Rheinische Post - Xanten and Moers

Xanten baut neue Flüchtling­sunterkunf­t

Der Stadtrat hat die überarbeit­eten Pläne beschlosse­n. Der Neubau wird größer – und könnte trotzdem nicht reichen.

- VON MARKUS WERNING

XANTEN Die Stadt Xanten baut am Küvenkamp eine dritte Flüchtling­sunterkunf­t. Der Stadtrat hat die Verwaltung am Dienstagab­end damit beauftragt. Vorgesehen ist ein zweigescho­ssiges Gebäude in Holzmodulb­auweise. In den zwölf Wohneinhei­ten werden bis zu 56 Menschen leben können. Sollte Xanten noch mehr Flüchtling­e unterbring­en müssen, lässt sich die Kapazität auf 112 Personen verdoppeln. Die Kosten für den Neubau schätzt die Verwaltung auf rund vier Millionen Euro. Voraussich­tlich bekomme Xanten dafür einen zinslosen Kredit von der landeseige­nen NRW Bank, sagte Bürgermeis­ter Thomas Görtz.

Hintergrun­d ist, dass die Kommunen verpflicht­et sind, die ihnen zugewiesen­en Flüchtling­e aufzunehme­n und unterzubri­ngen. In Xanten ist diese Zahl in diesem Jahr allein bis August von 194 auf 323 gestiegen, also um 60 Prozent. Ein Grund ist Russlands Angriff auf die Ukraine. Die Verwaltung rechnet deshalb auch noch mit weiteren Flüchtling­en. Xanten fehlen jedoch Plätze, um die Menschen unterzubri­ngen.

Deshalb hat die Verwaltung im Spätsommer vorgeschla­gen, dass die Stadt am Küvenkamp zusätzlich zur aktuellen und zur ehemaligen Unterkunft ein weiteres Gebäude errichtet – es wird Küvenkamp III genannt. Dafür legte sie auch einen Vorschlag vor. Die Politik und der Arbeitskre­is (AK) Asyl forderten Änderungen. Sie wurden von Verwaltung und DBX eingebaut. Dadurch wird das Gebäude aber größer und auch teurer – zuletzt waren die Kosten auf 2,5 Millionen Euro geschätzt worden.

Über den neuen Entwurf beriet am Dienstagab­end der Stadtrat. Dazu hatte die Verwaltung die neuen Pläne vorgelegt. Sie wurden bei einer Enthaltung angenommen. „Wir sollten keine weitere Zeit verlieren“, sagte zum Beispiel Pankraz Gasseling (CDU). Görtz hatte vorher erklärt, dass die Verwaltung plane, im Januar Flüchtling­e in städtische­n Ferienwohn­ungen unterzubri­ngen oder dafür Hotelzimme­r anzumieten, weil sie die Menschen anders nicht mehr unterbring­en könne.

Die Unterkunft soll bis zum Sommer 2023 errichtet werden. Wie aus den Unterlagen hervorgeht, wird es ein Gebäude mit fünf Wohneinhei­ten im Erdgeschos­s und sieben im Obergescho­ss. Die Eingänge liegen nach außen. Es gibt keinen innen liegenden Hausflur. Die Wohneinhei­ten in der oberen Etage sind über zwei Treppenhäu­ser und einen Laubengang zu erreichen. Im Erdgeschos­s befinden sich ein Waschraum, ein

Technikrau­m und Räume für Hausmeiste­r und Betreuer.

Die Wohneinhei­ten sind unterschie­dlich groß, um flexibel auf Zuweisunge­n reagieren zu können. Zwischen zwei und sechs Menschen können in den Wohneinhei­ten leben. Grundsätzl­ich sind pro Schlaf- und Wohnzimmer zwei Betten vorgesehen. Hinzu kommt pro Wohneinhei­t eine Küche mit einem Aufenthalt­sbereich und ein Badezimmer (in größeren Wohneinhei­ten zwei).

Sollte Xanten weitere Flüchtling­e zugewiesen bekommen und keine anderen Möglichkei­ten für eine Unterbring­ung mehr haben, kann die Kapazität der neuen Unterkunft erweitert und sogar verdoppelt werden. Dafür würden die Einzelbett­en durch Etagenbett­en ersetzt. Bis zu 112 Menschen könnten dadurch in dem Gebäude wohnen. Die Wohneinhei­ten würden dann mit vier bis zwölf Personen belegt werden.

Genau deshalb kritisiert der Arbeitskre­is Asyl die Pläne. In einer Stellungna­hme schrieb er, dass der neue Entwurf besser sei als der erste, da keine „Massenbele­gung von bis zu 16 Personen“in einer Wohneinhei­t mehr vorgesehen sei. Aber das Ziel, dass maximal sechs Menschen zusammenle­ben müssten, sei nicht erreicht worden. Der Arbeitskre­is Asyl warnte deshalb vor einem Konfliktpo­tenzial. Diese Gefahr sieht er auch für das gesamte Areal, wenn alle drei Unterkünft­e voll belegt sein sollten. Dann würden etwa 300 Menschen auf dem Gelände leben.

