine Verhandlung gebe es noch nicht. Vor März sei damit auch nicht zu rechnen, mutmaßte das Amtsgericht Rheinberg. Nähere Angaben wollte es nicht machen, genauso wenig wie die Staatsanwaltschaft.
In Zusammenhang mit dem Unfall könnte auch ein Verkehrsschild eine Rolle spielen. Die Polizei teilte zwei Tage nach dem Unfall mit, dass festgestellt worden sei, dass auf der Querungshilfe an der Xantener Straße kein Verkehrsschild („Vorgeschriebene Vorbeifahrt – rechts vorbei“) mehr auf der Verkehrsinsel gestanden habe. Es habe einige Meter weiter im Grünstreifen gelegen. Es stellte sich heraus, dass sich an der Unfallstelle bereits zwei Abende zuvor gegen 19 Uhr ein Verkehrsunfall mit Sachschaden ereignet hatte. Dabei war das Verkehrsschild beschädigt worden. Die Stadt Rheinberg hatte ein neues Verkehrszeichen provisorisch mit einem Standfuß aufstellen lassen. Eine Polizeistreife habe festgestellt, dass am 10. Dezember gegen 23 Uhr das provisorische Schild noch an Ort und Stelle gestanden habe. Unbekannte müssen es danach in den Graben geworfen haben. Nur einen Tag später ereignete sich der tödliche Unfall.