Dieses Risiko wurde auch in der Ratssitzun­g gesehen. Zwar sprachen verschiede­ne Stadtveror­dnete von einer Verbesseru­ng gegenüber den ersten Überlegung­en. Zum Beispiel Peter Hilbig (FBI) dankte der Verwaltung dafür, dass sie mit kleineren und flexiblere­n Wohneinhei­ten plane. Olaf Finke (SPD) nannte den neuen Entwurf „pratikabel“. Tanko Scholten (Fox) bezeichnet­e die Pläne einen „deutlichen Fortschrit­t“. Trotzdem warnte unter anderem auch er davor, die neue Unterkunft bis zum Maximum zu belegen. Sie sei nur eine „bessere Jugendherb­erge“, sagte Scholten. Das Gebäude sei dafür gedacht, dass Menschen vorübergeh­end eine Unterkunft hätten, bis sie eine eigene, größere Wohnung gefunden hätten. Auch Richard Lipp (Max) sprach sich gegen eine Maximalbel­egung aus. Anja Buchmann (Grüne) bat die Bevölkerun­g, zu prüfen, ob sie geflüchtet­en Menschen Wohnraum zur Verfügung stellen könne.

Außerdem machten mehrere Stadtveror­dnete deutlich, dass sie von weiteren Zuweisunge­n ausgehen. Valérie Petit und Peter Hilbig (beide FBI) sprachen sich deshalb dafür aus, dass bereits über einen neuen Standort für eine Unterkunft nachgedach­t wird. Dem schloss sich Bürgermeis­ter Thomas Görtz (CDU) an. Der Standort Küvenkamp werde mit dem neuen Gebäude „ziemlich voll“sein. Wenn Xanten also nach Küvenkamp III noch eine Unterkunft bauen müsse, brauche sie dafür einen anderen Standort. Auch Volker Markus (SPD) unterstütz­te diese Überlgeung­en. Petit sagte außerdem, dass es mit dem Neubau nicht getan sei: „Vor uns liegt eine große Aufgabe: die Integratio­n dieser Menschen. Damit können wir den Arbeitskre­is Asyl nicht allein lassen.“

Der Xantener Stadtrat hat die Zulässigke­it des Einwohnera­ntrages zum geplanten Neubau des Stiftsgymn­asiums festgestel­lt. Er beschloss außerdem, dass inhaltlich in der Sitzung am 9. März 2023 darüber gesprochen und abgestimmt werden soll. Vorher sollen sich die zuständige­n Ausschüsse damit befassen. Zwei Gegner des geplanten Neubaus, Beate Kempkens und Vera Koppers-Dams, haben beantragt, „den Beschluss vom 5. Oktober 2021 zum Neubau des städtische­n Stiftsgymn­asiums Xanten zurückzune­hmen“. Damit sich der Stadtrat mit einem Einwohnera­ntrag befassen muss, muss er in einer Stadt von der Größe Xantens von mindestens fünf Prozent der Bevölkerun­g oder 1081 Bürgerinne­n und Bürgern unterschri­eben sein. Unterstütz­t von Grünen, Fox und Max sammelten Kempkens und Koppers-Dams 1505 Unterschri­ften, wie die Verwaltung nach Durchsicht der Unterlagen feststellt­e. Das Quorum wurde also erfüllt. Die Gegner eines Neubaus sprechen sich für eine Sanierung der bestehende­n Gebäude aus.

Klever Straße Der Abschnitt zwischen Mitteltor und Klever Tor ist testweise eine Fußgängerz­one. Die Stadt Xanten hat in einer Umfrage wissen wollen, wie der Probelauf in der Bevölkerun­g angekommen ist. Vom 2. bis zum 30. November konnten Anwohner, Gewerbetre­ibende, Einwohner und Besucher online angeben, ob sie eine Fußgängerz­one auf dem kompletten Abschnitt oder nur auf einem Teil davon gut oder schlecht finden und ob sie für eine Beibehaltu­ng der Fußgängerz­one sind. 218 Menschen haben teilgenomm­en. Die Stadt werde die Ergebnisse bald bekannt geben, kündigte Bürgermeis­ter Thomas Görtz an. Aus seiner Sicht habe jede abgegebene Stimme das gleiche Gewicht, egal ob sie von einem Anwohner oder jemand anderem komme. 218 Teilnehmer seien auch „eine ausreichen­de Legitimati­on“. Der Stadtrat solle dann im Frühjahr entscheide­n, ob das Stück der Klever Straße oder auch nur ein Teil – zum Beispiel von der Rheinstraß­e bis zum Mitteltor – eine Fußgängerz­one bleibe. Petra Strenk (Fox) hatte sich nach den Ergebnisse­n der Umfrage erkundigt. 2021 hatte es einen ersten Testlauf gegeben. Danach wurden Anwohner und anliegende Gewerbetre­ibende befragt. Damals gab es Befürworte­r und Gegner.

Silvesterf­euerwerk Von der Stadt ist kein zentrales Silvesterf­euerwerk geplant. Genauso wenig wie in früheren Jahren. Die Stadt Xanten plant aber auch keine Einschränk­ungen oder Regulierun­gen für private Feuerwerke an Silvester, wie Bürgermeis­ter Thomas Görtz in der Ratssitzun­g erklärte. Rolf Peter Weichold von den Grünen hatte sich danach erkundigt.

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GRAFIKEN: STADT XANTEN Die Entwürfe der Stadt zeigen, wie die neue Flüchtling­sunterkunf­t aussehen soll. Die oberen Wohneinhei­ten werden über Treppen und einen Laubengang erreicht.
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